Julia Extra Band 0327
voneinander.“
Diese neuen Informationen musste Emelia erst einmal verarbeiten. Wie hatte sie nur einer solchen Ehe zustimmen können? War sie letztendlich doch in die oberflächlichen, berechnenden Fußstapfen ihres Vaters getreten? Hatte sie sich zur Trophäe im goldenen Käfig machen lassen? Verzogen und verwöhnt, bis der Verstand sich gänzlich in Luft auflöste?
Javier atmete tief durch und strich sich die Haare aus dem Gesicht. „Emelia … vermutlich erinnerst du dich nicht daran, aber wir haben während unseres Streits auch miteinander geschlafen.“
Sie verzog ganz leicht das Gesicht, gab jedoch keinen Ton von sich.
„Das war vielleicht nicht der beste Weg, eine solche Diskussion zu beenden. Zu vieles blieb ungesagt und ungeklärt. Und höchstwahrscheinlich war das dann auch letztendlich der ausschlaggebende Grund, warum du nach London geflogen bist.“
Noch immer wollte ihr Gedächtnis über jene Zeit nichts preisgeben. „Habe ich eine Erklärung abgegeben, warum ich fortgegangen bin? Einen Abschiedsbrief geschrieben, oder etwas in der Richtung?“
„Ja.“
Ein Hoffnungsschimmer flackerte in ihr auf. „Kann ich ihn mal sehen?“
„Ich habe ihn in Fetzen zerrissen“, gestand er leise. „Zwei Tage nach deiner Abreise kam ich aus Moskau zurück. Noch etwas, worauf ich nicht besonders stolz bin. Ich hätte gleich nach England fliegen sollen, als ich von deiner Abwesenheit erfuhr. Aber ich habe meine Tasche erst gepackt, nachdem der Unfall passiert war.“
„Was stand in diesem Brief?“
Er brauchte eine Weile für seine Antwort. „Dort stand, du würdest mich verlassen. Du könntest diese Ehe nicht aufrechterhalten, sondern wolltest einfach nur weg.“
Emelia rieb sich die Stirn. Fest stand also, dass sie ihren Ehemann verlassen wollte. Und das musste wiederum bedeuten, dass sie extrem unglücklich gewesen war. „Diese Gerüchte“, hakte sie nach. „Vor ein paar Tagen hast du mir erzählt, man hätte auch über eine Affäre zwischen mir und Peter Marshall spekuliert. Hast du mir das gleiche Vertrauen entgegengebracht, das du von mir erwartet hast? Immerhin waren die Umstände beinahe identisch.“
Seine Muskeln spannten sich an und zeichneten sich überdeutlich durch die bronzene Haut ab. „Ich gebe zu, ich war ausgesprochen eifersüchtig auf diesen Kerl. Wann immer ich in der Nähe war, gab er sich besondere Mühe zu beweisen, wie nahe ihr beiden euch wart. Ständig berührte er dich, legte einen Arm um deine Schultern und gab dir einen scheinbar freundschaftlichen Kuss auf die Wange. Mit der Zeit nervte es so sehr, dass ich ihm am liebsten eine geknallt hätte!“
„Peter war schon immer ein sehr körperlicher Mensch, Männern wie Frauen gegenüber. Das war einfach seine Art, mit anderen Menschen umzugehen. Ich bin sicher, das habe ich dir von Anfang an erklärt.“
In seinen Augen loderte es förmlich. „Hast du auch. Trotzdem hat es mich wahnsinnig gemacht.“
Er ist eifersüchtig, dachte Emelia überrascht und beobachtete, wie Javier mit zu Fäusten geballten Händen vor ihr auf und ab lief.
Schließlich blieb er direkt vor ihr stehen. „Falls ich mich in Bezug auf dein Verhältnis zu Marshall geirrt haben sollte, tut es mir leid“, murmelte er. „Aber alle Anzeichen sprachen gegen dich, vor allem die Tatsache, dass ihr gemeinsam im Unfallwagen gesessen habt.“
Eine Last fiel von Emelias Schultern. „Dann glaubst du mir, dass ich dir nie untreu war?“
„Vergessen wir die ganze Sache einfach“, schlug er vor. „Ich möchte nicht an die Fehler erinnert werden, die ich in der Vergangenheit begangen habe, sondern mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Zuerst einmal sollst du wieder ganz gesund werden. Schließlich ist es zum Teil meine Schuld, dass du beinahe getötet worden wärst. Ich hätte dich niemals so aufgewühlt zurücklassen dürfen, sondern hätte darauf bestehen müssen, dass wir die Dinge zwischen uns zuerst wie zwei erwachsene Menschen klären. Stattdessen habe ich meiner Arbeit den Vortritt gelassen und gehofft, alles würde sich während meiner Abwesenheit von allein beruhigen.“
Gedankenverloren starrte Emelia seine lackschwarzen Haare an, die noch feucht vom Poolwasser waren. Sie wollte ihre Hände darin vergraben, wie sie es schon oft getan hatte … Wie vom Blitz getroffen zuckte sie zusammen, und ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen.
„Was ist los?“, wollte Javier wissen und packte ihre Schultern.
Stumm blickte sie ihn an und schob
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