Julia Extra Band 0331
verlangt?“
„Nein. Aber das ist ja längst nicht alles, was du von deiner Braut erwartest“, hatte Alessandro trocken bemerkt und an den Fingern abgezählt, welche Bedingungen Luc an seine Traumfrau stellte. „Ihre Familie muss vermögend sein, nach Möglichkeit sogar blaublütig. Die Frau sollte ehrlich und ohne dunkle Geheimnisse sein. Am besten war sie niemals jung und naiv, damit keine Peinlichkeiten aus ihrer Vergangenheit ans Tageslicht kommen können.“ Seufzend schüttelte er den Kopf. „Diese Frau, Luc, gibt es nicht.“
„Vielleicht hast du recht“, gab Luc zu. „Meine Mutter war das beste Beispiel dafür, dass sich hinter einer schönen Fassade oft nur Verrat und Unehrenhaftigkeit verbergen. Doch wenn es eine Frau gibt, die meinen Vorstellungen entspricht, dann werde ich sie finden.“
„Und wenn sie dich nicht heiraten will?“
Doch Luc lachte nur. „Ich bitte dich!“ Lässig lehnte er sich zurück und sah seinen Freund amüsiert an. „Warum sollte sie mich nicht heiraten wollen? Ich kann einer Frau alles bieten. Sie muss nur meine Erwartungen erfüllen.“
Gequält stöhnte Alessandro auf, als hätten die Worte seine romantische italienische Seele tief verletzt. „Frauen mögen es, verwöhnt zu werden. Sie möchten charmante Worte hören, du musst ihnen die Welt zu Füßen legen. Sie wollen nicht geheiratet werden, nur weil sie deine Erwartungen erfüllen.“
„Nun, aber genauso ist es“, beharrte Luc achselzuckend. „Die Frau, die ich heirate, wird sich damit abfinden müssen.“
„Dann stelle dich darauf ein, dass du noch lange suchen wirst, mein Freund.“
Diese Aussicht konnte Luc nicht erschüttern. Und als er nun vor dem Hotel Negresco mit seiner prachtvollen Fassade stand, fühlte er sich seinem Ziel ein Stück näher. Am Beispiel seiner Eltern hatte er erlebt, wohin Liebe führen konnte. Die kurzen Zeiten überschwänglichen Glücks waren überschattet worden von hässlichen Szenen der Eifersucht und würdelosen Streitereien. Deshalb waren romantische Gefühle ihm niemals erstrebenswert erschienen. Stattdessen hatte er sich mit Feuereifer ins Berufsleben gestürzt, ohne unnütze Zeit mit kraftraubenden Liebesgeschichten zu vergeuden. Und der Erfolg gab ihm recht. Seine Konkurrenten hatte er längst abgehängt.
Doch mittlerweile ging er auf die vierzig zu und wollte eine Familie gründen. Und dafür brauchte er eine Frau, die aus einem ebenso guten Hause kam wie er, um die edle Linie seiner Ahnen weiterführen zu können. Dazu fühlte er sich verpflichtet.
Zielstrebig trat er auf den weitläufigen Eingangsbereich des Hotels zu, ließ sich von dem Portier in goldbetresster Uniform die Tür öffnen und durchschritt das Foyer mit seinen glänzenden Marmorböden, unzähligen schimmernden Kronleuchtern und riesigen Gemälden. Doch Luc hatte keinen Blick für den Luxus, der ihn umgab. Entschlossen stieß er die Flügeltür zum Salon Royal auf und sah sich suchend um. Dann entdeckte er sie – Prinzessin Gabrielle von Mazzanera.
Mit ihrer kühlen Eleganz hob sie sich von der Masse der anderen Gäste ab, die an der Bar und an den polierten Ebenholztischen leise plauderten. Sie würde diese Woche in Nizza bei mehreren Wohltätigkeitsveranstaltungen Gastgeberin sein, wusste Luc, und er wollte sie bei dieser Gelegenheit erst einmal unerkannt in Augenschein nehmen.
Sie war tatsächlich eine Schönheit, stellte Luc zufrieden fest, doch sie schien sich dessen nicht bewusst zu sein. Ihre Natürlichkeit war bezaubernd.
In ihrem gerade geschnittenen Cocktailkleid kam ihre zartgliedrige Figur hervorragend zur Geltung. Das lange Haar war zu einem lockeren Knoten gesteckt. Kleine unaufdringliche Diamantohrringe und eine schmale Perlenkette waren ihr einziger Schmuck. Sie wirkte sehr anmutig und durch und durch wahrhaft fürstlich.
Was er sah, gefiel Luc ausgesprochen gut.
Vielleicht hatte er seine Braut tatsächlich endlich gefunden.
1. KAPITEL
„Du wirst deine Pflicht tun“, erklärte ihr Vater mit donnernder Stimme. „Ich möchte stolz auf dich sein können.“
Für ihn war damit alles gesagt.
Noch immer hallten die Worte in Prinzessin Gabrielles Kopf nach. Die nahezu drei Meter lange Schleppe ihres seidenen Hochzeitskleids zwang sie dazu, langsam zu gehen. Genau so muss eine fürstliche Braut aussehen, dachte sie seufzend. Entschlossen richtete sie sich auf und hob den Kopf. Haltung bewahren, was auch geschieht, sprach sie sich Mut zu.
Doch so schwer war es ihr bisher noch
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