Julia Extra Band 0330
entschlossen, von hier zu verschwinden?“
„Was? Nein! Warum sollte ich mir um so etwas Sorgen machen? Das ist mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen.“
„Niemals?“, murmelte er und bewegte sich noch ein Stück näher auf sie zu. Dann stützte er sich rechts und links von ihr auf dem Dach des Buggys ab. „Du brichst mir das Herz, Sophie. Nicht ein einziges Mal wolltest du da weitermachen, wo wir vorhin aufgehört haben?“
„Ich habe nie …“ Sie schüttelte heftig den Kopf, dabei hatte es keinen Zweck, irgendetwas abzustreiten. Ihre Lippen öffneten sich wie von allein, um seinen Kuss zu empfangen. „Du würdest doch wohl nicht …“
Keine Gelegenheit mehr, den Satz zu beenden. Sein Mund verschloss ihren, und es fühlte sich warm, sinnlich und einfach wunderbar an.
Daniel spürte Sophies Zögern, aber auch ihr wachsendes Verlangen – ihre noch tief verborgene Leidenschaft. Es faszinierte ihn, dass er sich in der unmittelbaren Nähe von Fletchers Schwester so unerwartet wohlfühlte. Ständig rechnete er mit einem Hinweis auf schlechte Charaktereigenschaften wie Hinterhältigkeit oder Verlogenheit, aber bisher ließ sich ganz und gar nichts finden.
Tief atmete er ihren Duft ein, machte jedoch keine Anstalten, Sophie in seine Arme zu schließen. Lediglich ihre Lippen berührten sich, und dennoch war es elektrisierender als jede andere intime Berührung, die Daniel bisher erlebt hatte. Er fühlte sich eingehüllt in ein unsichtbares Licht, das von Sophie ausging, und sie selbst schien sein ganzes Inneres auszufüllen. Ein seltsames Gefühl – und ein Kuss, der keine Lust, sondern Zärtlichkeit und Sehnsucht vermittelte.
„Warum … warum tust du das?“, flüsterte sie wenig später und sah zu Boden.
„Es schien mir eine gute Idee zu sein, diese Sache aus der Welt zu schaffen.“
„Oh.“
Ihre unübersehbare Enttäuschung versetzte Daniel in ein ungewohntes Hochgefühl. Warum liebte er es so, wenn sie nervös wurde? Warum wollte er ständig seine Wirkung auf sie testen?
„Jetzt weiß ich wenigstens, dass das erste Mal kein Fehler gewesen ist“, fügte er hinzu.
Sophie sah hoch, und ihre Pupillen waren im hellen Sonnenlicht kaum zu sehen. Dafür leuchtete die Iris in einem so eindrucksvollen Violett, dass es Daniel vorübergehend die Sprache verschlug.
Er lachte künstlich auf, weil er genau wusste: Wenn er es nicht tat, würde er dieses bezaubernde Wesen in seine Arme reißen und besinnungslos küssen. Aber dies war weder die richtige Zeit noch der geeignete Ort dafür. Die Sonne brannte erbarmungslos auf sie herunter, und er besann sich darauf, wie dringend sein Körper nach einem kalten Bier und einer ausgiebigen Dusche verlangte.
„Es war ein langer Tag“, sagte er energisch. „Monica wird sich vermutlich frühestens in ein bis zwei Stunden melden, also warum kühlen wir uns nicht in der Zwischenzeit beim Schwimmen ab? Ich für meinen Teil könnte das sehr gut gebrauchen.“
Sophie zog ihre feinen Augenbrauen leicht zusammen. „Habe ich denn schon zugestimmt, hier auf der Insel zu bleiben?“
„Irgendwie schon. Hast du nicht?“
Ratlos sah sie den Pfad hinunter, der zum Hubschrauberlandeplatz führte. Aber dort sah man nur dichte Palmen, deren lange Wedel in der leichten Brise vor sich hin wippten. „Ich denke, ich kann wirklich ebenso gut hier auf den Anruf warten“, stimmte sie schließlich zu. „Aber ich habe überhaupt kein Gepäck dabei. Mit einer Abkühlung beim Schwimmen war ja vorhin nicht gerade zu rechnen“, fügte sie mit etwas strengerem Unterton hinzu.
„Kein Problem“, gab Daniel zurück, warf den Schlüssel vom Buggy in die Luft und fing ihn wieder auf. „Wir werden schon etwas halbwegs Anständiges für dich zum Anziehen finden.“
Man musste die halbe Insel umrunden, um das eigentliche Haupthaus zu erreichen: ein Prachtbau, dominiert von Holz und Glas. Es gab große Terrassen, die teilweise im Schutz weißer Sonnensegel lagen, und hinter dem überraschend gepflegten Grundstück erstreckte sich dunkelgrüner Regenwald.
Aber noch viel schöner und beeindruckender als das Haus war die Aussicht auf den endlosen Ozean. In der einen Richtung befanden sich weitere winzige Inseln, dahinter konnte man in der Ferne den Küstenstreifen des Festlands erkennen.
„Wirklich unbeschreiblich“, seufzte Sophie, während Daniel ihr aus dem Buggy half. „Wie schaffst du es nur, das alles hier immer wieder zu verlassen?“
Sein Lächeln deutete an, dass er fest
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