Julia Extra Band 0327
erkannte er, dass sie die Wahrheit sagte.
Für einen Moment wie gelähmt, schloss er flüchtig die Augen. Dann stellte er geräuschvoll seine Kaffeetasse auf den Unterteller, ehe er Isabelle wieder ansah.
Ihr Blick hing an seinem Becher, und sie schluckte heftig. „Ins Bad“, stieß sie hervor, knallte ihr Glas auf den Tisch und stürzte hinaus.
„Rechts“, rief Luca ihr nach und folgte ihr.
Doch Isabelle hatte es bereits gefunden und die Tür hinter sich zugeschlagen. Ein wilder Gefühlsaufruhr tobte in ihm, während er wartete, bis die Toilettenspülung ging und der Wasserhahn aufgedreht wurde.
Dann klopfte Luca an die Tür. Mit vorsichtiger Miene öffnete Isabelle, und schweigend schauten sie einander an.
„Isabelle, du hast gesagt, du glaubst , dass du …“
„Ich habe einen Test gemacht, aber er war nicht ganz eindeutig.“
Dafür waren die letzten paar Minuten umso eindeutiger, dachte Luca ironisch. „Wann hattest du deine letzte Regel?“
Schulterzuckend erwiderte sie: „Letzte Woche. Aber sie war sehr leicht, und die davor auch.“
„Florenz ist fast sieben Wochen her. Das heißt …“
„Ich bin im zweiten Monat“, ergänzte Isabelle. „Falls ich schwanger bin.“
Sie war schwanger, das sah man ihr an. Luca atmete tief durch. „Hast du noch einen Test dabei?“
Sie nickte wie betäubt. „In meiner Tasche. Luca, ich nehme die Pille.“
„Hast du sie regelmäßig genommen?“
„Ziemlich“, erwiderte sie. „Aber da ich sie nur wegen meines Zyklus’ nehme, bin ich nicht übertrieben gewissenhaft. An dem Morgen nach unserer Nacht habe ich sie vor dem Flug genommen. Aber durch die Turbulenzen musste ich mich übergeben, und mir ging es so schlecht, dass ich bisher überhaupt nicht darüber nachgedacht habe.“
Luca hob ihre Tasche auf und hielt sie ihr hin. „Bitte mach den Test noch einmal. Ich muss es wissen.“
Isabelle nahm sie und suchte mit zitternden Fingern nach einem Schwangerschaftstest von der Station, den Luca sofort an der Schachtel erkannte. Dann stellte sie die Tasche ab und schloss erneut die Badezimmertür hinter sich. Luca wartete und wartete. Es erschien ihm wie eine Ewigkeit, bis Isabelle schließlich aus dem Bad kam. Ihr Gesicht war kalkweiß.
Sie reichte ihm den kleinen weißen Stab. „Glückwunsch, Luca“, sagte sie mit schwankender Stimme. „Du wirst Vater.“ Und dann brach sie in Tränen aus.
Luca war von seiner eigenen Reaktion überrascht. Trotz des Schocks, tief verborgen unter all den widerstreitenden Gefühlen, stieg Freude in ihm auf.
Er würde Vater werden. Unwillkürlich traten ihm Tränen in die Augen. Er wagte es kaum zu hoffen, doch als Gynäkologe wussteer, dass Isabelle schwanger war. Die Anzeichen waren nicht zu übersehen.
„Wir müssen miteinander reden“, sagte er.
Reden? Isabelle hatte fast laut aufgelacht. Aber um nicht hysterisch zu wirken, presste sie den Mund zusammen und ging zurück ins Wohnzimmer. Die Arme eng um sich geschlungen, stand sie am Fenster und starrte blind hinaus. „Also gut, dann rede.“
Luca lachte ein wenig rau. „ Cara , wir müssen darüber reden. Es wird passieren, und wir müssen uns der Sache stellen. Was wäre die Alternative?“
Mich erschießen? Meine Mutter anrufen und ihr sagen, dass ich genauso dumm gewesen bin wie sie?
„Nach Hause und ins Bett gehen“, gab Isabelle zurück. Auf einmal fühlte sie sich unendlich müde und den Tränen nahe. Sie wünschte, Luca würde verschwinden, damit sie sich in eine Ecke verkriechen und heulen konnte.
Prompt wurde ihr Wunsch erfüllt, denn sein Pieper ertönte. Luca sah verärgert auf das Gerät und legte ihr liebevoll die Hand auf die Schulter.
„Später. Ich muss ins Krankenhaus. Aber du kannst hierbleiben“, meinte er. „Ruh dich aus. Ich komme so schnell wie möglich zurück. Leg dich auf mein Bett.“
„Ich kann nicht. Ich muss nach Hause.“
„Nein, in diesem Zustand kannst du diesen grauenvollen Heimweg unmöglich auf dich nehmen“, widersprach er. „Und an deinen Arbeitszeiten muss sich auch etwas ändern. Die sind viel zu anstrengend, wenn es dir schlecht geht.“
Isabelle drehte sich zu ihm um und begegnete trotzig seinem Blick. „Luca, ich bin nicht krank, ich bin schwanger. Das ist ein großer Unterschied, und ich will nicht wie ein Pflegefall behandelt werden. Und wehe, du erzählst es meinen Kolleginnen, damit sie mir meine Arbeit abnehmen. Sonst erwürge ich dich mit meinen bloßen Händen, das schwöre ich!“
Ein
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