Julia Extra Band 0327
steht bereit. Wenn du fertig bist, müssen wir los!“
„In Ordnung“, entgegnete Lucy ruhig, obwohl es in ihrem Inneren brodelte. Aristoteles’ Worte und sein betont lässiges Verhalten bestätigten nur ihre geheimen Ängste. Dass er nur ein wenig Spaß und Abwechslung gesucht hatte und dass es ihm jetzt wieder um seinen wahren Lebensinhalt ging, nämlich ums Geschäft.
Als Lucy aus der Dusche trat, stand ihr Entschluss fest: Sie musste wieder auf Distanz zu Aristoteles gehen, wenn sie nicht an ihrer Liebe zu ihm zerbrechen wollte.
Nach einem anstrengenden Arbeitstag in seinem Athener Büro kamen Lucy und Aristoteles spät abends zurück ins Hotel. Aristoteles ergriff fast automatisch Lucys Arm, als er sie den Flur entlang zu ihrer Suite geleitete. Lucy betete leise, dass er keine Anstalten machen würde, sie auf ihr Zimmer zu begleiten. Kaum hatte Aristoteles ihre Tür mit der Schlüsselkarte geöffnet, da trat sie auch schon ein und blieb im Türrahmen stehen.
„Ich bin fix und fertig. Ich glaube, ich gehe sofort ins Bett!“
„Gute Idee“, entgegnete Aristoteles und versuchte, sich an ihr vorbei ins Zimmer zu schieben. Doch Lucy hielt ihn energisch davon ab. „Ich meine, dass ich alleine ins Bett gehe. Wie du selbst gesagt hast, liegt eine anstrengende Woche vor uns. Und … ich bin müde!“
Aristoteles sah Lucy fragend an. Eine ungeheure Enttäuschung stieg angesichts ihrer Worte in ihm auf. Er betrachtete ihr Gesicht und stellte überrascht fest, dass sie schlecht aussah. Den ganzen Tag über hatte Aristoteles es vermieden, Lucy in die Augen zu schauen, denn sie hatte ihn schwacher erlebt, als er es sich je verzeihen könnte … Nun also erst bemerkte Aristoteles die dunklen Schatten unter Lucys Augen und den gequälten Ausdruck auf ihrem Gesicht. Fast hätte er ein schlechtes Gewissen bekommen, weil er sie am Morgen so abrupt aus dem Bett gescheucht und den ganzen Tag über nicht wirklich mit ihr gesprochen hatte.
Und dann war da noch ein anderes Gefühl: Lust. Am liebsten hätte Aristoteles Lucy auf der Stelle ausgezogen und sich seiner Begierde hingegeben. Doch das durfte er ihr gegenüber nicht zugeben. Sollte sie ruhig diese Nacht alleine verbringen, in der nächsten Nacht würde sie ihn schon wieder in ihr Bett lassen!
Also trat Aristoteles den Rückzug an, wenig erfreut über den erleichterten Ausdruck auf Lucys Gesicht. „Gut, dann sehen wir uns morgen früh um neun unten in der Lobby.“
Lucy nickte und schloss die Tür mit einem lauten „Klack“. Dieses Geräusch des Ausgesperrtwerdens hallte noch eine ganze Weile in Aristoteles’ Kopf nach.
Die nächsten Tage verliefen ähnlich wie die ganze erste Woche: Lucy und Aristoteles arbeiteten von früh bis spät die letzten Details der Firmenfusion aus. Sie pendelten dabei zwischen Parnassus’ Villa, Aristoteles’ Büro und dem Hotel hin und her. Abends hatte Aristoteles immer noch private Treffen mit Parnassus, zu denen er Lucy allerdings nicht mitnahm.
Diese war erleichtert darüber, die Abende ohne ihn verbringen zu können. Und bevor sie zu Bett ging, schloss sie jedes Mal die Verbindungstür zu Aristoteles’ Suite ab – obwohl sie in ihren geheimen Fantasien jede Nacht nackt in seinen Armen verbrachte.
Doch Lucy wusste, dass sie daran nicht einmal mehr denken durfte. Und sobald sie und Aristoteles wieder zurück in London waren, würde sie sein Unternehmen ohnehin verlassen und ihn niemals wiedersehen müssen. Unvorstellbar, dass sie weiterhin Geschenke und Blumen für seine Affären besorgen oder seinen befriedigten Gesichtsausdruck am „Morgen danach“ erleben müsste!
„Lucy, warum versteckst du dich denn? Soll niemand wissen, dass Aristoteles mit seiner Assistentin schläft?“
Anatolios war unbemerkt vor ihr aufgetaucht. Sein Grinsen war breit und widerlich.
„Ich verstecke mich nicht. Ich warte auf Aristoteles“, entgegnete sie kühl. Sie hatte sich schon vor einigen Minuten im Festsaal ihres Hotels eingefunden, wo heute Abend ein weiterer Wohltätigkeitsball stattfinden sollte. Aristoteles wollte gemeinsam mit Parnassus von dessen Villa aus zur Veranstaltung kommen.
Es war der Vorabend des Tages, an dem die Firmenfusion rechtskräftig werden sollte. Am nächsten Vormittag sollte sie auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben werden.
Lucy spürte Anatolios’ Blick auf ihrem Ausschnitt, und es kostete sie eine große Überwindung, sich nicht einfach von ihm abzuwenden und zu gehen. Sie stand allerdings mit dem
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