Julia Extra Band 0331
Nacken, damit ich dir das Haar ausspülen kann“, forderte er sie schroffer auf, als er es beabsichtigt hatte.
Jenny folgte widerspruchslos seiner Anweisung und verfiel für eine Weile in Schweigen. „Du willst also, dass wir Freunde sind?“, fragte sie ihn schließlich.
Dios! Er war jetzt wirklich nicht in der Stimmung für Spielchen. Seine gesamte Energie ging dafür drauf, sich wie ein unbeteiligter Pflegehelfer zu benehmen, während sein Testosteronspiegel beängstigende Werte annahm.
„Nein, Jenny“, antwortete er mit mühsam erzwungener Ruhe. „Ich mag zwar meine Fehler haben, aber ein Heuchler bin ich nie gewesen. Also will ich dir auch nicht vormachen, dass ich an einer Freundschaft mit dir interessiert bin.“
Als er das Shampoo restlos aus ihrem Haar herausgespült hatte, drehte er das Wasser ab, hängte den Duschkopf an seinen Platz zurück und richtete sich wieder auf. „So, ich bin fertig. Kann ich sonst noch etwas für dich tun?“
Sie fuhr sich mit beiden Händen durch die nassen Locken und blickte unsicher zu ihm auf. „Bist du sauer auf mich, weil ich das gefragt habe?“
Rodrigo schüttelte langsam den Kopf. „Nein, bin ich nicht. Aber mach dir nicht vor, dass ich mich nur aus reiner Menschenfreundlichkeit um dich kümmere. Ich bin weder ein Ritter in schimmernder Rüstung, noch bin ich aus Stein. Muss ich noch deutlicher werden?“
„Oh …“
Er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte mit undurchdringlicher Miene auf sie herab. „Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“
„Ich …“ Sie wandte nervös den Blick ab und schien krampfhaft nach den passenden Worten zu suchen. „Hör zu, Rodrigo, ich bin dir wirklich sehr dankbar für alles, was du für mich getan hast, aber ich habe dich nicht gebeten, hierzubleiben und auch nicht von dir verlangt, für mich die Krankenschwester zu spielen. Falls du also erwartest, dass ich als eine Art Dankeschön mit dir schlafe …“
„Nein, das erwarte ich keineswegs“, unterbrach er sie scharf. „Zwischen dem Eingeständnis, dass ich dich immer noch begehre und sexueller Nötigung besteht nämlich ein kleiner Unterschied. Wenn du mein Interesse nicht erwiderst, habe ich kein Problem damit, aber ehrlich gesagt fällt es mir schwer, das zu glauben. Ich habe durchaus bemerkt, dass du gegen die Chemie zwischen uns genauso wenig immun bist wie ich. Nur, dass ich im Gegensatz zu dir meine Absichten offen äußere.“
Jenny schluckte hart. „Und die wären?“
Rodrigo betrachtete sie mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Nachsicht. „Musst du das wirklich noch fragen? Mit dir Liebe zu machen, natürlich, und zwar mit deinem vollen Einverständnis. Selbstverständlich erst dann, wenn du wieder gesund bist, aber rede dir nicht ein, dass es nicht geschehen wird. Brauchst du meine Hilfe, um aus der Wanne zu kommen?“
Zu schockiert, um ein Wort herauszubringen, konnte Jenny nur stumm den Kopf schütteln.
„Gut, dann gehe ich jetzt nach unten und mache uns etwas zum Frühstück. Du hast doch Hunger, oder“
Hunger …
Plötzlich hatte das Wort eine ganz neue, beängstigende Bedeutung bekommen.
6. KAPITEL
Warm verpackt in eine weiche Wolldecke, saß Jenny auf der Couch im Wohnzimmer und sah zu, wie Rodrigo frische Holzscheite in den Kamin legte. Als er sich wieder aufrichtete und sich die staubigen Hände an der Jeans abwischte, wurde ihre Aufmerksamkeit geradezu zwangsläufig auf seine muskulösen Oberschenkel gelenkt. Trotz ihrer Mattheit und der Kopfschmerzen, die sie noch immer plagten, verspürte sie beim Anblick seines vor Vitalität nur so strotzenden Körpers ein elektrisierendes Prickeln.
Als sie vor einigen Stunden heruntergekommen war, hatte er wie ein Besessener im Garten geschuftet. Er hatte die Plane vom Gewächshaus gezogen und in den Schuppen zurückgebracht, abgerissene Zweige, zerbrochene Blumentöpfe und alle möglichen und unmöglichen Dinge, die der Sturm hinterlassen hatte, eingesammelt und in Müllsäcke gepackt. Anschließend hatte er den Gartenweg gefegt und Rasen und Beete so lange mit der Harke bearbeitet, bis alles aussah, als hätte es nie ein Gewitter gegeben. Nur der entwurzelte Baum, den er – wie auch immer – zum Gartenzaun geschafft hatte, wo er auf den Abtransport wartete, erinnerte an das Chaos, das noch heute Morgen hier geherrscht hatte.
Wahrscheinlich gab es nicht viele Hoteliers, die es mühelos mit jedem Bauarbeiter aufgenommen hätten!
„Jetzt, wo ich wieder gesund bin,
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