Julia Extra Band 0330
in Bezug auf viele Entscheidungen in Unternehmensdingen mit ihr ab? Pah!
Carmina hatte ihr die Klausel schwarz auf weiß unter die Nase gehalten und damit Libbys letzte Zweifel ausgeräumt.
„ Dio! Warum hast du mir denn nicht früher gesagt, wie schlimm deine Kopfschmerzen sind?“, wollte Raul wissen.
„Ich wollte dich nicht stören, da du dich so köstlich mit dem italienischen Fernsehsternchen amüsiert hast“, gab sie bissig zurück.
„Gianna Mancinis Sohn ist letzte Woche auch ein Jahr alt geworden, und wir haben uns gegenseitig ausschließlich Babygeschichten erzählt“, verteidigte Raul sich mit einem trockenen Lächeln. „Ihr Mann ist gerade auf Geschäftsreise.“ Dann wurde sein Tonfall intimer. „Du musst doch bemerkt haben, dass ich nur Augen für dich hatte.“
Aus tiefster Seele wünschte Libby sich, die Zärtlichkeit in seiner Stimme wäre echt. Leider wusste sie jedoch, dass seine schauspielerische Vorführung lediglich von oscarreifer Qualität war. Ganz bewusst wich sie seinem Blick aus, damit er nicht erkannte, wie tief betroffen sie war. Und zu Libbys Erleichterung verabschiedete Raul sich eilig bei seiner Tante und den Gästen, um seine Ehefrau zum Wagen zu geleiten.
Auf dem Heimweg gelang es ihr, Raul davon zu überzeugen, dass ihre Migräne eine Konversation unmöglich machte. Er konnte nicht wissen, dass es nicht ihr Kopf, sondern ihr Herz war, das sie fast umbrachte. Es war gebrochen – irreparabel.
„Ich werde schnell noch einmal nach Gino sehen“, murmelte sie, als sie die Villa betraten. Ohne seine Antwort abzuwarten, eilte sie die Treppen hinauf.
Der Kleine schlief seelenruhig mit ausgestreckten Armen und neben der Decke quer in seinem Kinderbettchen, wie üblich. Mit einem traurigen Lächeln deckte sie ihn zu. Der Wunsch, ihm einen Vater zu schenken, war Libbys Hauptgrund für die Hochzeit mit Raul gewesen. Aber eben nicht der einzige Grund. Es wäre verlogen, sich nicht einzugestehen, dass sie sich auf den ersten Blick in den schönen Italiener verliebt hatte.
Und Gino liebte ihn ebenso, das musste Libby neidlos zugeben. Stille Tränen liefen über ihre Wangen, während sie sich das fröhliche kleine Gesicht des Jungen ins Gedächtnis rief. Und wie es aufleuchtete, sobald er Raul anstrahlte.
Wie eine leichtgläubige Idiotin hatte sie Rauls Versicherung geglaubt, er würde Pietros Sohn ernsthaft adoptieren wollen, um ihm ein hingebungsvoller Vater zu sein. Mittlerweile fragte sie sich, ob Raul sein Interesse an dem Halbbruder voller Berechnung vorgetäuscht hatte, damit Libby ihn heiratete und er so die Verfügungsgewalt über die Firmenanteile erhielt.
Gelähmt von Enttäuschung und Kummer verließ sie das Kinderzimmer wieder. Doch anstatt den Flur hinunterzugehen und sich auf den Weg ins Bett zu machen, rannte sie die Stufen hinauf ins Turmzimmer. Unablässig strömten ihr die Tränen übers Gesicht. Seit der Beerdigung ihrer Mutter hatte Libby nicht mehr so viel geweint. Vom vielen Schluchzen wurde ihr Hals allmählich wund. Wenn Raul sie so fand und merkte, wie nah ihr seine berechnende Haltung ging, würde er sofort wissen, dass sie ihn aufrichtig liebte. Und das durfte nicht geschehen!
Aber warum sollte er ihr auch hierher ins Atelier folgen, wenn sie doch …
„Ach, hier bist du? Ich dachte, wir gehen ins Bett?“
Beim Klang seiner Stimme fuhr Libby herum, und Rauls Anblick überwältigte sie wie so oft. Das Jackett hatte er bereits abgelegt, und sein Hemd war zur Hälfte aufgeknöpft und entblößte die braune, muskulöse Brust.
Angesichts dieser ungewöhnlich männlichen Schönheit war es wohl kaum ein Wunder, wie schnell sie sich in ihn verliebt hatte. Doch Raul erwiderte diese Liebe nicht, hatte es nie getan. Und man musste ihm zugutehalten, dass er Libby zumindest nichts vorgemacht hatte, um sie zur Heirat zu bewegen.
Es war ihre eigene Schuld, wenn sie vergeblich gehofft hatte, er würde sich ihr eines Tages emotional zuwenden. Und dieses Atelier hatte Raul ebenfalls nicht aus Liebe eingerichtet. Vermutlich glaubte er, wenn sie sich wieder mit Leib und Seele in ihre Kunst vertiefte, würde sie gar nicht merken, wie er sie allmählich von den Unternehmensprozessen bei Carducci Cosmetics ausschloss.
Der Schmerz zerriss sie fast, und er war gepaart mit einer unaussprechlichen Wut, die ihresgleichen suchte. Wie konnte ich nur so grenzenlos dumm sein? tobte es in ihrem Kopf. Dieser miese, verlogene …
„Hast du schon Tabletten gegen deine
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