Julia Extra Band 0330
können mich wie besprochen bei meinem Hotel absetzen, und ich bezahle für den Weg, den die Dame dann noch fahren will. Ist das in Ordnung für Sie?“
Der Fahrer sah ihn kurz an und nickte dann. „Wie Sie meinen. Wenn die Dame nichts dagegen hat.“
Nikos sah Julie erwartungsvoll an. Sie sah fürchterlich aus, zusammengekrümmt, durchnässt und unterkühlt. Warum war sie nicht bei Cosmo?
„Also“, begann er und lehnte sich zurück. „Hat Cosmo dich etwa sitzen lassen?“ Als eine Antwort ausblieb, hakte er nach. „Oder hast du deine Meinung geändert und willst ihn jetzt doch nicht mehr ausnehmen? Ist es das?“
Auf diese Provokation erfolgte endlich eine Reaktion. Julies Augen schossen im wahrsten Sinne des Wortes Dolche auf ihn ab. „So etwas stand niemals zur Debatte! Und zu deiner Information, ich habe mir seine Gesellschaft nicht selbst ausgesucht.“
„Wie seid ihr euch dann begegnet?“
Ihre Augen funkelten noch immer wild. „Er hat mich für diesen Abend engagiert. Als Escort.“
Nikos konnte kaum fassen, was er da gerade hörte. „Als Prostituierte?“
„Ich bin keine Prostituierte!“, stieß sie hervor. „Ich habe einen Job bei einer Agentur angenommen – als Begleiterin. Das ist alles. Mir ist schon klar, dass manche Mädchen etwas mehr anbieten als nur ein geselliges Abendessen oder einen Drink an der Bar mit ihren Klienten. Ich gehöre aber nicht dazu!“ Vor Aufregung verschluckte sie sich beinahe. „Was immer du glaubst, und was immer auch dieser verabscheuungswürdige Kerl von mir dachte, dafür habe ich sicherlich nicht unterschrieben! Und eigentlich wusste er das auch, die Agentur war sich darüber im Klaren, und du wirst es wohl einfach glauben müssen. Und meinetwegen kannst du daran ersticken!“
Warum rege ich mich eigentlich so auf? dachte sie im Stillen, und ihre Schultern sackten ein Stück nach unten. Warum interessiert es mich überhaupt, was er von mir denkt? Er bedeutet mir doch nichts. Nichts, nichts, nichts!
Verzweifelt und erschöpft ließ sie sich in den Sitz fallen, und das Zittern wurde stärker. Die Aufregung vernebelte Julies Verstand. Heute Abend war schon zu viel passiert, und sie fühlte sich restlos überfordert. Noch mehr konnte sie schlicht nicht verkraften.
„Julie.“
Unsicher sah sie ihn an. Hier saß sie nun, in einem Taxi mit Nikos Kazandros, und sie konnte einfach nicht mehr … konnte einfach nicht mehr.
„Julie!“ Jetzt sprach Nikos lauter, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Sie starrte ihn an und nahm wahr, dass er sein Jackett abgestreift hatte und es ihr hinhielt. Julie zuckte zurück, als hätte er ihr Gift angeboten.
„Ich will das nicht“, zischte sie. „Mir geht es gut.“
„Du bist klitschnass und zitterst wie Espenlaub. Selbst hier drinnen im Wagen.“
„Schon gut“, wiederholte sie entschieden.
Zuerst wirkte er ärgerlich, dann warf er sich das Kleidungsstück wieder um die eigenen Schultern. „Du hast also wirklich geglaubt, Cosmo Dimistris will einfach nur mit einer sexy Frau essen gehen?“
Mit zusammengebissenen Zähnen schwieg sie.
„Antworte mir gefälligst!“
Ihr Kopf ruckte herum. „Was willst du denn von mir wissen? Und was geht es dich überhaupt an?“
„Erzähle es mir einfach!“, knirschte er.
„Ja“, rief sie aufgebracht und war von ihrer eigenen Reaktion genervt. Immerhin schuldete sie diesem Mann keinerlei Erklärung oder Rechtfertigung. Aber sie wollte ihm unbedingt sein selbstgefälliges Grinsen aus dem Gesicht wischen. „Das habe ich wirklich gedacht, weil so auch unsere Vereinbarung lautete. Die Agentur hat mir versichert, es würde nur um reine Essenseinladungen gehen, nichts weiter. Die Entscheidung würde eben letztendlich bei mir liegen, und die Agentur wäre nur für das Zusammenbringen von Kunden und Begleiterinnen zuständig.“
Sein kaltes Lachen brachte sie zum Schweigen. „Zusammenbringen? Hast du etwa gedacht, du arbeitest für eine harmlose Partnervermittlung? So naiv kann doch wohl niemand sein.“
Beschämt wandte sie ihr Gesicht ab. Doch, genauso naiv war sie gewesen. Bis zu dem Moment, als Cosmo Dimistris ihr Kokain anbot, das er ganz offensichtlich kurz zuvor selbst konsumiert hatte, und ihr versicherte, es würde den Sex sehr viel besser machen. Dann versuchte er auch noch, sie in eines der Schlafzimmer zu lotsen.
Der Knoten in ihrem Magen fühlte sich bleischwer an, und wieder einmal verfluchte Julie sich selbst für ihre grenzenlose
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