Julia Extra Band 0326
unvorbereitet in unbekannte Gewässer zu springen. Ich wollte Simon beweisen … oder vielleicht auch Millie …auf jeden Fall ist in der letzten Zeit eine ganze Menge schiefgelaufen in meinem Leben.“
„Manchmal ist es besser, die Vergangenheit hinter sich zu lassen.“
Maggie schaute ihn an. Ob er wirklich dachte, sie hätte eine Vergangenheit? Bis auf das relativ kurze und unerfreuliche Intermezzo mit Simon war sie ein unbeschriebenes Blatt, was Sex und Männer betraf.
Lieber Gott, lass mich nicht als Jungfrau sterben! sandte Maggie ein Stoßgebet zum Himmel.
Doch dann versuchte sie, sich zusammenzureißen und eine adäquate Antwort zu formulieren. „Aber macht uns denn nicht die Vergangenheit zu dem, was wir heute sind?“
„Ich schaue lieber nach vorn als zurück“, behauptete er mit fester Stimme.
Aber wie würde er an die heutige Nacht zurückdenken? Ob ihn nie Reue übermannte, wenn er aus Vernunftgründen der Versuchung widerstand, die ihn langsam in den Wahnsinn zu treiben drohte? Oder bestand die Versuchung nur deshalb, weil Maggie für ihn unerreichbar war? Und warum sollte sie es überhaupt sein? Sie waren zwei erwachsene Menschen, zwischen denen es von der ersten Sekunde an spürbar geknistert hatte …
„Woran hast du gedacht, als ich ins Zimmer kam?“, fragte Rafael unvermittelt. „Du schienst tief in Gedanken versunken zu sein.“
„Ich denke, du interessierst dich nicht für Vergangenes?“
In seinen dunklen Augen blitzte Anerkennung auf und noch etwas anderes, das Maggie erröten ließ. „Touché!“
Seltsam, wenn Simon sie anschaute, hatte sie sich nie attraktiv und begehrt gefühlt. Doch seit sie Rafael begegnet war, sah sie sich selbst zum ersten Mal mit anderen Augen. „Du hast ein sehr beeindruckendes Zuhause.“
„Versuchst du etwa das Thema zu wechseln?“
„Ja.“
Rafael erhob sich vom anderen Ende des Sofas und rückte dichter an Maggie heran. „Geht es dir inzwischen besser?“
„Ja, aber ich fühle mich noch ziemlich erschüttert …“ Ihre Stimme wurde brüchiger, als er die Hand ausstreckte und ihr mit einem Finger sanft über die Wange strich. „Ich frage mich die ganze Zeit: Was hätte geschehen können, wenn du mich nicht dorthin gebracht hättest, und die Kinder …“
„Sie sind gerettet worden. Ihnen geht es gut, und dir geht es gut. Dieses was wäre gewesen wenn führt zu gar nichts.“
Maggie schaute ihn nachdenklich an. „Aber was …?“
„Schluss jetzt, Maggie!“, befahl er streng und küsste sie kurz und fest auf den Mund. Das brachte sie endgültig zum Verstummen. „Deine Lippen sind so weich und süß …“ Irritiert fuhr Rafael sich mit der Hand über die Augen. „Es ist spät. Wir sollten zu Bett gehen.“
Nie in seinem Leben hatte er sich so heftig zwischen Pflicht und Neigung hin- und hergerissen gefühlt.
Maggie seufzte leise auf, und was er in ihren Augen las, ließ sein Herz schneller schlagen und das Blut wie flüssige Lava durch seine Adern jagen.
„Ich glaube, das ist keine so gute Idee, Maggie …“, hörte er sich sagen. Seine Stimme war so rau, dass er sie selbst kaum erkannte.
Das weiche Lächeln verschwand von ihren Lippen, und mit einer rührend tapferen Geste hob sie stolz ihr Kinn. „Ich bin ein wenig müde, aber nicht betrunken“, informierte sie ihn ernst.
„Das weiß ich doch.“
Skrupel konnte man auch übertreiben, entschied Rafael spontan für sich. Wem wäre damit geholfen, wenn er Maggie und sich einer Liebesnacht beraubte, die bestimmt wundervoll und einmalig sein würde?
„Dieser Tag hatte eigentlich gut angefangen“, sinnierte sie laut. „Doch dann ist daraus der schlimmste Tag meines Lebens geworden. Du hast gut lachen, Rafael, aber ich fühle mich wie eine Idiotin!“
„Das bist du nicht“, erwiderte er lächelnd. „Aber du hast einen Schmutzfleck … genau hier“, behauptete er und küsste sie auf die Nasenspitze.
Rede dir jetzt bloß nichts ein! hielt Maggie sich vor. Es ist nur eine freundliche, unbedachte Geste! „Es ist schon in Ordnung, dass du dich nicht von mir angezogen fühlst“, sagte sie laut. „Du bist wahrlich nicht der erste Mann, der keine Mühe hat, mir zu widerstehen.“ Sie versuchte, jeden Hauch von Bitterkeit aus ihrer Stimme zu verbannen. „Ich nehme das auf keinen Fall persönlich und …“
„Halt den Mund, Maggie …“
Rafael legte einen Finger unter ihr Kinn, und der unverhohlene Hunger in seinen Augen ließ sie um Atem ringen. Maggie fühlte, wie
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