Julia Extra Band 0332
viel du mir bedeutest.“ Sie musste gegen die Tränen ankämpfen. „Du bist immer für mich da gewesen, auch als es mir nicht so gut ging. Dafür möchte ich dir danken.“
Teresa schwieg eine Weile. „Du bist für mich wie eine leibliche Tochter“, erklärte sie schließlich.
Du lieber Himmel … Tränen schimmerten in Giannas Augen. Dieses Mal konnte sie sie nicht mehr zurückhalten, sie liefen ihr über die Wangen.
Eine Nacht mit Raúl, wenig Schlaf, ihr innerer Aufruhr und dazu noch Teresas Sympathiebekundungen, all das war einfach zu viel.
„Gehe ich richtig in der Annahme, dass die Ankündigung eurer Versöhnung vielleicht etwas voreilig gewesen ist?“
Es hatte keinen Sinn, die Wahrheit zu verschleiern. „Sierra war gestern Abend auch zu Gast.“
Teresa hatte sich nun auch erhoben, nahm Gianna am Arm und hängte sich bei ihr ein. „Sierra ist gefährlich.“
„Es gab … einen … Zwischenfall.“ Gianna zögerte, Sierras Worte wiederzugeben.
„Raúl hat dich hoffentlich verteidigt?“
Das konnte man wohl behaupten. „Ja, das hat er.“ Sie musste daran denken, wie er sie auf der Terrasse umarmt und geküsst hatte. Es war himmlisch gewesen – als ob die vergangenen drei Jahre gar nicht existiert hätten. Da war nur Leidenschaft gewesen … und der Drang, sich ihr hinzugeben.
Ob Teresa ahnte, dass es ein Nachspiel gegeben hatte?
„Dein Glück muss an oberster Stelle stehen“, sagte Teresa fürsorglich. „Es gibt Prüfungen für die Liebe. Glaube mir, ich werde jede Entscheidung, die du triffst, unterstützen.“
„Danke, Teresa.“ Wieder musste sie gegen Tränen ankämpfen.
Als ob sie Giannas inneren Aufruhr gespürt hätte, griff Teresa nach ihrer Hand. „Komm, wir werden uns ein wenig in Miguels Gemüsegarten umsehen. Er ist so stolz darauf.“
Die beiden bemerkten Raúls Blick nicht, der sie von seinem Fenster im Arbeitszimmer aus beobachtete.
Zwei Frauen aus zwei Generationen gingen Hand in Hand durch den Garten – seine Frau und seine Mutter. Sie fühlten sich untrennbar miteinander verbunden, das wusste er. Doch bald, viel zu bald würde er die eine verlieren. Auf keinen Fall würde er zulassen, dass er auch Gianna verlor. Die einzige Frau, die ihn mit Verstand, Leib und Seele – einfach in jeder Hinsicht – berührte.
Gianna gab sich die größte Mühe mit der Auswahl ihrer Kleidung für den Lunch. Teresa selbst legte Wert auf tadelloses Auftreten, sie besaß exklusive Designerkleidung für jeden erdenklichen Anlass.
Miguel fuhr sie zu einer traumhaften Villa in Portals Vells. Es lag mitten in einer zauberhaften Landschaft und bot einen spektakulären Blick aufs Meer. Adriana Ramirez de Arroyo begrüßte Teresa mit ausgesuchter Herzlichkeit und wandte sich dann Gianna zu.
„Wie schön, Sie zu sehen, meine Liebe. Kommen Sie doch bitte und schließen Sie sich den anderen Gästen in der sala an.“
Es waren insgesamt neun Gäste in dem Raum … sämtlich Damen der besseren Gesellschaft. Gianna erinnerte sich, dreien von ihnen schon einmal bei der einen oder anderen Veranstaltung in Madrid begegnet zu sein.
Es waren gute langjährige Freundinnen, alle gleichen Alters, dachte Gianna, während sie die fröhlichen charmanten Damen beobachtete, wie sie miteinander plauderten und lachten. Sie schienen mit sich und der Welt zufrieden, mussten niemandem mehr etwas beweisen.
Nach einer Weile begaben sie sich in einen geschmackvoll eingerichteten Speiseraum und nahmen Platz.
Fünf Gänge wurden serviert, einer opulenter und schöner angerichtet als der andere.
„Teresa vergöttert Sie“, gab Adriana beim Kaffee preis. „Es ist wohltuend, Sie hier bei ihr zu wissen.“
„Sie ist eine wundervolle Frau.“ Die Worte kamen Gianna von Herzen.
„Wir kennen uns seit vielen Jahren“, sagte Adriana. „Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, während wir unsere Kinder großzogen, ihre Erfolge und ihre Hochzeiten miterleben dürfen.“ Ein weiches Lächeln umspielte ihre Lippen. „Teresa wird überglücklich über Ihre Versöhnung mit Raúl sein. Sie mag Sie sehr.“
Was konnte sie anderes antworten als „Danke“.
„Während Ihrer Abwesenheit hat Teresa Raúl zu fast allen offiziellen Anlässen begleitet.“
Gianna verbarg ihre Überraschung gut … wie sie glaubte.
„Meine Liebe, wussten Sie das nicht? Dann ist Ihnen vielleicht auch nicht bekannt, dass Raúl in letzter Zeit die Firma häufiger alleine repräsentiert hat, wenn Teresas Gesundheit nicht zuließ, ihn
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