Julia Extra Band 0326
Figur des Fremden sprach. Sich von ihm beschützt zu wissen, war bestimmt überwältigend! Und eine verführerische Vorstellung …
Ein wohliger Schauer lief über ihren Rücken, trotzdem gab sie sich einen Ruck und versuchte nun doch, wenn auch widerstrebend, ihm ihren Arm zu entziehen. Als sie seinem besorgten Blick begegnete, errötete sie und schlug die Augen nieder.
„Mir geht es schon wieder … oh!“, machte sie erschrocken, als sie von einem vorbeieilenden Passanten angerempelt wurde. „Verzeihung …“
„ Sie entschuldigen sich bei ihm ?“ Ihr Retter murmelte etwas Unverständliches und sandte dem Tölpel, der sie fast zu Fall gebracht hatte, einen derart mörderischen Blick hinterher, dass Maggie froh war, nicht an seiner Stelle zu sein.
„Aber ich …“ Sie schluckte und riss sich zusammen. „Danke, dass Sie mich gerettet haben. Sie sind sehr freundlich.“
Ihre warme Stimme mit dem heiseren Timbre war für ihn eine Überraschung. Aber keine unangenehme.
„Sie sind Engländerin?“
Maggie nickte.
Wenn er noch eine Bestätigung gebraucht hätte – hier war sie. Rafael erinnerte sich noch sehr gut, dass Angelina von ihren Eltern nach England verschifft worden war, um dort ihr Kind auf die Welt zu bringen. Sie ging nicht ins Detail, als sie es ihm erzählte, aber auch so konnte er sich vorstellen, wie es für ein sechzehnjähriges Mädchen gewesen sein musste, von der Familie getrennt zu werden, wenn sie die am nötigsten brauchte.
Maggie sah das kurze Aufflackern in den silbergrauen Augen und interpretierte es als Überraschung. Ähnliche Reaktionen waren ihr während der Bustour immer wieder begegnet, wenn die Leute erfuhren, dass sie keine Südländerin war. Mehr als einmal hatte sie auf Fragen nicht antworten können, weil man sie wie selbstverständlich auf Spanisch ansprach.
So war es nur natürlich, wenn sie mehr denn je über die eigene Herkunft nachgrübelte. Zum ersten Mal im Leben unterschied sie sich wegen ihres olivfarbenen Teints und dem schwarzen Haar nicht mehr von den Menschen um sich herum.
Ungebeten stieg die Erinnerung an Simons triumphierendes Grinsen in ihr auf, als die Detektei, die er ohne ihr Wissen engagiert hatte, schließlich herausfand, dass in ihren Adern nicht nur romanisches Blut floss, sondern ihre leibliche Mutter sogar zu einer der ältesten Adelsfamilien Spaniens gehörte.
„Wie Mutter bereits vermutete, erklärt das dein Temperament und deinen bronzefarbenen Hautton“, hatte Simon ihr zufrieden eröffnet. „Wenn sich deine Familie dazu entschließen könnte, dich offiziell anzuerkennen, würde uns also kein Schaden daraus entstehen. Allerdings gilt es nach wie vor, in dieser Angelegenheit sehr sensibel vorzugehen und …“
Weiter hatte sie ihm gar nicht mehr zugehört. „Du hast darüber mit deiner Mutter gesprochen?“
Simon zeigte sich absolut unempfänglich für die unterschwellige Wut in ihrer Stimme. „Immerhin war es ihre Idee, eine Detektei zu beauftragen“, erklärte er stolz. „Und ich weiß auch, was du jetzt denkst. Wie kann es passieren, dass die Tochter einer spanischen Adelsfamilie von einem ganz ordinären englischen Paar adoptiert wurde …“
An dem Punkt hatte Maggie zum Glück ihre Stimme wiedergefunden, um weitere Spekulationen von Seiten ihres Verlobten ein für alle Mal zu stoppen. In knappen Worten teilte sie Simon mit, dass sie weder an der Familie ihrer leiblichen Mutter interessiert sei, noch an einer Heirat und zukünftigen Familie mit ihm.
Es hatte zwar noch eine Weile gedauert, bis sie ihren Verlobten davon überzeugen konnte, dass es ihr damit wirklich ernst war, doch dann entlud sich sein Frust in einem Tobsuchtsanfall, der ihr eine Seite seiner Natur offenbarte, von der sie bisher nicht die leiseste Ahnung gehabt hatte.
Mit einer heftigen Geste schleuderte Maggie ihren Pferdeschwanz über die Schulter nach hinten, verbannte die unliebsamen Erinnerungen in den Hinterkopf und konzentrierte sich lieber wieder auf ihr attraktives Gegenüber.
Zum Glück sprach er so gut Englisch, dass die Verständigung zwischen ihnen kein Problem darstellte. Wenn es überhaupt eines gab, dann war es ihre überschäumende Fantasie, die Maggie dazu verführte, sich auszumalen, wie gut er wohl die nonverbale Kommunikation beherrschte.
„Sie sind mit Ihrer Familie hier?“, fragte Rafael unvermittelt.
Maggie schüttelte den Kopf und verwünschte ihre ungewohnte Schwerzüngigkeit und das verrückte Gefühl, er könne ihre
Weitere Kostenlose Bücher