Julia Extra Band 0331

des Jaguars herum und blickte Brad ungläubig an.
    Er ließ ein Lächeln aufblitzen, bei dem ihre Knie weich wurden. Was für ein Glück, dachte Sienna, dass sie schon saß.
    „Du hast heute Morgen so hektisch meine verrückten Ideen für die Tageskarte am Valentinstag aufgeschrieben. Vielleicht war es ein Fehler, beim Frühstück über meinen sieben Stunden geschmorten Lammbraten zu sprechen? Fühlst du dich überfordert?“
    Ein verächtliches Schnaufen war die Antwort darauf. „Du hast diese Gerichte doch nur ausgewählt, um mich auf die Probe zu stellen. Ich meine, Ravioli mit Spinat und Blauschimmelkäse?“
    „Ich betrachte das eher als lockende Aufgabe für einen Sommelière deines Talents. Perlhuhn mit Polenta ist ja nun wirklich einfach.“
    „Aber nur, wenn du die Parmesan-Zwiebel-Kruste weglässt. Außerdem bin ich nicht so sicher, ob die jungen Herren deine Pilzsoße überhaupt schon zu schätzen wissen.“
    „Da mach dir mal keine Sorgen“, erklärte Brad. „Denn es ist eindeutig eine Soße für die Damen!“
    Sienna schlug ihm mit ihrem Notizbuch auf die Knie.
    „Einen halbtrockenen Rotwein, fruchtig, um den erdigen Pilzgeschmack auszugleichen.“
    „Fantastisch. Was ist mit einem Weißwein?“
    „Darüber denke ich noch nach!“, zischte Sienna. „Nervensäge.“
    „Musst du das als Sommelière ständig tun? Ich meine, den passenden Wein zum Essen finden?“
    „Ja. Das ist eine meiner Lieblingsaufgaben. André und ich können stundenlang über Wein reden. Ich liebe meine Arbeit.“
    „Das merkt man. Greystone hat Glück, dich zu haben. Chris sucht seit Wochen einen Sommelière. Wäre es möglich, dass du bei den Vorstellungsgesprächen dabei bist und ihm hilfst, durch die engere Auswahlliste zu kommen? Wir brauchen jemanden, der sich auskennt! Es sei denn …“
    Brad machte eine Pause, um sich auf die mehrspurige Straße zu konzentrieren.
    „Es sei denn …?“, fragte Sienna, als er sich eingeordnet hatte.
    „… ich kann dich Angelo Peruzi ausspannen“, erwiderte er, ohne zu ahnen, wie diese Worte Sienna innerlich zerrissen. „Los, arbeite als Restaurantmanagerin mit mir zusammen. Geh ein Mal ein Risiko ein. Überrasch dich selbst.“
    Doch dafür war es zu spät! Sie hatte den Rest der gestrigen Nacht von einem gemeinsamen Leben mit Brad geträumt. Aber würde sie an seiner Seite arbeiten können? Liebhaber und Freund in einer Person, war so etwas überhaupt möglich? Über diese Frage war sie ins Grübeln geraten.
    „Du weißt wirklich nicht, wann du aufgeben musst“, erwiderte Sienna gespielt heiter. „Ich fühle mich sehr geschmeichelt, Brad, ehrlich. Aber ein neues Restaurant zu eröffnen ist genau der Stress, der eine Freundschaft zerstören kann. Ich will nicht, dass das passiert.“
    Flüchtig legte ihr Brad die Hand aufs Knie. „Aber dass ich es zumindest versuche, wirst du mir ja wohl nicht verübeln. Außerdem bin ich derselben Meinung. Gute Freunde sind schwer zu finden.“
    Durch ein Hupen abgelenkt, konzentrierte sich Brad wieder auf den dichten Verkehr, und Sienna schaute hinaus auf die schönen Läden und Kunstgalerien, an denen sie vorbeifuhren.
    Sie waren fast da. Zum ersten Mal seit vier Jahren kehrte sie nach Notting Hill zurück. Freunde und Kollegen von früher hatten sie oft zu sich nach Hause eingeladen, doch sie hatte immer abgelehnt. Der Kummer war noch zu frisch gewesen.
    Je näher sie der Stelle kamen, an der „Angelo’s“ gewesen war, desto mehr Erinnerungen überfielen sie, und die alten Ängste stiegen in ihr auf. Ihr Herz raste. Hilfe suchend wandte sich Sienna dem einzigen Menschen zu, der es verstehen würde.
    Wie einem Kind am Weihnachtsmorgen konnte man ihm die Aufregung und Vorfreude vom Gesicht ablesen. Brad begann einen Oldie im Radio mitzusummen. Tränen stiegen ihr in die Augen, aber Sienna blinzelte sie weg.
    Diese Straßen waren ihr früher so vertraut gewesen. Es war ganz normal, dass sie bei der Rückkehr ein bisschen sentimental wurde. Keinesfalls wollte sie Brad mit ihren albernen Beklemmungen den Tag verderben. Das Restaurant war sein Traum, und Brad hatte sie eingeladen, den besonderen Moment mit ihr zu teilen, wenn er seine zukünftige eigene Küche besichtigte.
    Er hatte so hart dafür gearbeitet und den Erfolg verdient. Plötzlich summte Sienna den Song auch mit. Ohne Brad hätte sie wahrscheinlich niemals die Kraft gefunden, hierher zurückzukommen. Mit Brad an ihrer Seite konnte sie alles schaffen!
    Keine Tränen. Kein