Julia Extra Band 0332
für sie da zu sein und für sie zu sorgen. Dennoch waren ihm seine zweifelhaften Freunde wichtiger gewesen, und am Ende hatte er sie, sein eigen Fleisch und Blut, verraten und im Stich gelassen. Und Brad war auch nicht besser, er war aus demselben Holz geschnitzt. Stolz hob sie den Kopf.
„Sie besitzen nicht die geringste Vorstellung von dem, wonach ich suche, Mr. Walker. Auf eins jedoch kann ich mit Freuden verzichten, nämlich auf einen Mann, der mir leere Versprechungen macht. An einem Mann, der mich überhaupt nicht kennt und der sich auch nicht die Mühe macht, hinter meine Fassade zu sehen, bin ich wirklich nicht interessiert.“
„Maya, offensichtlich sind Ihnen bisher nur die falschen Männer über den Weg gelaufen.“
Sie stand auf und zog energisch den Vorhang zurück, der die Küchenecke vom Wohnraum abtrennte. „Das führt eindeutig zu weit, und wir sollten diese Unterhaltung besser beenden. Möchten Sie Tee oder Kaffee?“ Sie füllte den Wasserkocher auf und schaltete ihn ein.
„Es tut mir leid, wenn ich Sie verschreckt habe, Maya.“ Plötzlich stand Brad hinter ihr, und sein Atem streifte warm ihren Nacken. Maya verspürte ein angenehmes Ziehen tief im Innern und schloss die Augen. Nur einen einzigen Augenblick wollte sie dieses überwältigende Gefühl genießen.
„Natürlich wollte ich Sie sehen, aber ich habe auch von Ihrer Kündigung erfahren und möchte Ihnen einen Job anbieten.“
Wie betäubt drehte sie sich langsam zu ihm um. „Einen Job?“, wiederholte sie ungläubig.
„Für die nächsten Wochen benötige ich eine Sekretärin oder Assistentin oder wie immer Sie es nennen wollen. Ich suche dringend jemanden, der mir bei der Recherche für mein neues Stück hilft. Allerdings arbeite ich nicht hier, sondern in meinem Haus in Northumberland. Wenn Sie es über sich bringen, London für einige Zeit den Rücken zu kehren, gehört der Job Ihnen.“
„Und wieso sind Sie gerade auf mich gekommen? Es gibt bestimmt Leute, die für diese Aufgabe besser qualifiziert sind.“
„Wenn Sie es genau wissen wollen, habe ich mich bei Ihrer Vermittlungsagentur erkundigt. Man hat Ihnen all das attestiert, was ich von einer Assistentin erwarte. Sie sind perfekt in Maschineschreiben und Steno, arbeiten selbstständig und kreativ und bringen sich mit ganzer Kraft in Ihren jeweiligen Job ein.“
Maya schluckte. In der Agentur hielt man viel von ihr, das wusste sie, doch mit einem so herausragenden Zeugnis hatte sie nicht gerechnet.
„Und der Job ist wirklich echt?“ Sie zögerte. „Ich meine, es ist nicht nur ein Trick, um mich in Ihr Haus nach Northumberland zu locken?“
Er sah sie an. „Ich trickse nicht, sondern biete Ihnen eine Vertrauensstellung an. Wenn Sie mir gegenüber Vorbehalte haben, erkundigen Sie sich nach mir bei meiner langjährigen Agentin Jane Eddington, einer in Künstlerkreisen anerkannten Autorität und über jeden Zweifel erhaben.“
„Ich glaube Ihnen auch ohne weitere Referenzen. Da Sie sich bei meiner Vermittlungsfirma nach meinen Kenntnissen erkundigt haben, sind Sie anscheinend wirklich an einer kompetenten Sekretärin interessiert.“
Brad hatte mit größeren Schwierigkeiten gerechnet.
„Lassen Sie mich Ihnen die Lage erklären“, redete er eifrig weiter. „Bisher hat Jane alle anfallenden Sekretariatsaufgaben für mich erledigt, doch bei dem Stück, an dem ich momentan arbeite, würde das den Rahmen sprengen. Ich beziehe mich dabei nämlich ausdrücklich auf historische Fakten und bin deshalb auf genaueste Recherche angewiesen. Deshalb sehe ich mich dazu gezwungen, für dieses Stück eine Privatsekretärin einzustellen, die bei mir zu Hause arbeitet und bei jeder Unklarheit sofort mit Nachforschungen beginnen kann.“
„Ich verstehe.“ Maya strich sich eine widerspenstige Strähne aus der Stirn und stellte dabei fest, dass ihr Haar immer noch nicht ganz trocken war. Angestrengt dachte sie nach. So sehr sie London auch liebte, der Großstadt mit all der Hektik und dem Lärm für eine Weile den Rücken kehren zu können, reizte sie schon.
Andererseits würde die Zusammenarbeit mit Brad alles andere als einfach werden, darüber machte sie sich keine Illusionen. Zwischen ihnen hatte es gefunkt, das ließ sich nicht leugnen, und wenn sie Turbulenzen in ihrer Gefühlswelt vermeiden wollte, sollte sie jetzt laut und deutlich Nein sagen.
Doch sie brauchte einen Job, und das Angebot klang verlockend – es wäre vermessen, es auszuschlagen.
Maya blickte Brad
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