Julia Extra Band 0331
zu starren, die ihm ungeachtet seiner Kälte und Rücksichtslosigkeit Trost spenden wollte. Etwas in ihm wollte nachgeben, sich in Jennys vertrautem Duft und ihrer Wärme verlieren …
Dann setzte gerade noch rechtzeitig sein Verstand ein.
„Hör mir gut zu, Jenny“, sagte er rau. „Ich bin ein Mann, der fest daran glaubt, dass man ohne Härte in diesem Leben nicht vorankommt. Bis heute habe ich es nicht zugelassen, dass Gefühle in die Entscheidungen hineinfunken, die ich für richtig halte, sei es in meinem Beruf oder in meinem Privatleben. Du hast das leider zu spüren bekommen. Mach also bitte nicht den Fehler zu glauben, dass ich so etwas wie Güte oder Vergebung brauche.“
7. KAPITEL
Rodrigo war auf den Füßen, bevor Jenny die Gelegenheit hatte, ihm zu antworten. „Schau deinen Film zu Ende und entspann dich“, murmelte er und verließ den Raum, ohne sie noch einmal anzusehen.
Cozette folgte ihm. Nachdem er ihren Futternapf gefüllt hatte, nahm er mechanisch die Zutaten fürs Abendessen aus dem Kühlschrank. Sekundenlang starrte er das Gemüse an, als hätte er noch nie im Leben Zucchini und Karotten gesehen. Dann ließ er sich schwer gegen die Arbeitsplatte sinken und entließ hörbar den angehaltenen Atem.
Es war höchste Zeit, Jenny endgültig klarzumachen, dass er die Beziehung mit ihr nicht wieder aufnehmen konnte, auch auf die Gefahr hin, dass ihr wachsamer Blick, der so viel mehr wahrnahm, als ihm lieb war, ihn bis ans Ende seiner Tage verfolgen würde.
Am Montag würde alles vorbei sein, und bis dahin musste er eisern Distanz zu ihr halten – was ihm eigentlich nicht schwerfallen sollte, da er diese Fähigkeit inzwischen meisterhaft beherrschte. Es war das einzig Richtige, und zwar für sie beide.
Er dachte an die Worte, die ihm sein Vater immer wieder eingeschärft hatte. Nimm mit, was du bekommen kannst, aber sieh zu, dass du dich nie zu sehr in etwas verstrickst.
Er hatte einmal den Fehler gemacht zu glauben, dass er beides haben könnte – eine befriedigende Ehe und ein erfolgreich laufendes Unternehmen –, aber dieses Mal würde er sich nicht von diesem Irrglauben verführen lassen.
Eine Stunde später kehrte Rodrigo ins Wohnzimmer zurück, um Jenny mitzuteilen, dass das Essen fertig sei. Doch als er sie friedlich schlafend daliegen sah, brachte er es nicht übers Herz, sie zu wecken.
Stattdessen hob er sie behutsam hoch und trug sie nach oben in ihr Schlafzimmer. Nachdem er sie aufs Bett gelegt hatte, zog er ihr mit äußerster Vorsicht den Morgenmantel aus, was eine harte Prüfung für seine Selbstbeherrschung war. Zarter Rosenduft benebelte seine Sinne, und der weiche, nachgiebige Körper unter seinen Händen machte ihn fast verrückt vor Begierde.
Die ganze Zeit über gab Jenny keinen Mucks von sich, aber als er sich über sie beugte, um ihr die Decke über die Schultern zu ziehen, öffnete sie die Augen und blickte verträumt zu ihm auf. „Mhm, du riechst gut …“, murmelte sie und schlang ihm schlaftrunken die Arme um den Nacken.
Rodrigo erstarrte.
„Du bist ein so wunderbarer Mann und manchmal …“, sie gab einen leisen Seufzer von sich, „… manchmal ist es so schwer, dir zu widerstehen …“
„Jenny …“, brachte er heiser hervor. „Ist dir klar, was du da sagst?“
Sie blickte lächelnd zu ihm auf und nickte. „Ja, Rodrigo. Ich bin vollkommen wach und weiß genau, was ich tue.“
„Du spielst da ein gefährliches Spiel, Jenny Wren“, warnte er sie.
Sie löste die Hände von seinem Nacken und schob sie in sein dichtes Haar. „Willst du mich nicht küssen?“
Rodrigo wusste selbst nicht, woher er die Kraft nahm, ihrem Angebot zu widerstehen. Das Blut schoss ihm wie flüssige Lava durch die Adern, und jeder Nerv in ihm brannte vor Verlangen.
„Ich will viel mehr von dir als nur einen süßen, benommenen Kuss, mein Engel“, teilte er ihr mit gepresster Stimme mit. „Und deswegen sollten wir an diesem Punkt Schluss machen.“
Ein sehnsüchtiges Leuchten trat in Jennys Augen. Dann glitt ein mutwilliges Lächeln über ihr Gesicht, und in der nächsten Sekunde drückte sie ihre samtweichen Lippen auf seine.
Sie wieder zu küssen war, als würde er nach einer endlosen Irrfahrt endlich wieder nach Hause kommen. Rodrigo hatte es sich viele Male vorgestellt, aber die Wirklichkeit war ungleich sinnlicher und erregender als seine Fantasien. Mit einem rauen Laut legte er sich über sie und spürte ihre einladenden weiblichen Rundungen unter seinem vor
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