Julia Extra Band 0332
den Kopf?“
„Wenn ich Gesellschaft haben möchte, bekomme ich sie auch“, parierte er.
Als wäre das ihr Stichwort, ging eine rothaarige Schönheit so nah an Brad vorbei, dass sie ihn berührte, und lächelte ihn herausfordernd an. Als er nicht reagierte, zuckte sie gelangweilt die Schultern und verschwand durch die Drehtür nach draußen.
Jane verdrehte die Augen. „Gesellschaft! Darum geht es doch gar nicht, Darling.“ Das Lächeln, das um ihre perfekt geschminkten Lippen spielte, verlor an Ironie und wurde weicher. „Wenn man sich nach einer bestimmten Frau sehnt, Darling, hilft einem keine andere weiter, nicht einmal Angelina Jolie persönlich. Hast du hier in New York überhaupt schon von ihr gehört … von deiner kleinen Assistentin mit dem rabenschwarzen Haar und den traurigen Augen?“
„Nein.“ Erschrocken, wie verzweifelt er klang, schlug Brad den Mantelkragen hoch. „Maya weiß noch nicht einmal, wo ich überhaupt bin. Weshalb sollte sie auch, wir haben keinen Kontakt mehr miteinander. Nachdem sie gegangen war, habe ich noch zwei Wochen lang probiert, allein an dem Stück weiterzuarbeiten, dann habe ich es aufgegeben und bin nach New York geflogen. Sie hat sich nicht mehr gemeldet.“
Brad presste die Lippen aufeinander. Mehr würde Jane nicht von ihm erfahren. Was sie zu wissen brauchte, war gesagt. Er wollte das Thema beenden und flüchtete sich in seinen scharfzüngigen Humor, der ihm bei solchen Gelegenheiten zur Gewohnheit geworden war.
„Möchtest du nun noch etwas trinken oder nicht, meine liebe Jane? Selbst wenn eine Rose verblüht ist, braucht sie ab und zu noch etwas Flüssigkeit, um nicht vollständig zu vertrocknen und einzugehen – so habe ich es mir jedenfalls erklären lassen.“
Jane versetzte ihm einen Klaps mit der Handtasche, der es in sich hatte. „Ich bin also eine verblühte Rose, was für ein ausgesprochen charmantes Kompliment von dir! Doch lass dir gesagt sein, ich muss nicht allein im Hotelzimmer sitzen. Es wartet dort nämlich ein Mann auf mich, mit dem ich schon seit über zwanzig Jahren verheiratet bin. Selbst nach all den Jahren bin ich der Sinn und Zweck seines Lebens, und er würde alles für mich tun. Du dagegen …“
Sich den schmerzenden Oberarm reibend, fiel er ihr ins Wort. Seine Laune hatte den Nullpunkt erreicht. „Ich dagegen vegetiere einsam und verlassen vor mich hin und rutsche unaufhaltsam in eine Altersdepression! Mir kommen die Tränen, Jane. Aber das wird dich ja nicht beeindrucken, denn deiner Meinung nach geschieht es mir ja nur recht.“
Brad fühlte sich völlig orientierungslos, er wusste einfach nicht, was er mit sich anfangen sollte. Seit sechs Wochen überlegte er, ob er bei Maya anrufen und sich entschuldigen sollte. Eigentlich hätte er sie gar nicht gehen lassen dürfen.
Trotzdem hatte er es getan. Er hatte sich vorgemacht, sie sei genauso leicht zu ersetzen wie seine Bleistifte, wenn sie zu kurz zum Schreiben wurden. Objektiv betrachtet hatte er jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder er musste sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen und sich von ihr befreien – oder er musste sich eingestehen, ein gestörter und gewaltbereiter Mensch zu sein, der schnellstens in psychologische Behandlung gehörte. Egal, wie er sich entschied, er musste sein Leben unbedingt wieder in den Griff bekommen, um wieder arbeiten zu können.
Seit Maya ihn verlassen hatte, fand er alles sinnlos. Selbst Erfolge bedeuteten ihm nichts. Dabei löste sein Stück, das nach London jetzt den zweiten Tag am Broadway lief, wahre Begeisterungsstürme aus.
„Jane, ich würde gern mit dir noch etwas trinken gehen. Du bist so ungefähr die Einzige, die mir unverblümt die Meinung sagt und mir nicht einfach nur nach dem Munde redet. Eine Prise Zynismus gehört nun einmal zu meinem Stil, du kennst mich doch. Sollte ich dich jedoch damit verletzt haben, tut mir das leid, es war wirklich nicht meine Absicht. Ich habe mich über deine Entscheidung, kurz entschlossen mit deinem Mann nach New York zu kommen, um die Premiere des Stückes mitzuerleben, aufrichtig gefreut. Verzeihst du mir meine schlechten Manieren?“
„Natürlich, glücklicherweise hat mir eine gute Fee Weisheit und Milde in die Wiege gelegt.“ Trotz ihrer Stilettos musste Jane sich kräftig recken und an Brads Arm festhalten, um ihm die Wange zu küssen. „Außerdem habe ich eine ausgesprochene Schwäche für übellaunige Männer, wenn sie so attraktiv und geistreich sind wie du.“
„Ich
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