Julia Extra Band 0330
für heute in Anspruch nehmen.“ Seine Miene wurde hart und unerbittlich. „Habe ich dir nicht gesagt, dass du bereits jetzt am Abgrund zur Gosse stehst, Julie? Einen Schritt weiter, und du stürzt ab. Du kannst dich hinter deiner naiven Annahme verstecken, du würdest nur für einen Begleitservice arbeiten, aber die meisten Leute sehen das mit ganz anderen Augen, glaube mir!“
Sein prüfender Blick erinnerte sie an den Taxifahrer von vergangener Nacht. „Ich bin davon ausgegangen, du hättest gestern schon deine Lektion gelernt. Aber nein, du nimmst immer noch Aufträge an, und dein Erscheinen beweist, wie wenig du dazugelernt hast. Gestern hast du Glück gehabt. Da waren andere willige Mädchen vor Ort, mit denen Cosmo sich vergnügen konnte, deshalb ist er dir gegenüber nicht hässlich geworden. Aber das geht nicht immer so glimpflich aus. Ein anderer Mann, der sich weibliche Begleitung kauft, wird sich nicht mit ein paar moralischen Ausflüchten abspeisen lassen.“
Julies Gesichtsausdruck war abweisend. Sie wollte nicht akzeptieren, was Nikos ihr zu sagen hatte. „Ich kann gut auf mich selbst aufpassen“, wehrte sie sich und hätte am liebsten auf der Stelle die Bar verlassen.
„Von wegen“, blaffte er. „Gestern Abend hast du die Szene kennengelernt, in der sich deine potenziellen Klienten bewegen und wohlfühlen. Es braucht nur einen präparierten Drink mit K.o.-Tropfen oder auch nur eine brutale, männliche Kraftanstrengung, um dir einen fremden Willen aufzuzwingen. Und du glaubst doch nicht ernsthaft, irgendjemand würde dir deine Proteste abnehmen? Willst du als Vergewaltigungsopfer enden, dem man heimlich Drogen verabreicht hat?“
Selbst unter der dicken Schicht Schminke sah man, wie sie blass wurde. „Das wird nicht passieren. Ich bin extrem vorsichtig und bleibe grundsätzlich an öffentlichen Orten, so wie diesem.“
Nikos’ Tonfall war scharf. „Und was dann, Julie? Hast du das mal durchdacht? Denn ich habe es getan, da kannst du sicher sein. Und genau deshalb sitze ich auch heute hier. Dir mag dein Ruf völlig egal sein, aber denke vielleicht auch mal zur Abwechslung an andere, zum Beispiel an deinen Vater. Was immer er auch für geschäftliche Probleme gehabt hat, er war vor vier Jahren nicht für dein Verhalten verantwortlich. Man kann ihm höchstens vorwerfen, dass er dich gnadenlos verwöhnt hat. Aber ihm würde nicht gefallen, was du jetzt tust – kein Vater würde so etwas gutheißen.“
„Er wird es nicht erfahren“, stieß sie heiser hervor.
„Meinst du? Wo du dich doch in unmöglichem Aufzug an öffentlichen Orten herumtreibst? Außerdem könnte dich jemand erkennen und der Presse einen Wink geben. Immerhin ist es eine recht gute Geschichte, wie die ehemalige Millionärstochter in der Gosse landet, nachdem Daddy sein Vermögen verspielt hat. Sie werden dich in der Luft zerreißen, Julie. Du begibst dich in eine schmuddelige Welt, deren Dreck du nicht mehr loswirst. Auch wenn du dir etwas vormachen willst, irgendwann musst du der Wahrheit ins Gesicht blicken.“
Gern hätte sie ihn für seinen selbstgefälligen Kommentar ausgelacht. Seit Jahren tat sie nichts anderes, als Wahrheiten ins Gesicht zu blicken und Geld zusammenzukratzen, weil sie sich ein Versagen nicht leisten konnte.
Mühsam holte sie Luft. „Halte mir bitte keine Vorträge, Nikos! Ich habe dir bereits gesagt, ich mache das nicht zum Vergnügen, sondern bin dringend auf das Geld angewiesen.“
„Wie viel?“
Julie hob ihr Kinn. „Was geht dich das an?“
„Antworte mir einfach.“
Er wollte es wissen? Wütend grub sie die Fingernägel tief in ihre Handflächen. „Fünftausend Pfund.“
Damit würde sie wenigstens die nächsten Monate über die Runden kommen, und danach … Nun, das wollte Julie für den Moment verdrängen. Es fiel ihr schwer, permanent daran zu denken, wie sie sich den Lebensunterhalt finanzieren sollte.
„Fünftausend? Und du meinst, das verdienst du mit ein bisschen Schwatzen und Lächeln?“, fuhr er sie voller Sarkasmus an. „Wozu brauchst du das Geld überhaupt?“
Ihre Nägel gruben sich tiefer in die Haut, und die Anspannung wuchs. „Ich schulde es jemandem.“
„Musst wohl deine Kreditkartenfirma bedienen? Warum lässt du dich nicht einfach von Daddy auslösen, oder hat er dir den Geldhahn zugedreht?“
Julie wurde langsam übel. „Er weiß nicht, dass ich Schulden habe.“
Voller Verachtung sah Nikos sie an. Also verbarg Julie nicht nur ihren Lebensstil,
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