Julia Extra Band 0330
dass er offenbar nicht allein war. Am anderen Ende des Rasens machte er zwei Silhouetten aus. Gerade wollte er diskret wegblicken, weil er dachte, es sei ein Liebespaar, als eine Bewegung seinen Blick anzog.
Das war doch Piers, der alte Aufreißer. Eigentlich mochte er ihn nicht besonders und hatte ihn nur deshalb eingeladen, weil sein Anwaltsbüro auf Plattenverträge spezialisiert war. Im Grunde war er harmlos, und die meisten Frauen aus seinem Bekanntenkreis wussten mit ihm umzugehen. Mark blickte noch einmal hin. Wer war denn wohl die Frau bei ihm?
Und plötzlich lief Mark los. Das Blut rauschte ihm in den Ohren, und er hatte das Gefühl, als liefe er in Zeitlupe. Die Frau, die Piers gerade abschleckte, war Ellie.
Das ging zu weit. Wie kam dieser arrogante Schnösel, der in dem Anwaltsbüro nur deshalb die Leiter hochgefallen war, weil die Firma seinem Daddy gehörte, dazu, seine Haushälterin anzumachen? Die wusste vielleicht gar nicht …
Beinahe wäre er im feuchten Gras ausgerutscht.
Doch anscheinend wusste sie es doch. Er sah, wie Ellies Stöckelschuh auf Piers’ Kopf niedersauste. Piers strauchelte und fiel ins Gras, wobei er sich stöhnend den Kopf hielt.
Mit der linken Hand packte Mark ihn am Kragen und zog ihn hoch, seine rechte Faust war schon in Angriffsposition, da rief Ellie: „Nein, Mark!“
Die Panik in ihrer Stimme brachte ihn zu sich. Er ließ den schmierigen Kerl los und gab ihm einen Schubs in Richtung Haus. „Verschwinde, Piers, und lass dich hier nie wieder blicken. Du bist ja völlig betrunken.“
Piers wischte sich den Speichel aus den Mundwinkeln. „Jetzt mach mal halblang, Mark.“
„Nein, du machst jetzt mal halblang“, stieß Mark wütend hervor. „Untersteh dich und setze noch einmal einen Fuß in mein Haus. Und in mein Büro brauchst du übrigens auch nicht mehr zu kommen. Am Montag suche ich mir ein anderes Anwaltsbüro – mit dir und deiner Firma will ich nichts mehr zu tun haben.“
Immer noch torkelnd rückte Piers seine Krawatte gerade und stellte sich so aufrecht hin, wie er nur konnte.
„Hört, hört. Weißt du eigentlich, dass ich dich wegen Beleidigung und Körperverletzung verklagen kann?“
„Sicher kannst du das. Und ich kann den Paparazzi, die sich in den Büschen vor meinem Haus verstecken, erzählen, dass du dich auf meiner Party total besoffen hast und einen meiner weiblichen Gäste begrapscht hast. Ich bin sicher, die Leute von Blackthorn und Webb würden sich über so eine Publicity freuen.“
Betreten schlich Piers ins Haus. Mark sah ihm nach, bis er verschwunden war, dann wandte er sich an Ellie. „Tut mir leid, dass das passiert ist. Geht es Ihnen gut?“
„Ja.“ Ihre zitternde Stimme strafte ihr resolutes Gesicht Lügen.
„Diese Schuhe sind wirklich Mordwerkzeuge“, sagte er lachend. „Sie haben dem Kerl ganz schön eins übergebraten.“
„Sie hätten ihn vor mir warnen sollen“, sagte Ellie mit einem entzückend boshaften Lächeln.
Unwillkürlich ließ Mark seine Hand zum linken Schlüsselbein wandern, wo sie ihn vor ein paar Wochen gebissen hatte. Damals hatte er das nicht lustig gefunden, aber jetzt musste er plötzlich herzlich darüber lachen.
Zu ihrer eigenen Überraschung fiel Ellie in sein Lachen ein. Zuerst zögernd, doch dann lachte sie genauso lauthals wie er. Und während er ihre blitzenden Augen und ihre geröteten Wangen ansah, wünschte er sich, dieser Moment würde nie vergehen.
Sie war nicht wirklich schön, jedenfalls nicht in dem Sinne, wie man das in Hollywood verstand. Aber sie war einfach hinreißend, und er konnte nicht aufhören, sie anzusehen. Während sie sich vor Lachen den Bauch hielt, rutschte sie auf dem feuchten Gras aus und griff haltsuchend nach Marks Arm.
Abrupt hörte sie auf zu lachen und stopfte sich verlegen eine lose Strähne in die Spange in ihrem Haar. In ihrer Verlegenheit wirkte sie so rührend, dass Mark sie am liebsten in den Arm genommen hätte.
Er merkte, dass sie fröstelte, und ohne auf ihren Protest zu achten, zog er sein Jackett aus und legte es ihr um die Schultern. Das hatte er schon oft bei Frauen getan, es gehörte zum Spiel, doch bei Ellie war es etwas anderes. Ihr war kalt, und er wollte sie einfach nur wärmen.
Mark blickte zu dem erleuchteten Haus hinüber. Seine Gäste würden sich vermutlich schon wundern, wo er war. Doch hier im Garten mit Ellie gefiel es ihm viel besser.
Vorhin hatte er sie beobachtet, wie sie mit leicht gelangweiltem Gesicht auf der Party
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