Julia Extra Band 0339
im Grunde gut darüber hinweggekommen sind, was bedeutet, dass wir uns nicht wirklich lieben.“ Er stand auf und trat ans Fenster.
Schweigend starrte Holly auf den steifen Rücken, in dem sich die innere Anspannung deutlich offenbarte.
„Hat Natascha das eingesehen?“, fragte sie nach einer Weile.
„Ich weiß nicht, aber zu denken gegeben hat es ihr allemal. Mir ist jedenfalls klar geworden, dass wir nicht zueinander passen.“
„Woher willst du das wissen?“
Er drehte sich um. „Weil ich dieses Gefühl gespürt habe, als ich deinen Abschiedsbrief las.“
„Du …“
„Die Erkenntnis, dass ich dich verloren hatte, brachte mich fast um. Aber gleichzeitig wusste ich, dass du recht hattest, mich zu verlassen.“
„Brett …“ Ihre Stimme war kaum hörbar. „Nach dem, was du eben gesagt hast, und die Tatsache, dass du mich heiraten wolltest …“
„Lass mich ausreden. Ich wollte dich heiraten, weil ich dich achte und bewundere. Ich dachte, wir würden gut zusammenpassen; nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ich sagte mir, dass von echter Liebe nicht die Rede sei … Jetzt weiß ich, wie sehr ich mich getäuscht habe.“
„Brett …“
„Ich liebe dich mehr, als ich je eine Frau geliebt habe, mehr als mich selbst. Aber das ändert nichts daran, wer ich bin – wie ich bin. Und den Gedanken, ich könnte dir irgendwann wehtun, physisch wehtun, ertrage ich einfach nicht.“
„Wa…was willst du damit sagen?“
„Dass ich gekommen bin, um dir Lebewohl zu sagen. Es ist für uns beide das Beste.“
Einen Augenblick war sie wie gelähmt, dann sprang sie auf. Lebewohl? Nein, das durfte nicht geschehen. Er liebte sie, und sie liebte ihn ebenso. Er bedeutete ihr mehr als alles in der Welt, das wusste sie mit absoluter Gewissheit. Er hatte ihr geholfen, Vergangenes zu bewältigen, und jetzt würde sie um ihr gemeinsames Glück kämpfen. Unwillkürlich ballten sich ihre Hände zu Fäusten.
„Du hattest recht, Brett, es wäre nicht gut gegangen zwischen Natascha und dir. Genauso wenig, wie es bei deinen Eltern gut ging. Aber was hat das mit dir und mir zu tun? Siehst du nicht, dass du nie wie dein Vater sein kannst, auch wenn du etwas von seinem Temperament geerbt hast? Der Unterschied zwischen euch ist, du bist in dich gegangen, anstatt den Kopf in den Sand zu stecken. Und eine Gefahr, die man kennt, die meistert man auch. Und genau das tust du. Ganz davon abgesehen, du bist nicht gewalttätig, das spüre ich nicht nur, das weiß ich.“
„Holly … Du bist eine wundervolle Frau, aber keine Hellseherin. Wie willst du wissen, was die Zukunft bringt? Erinnerst du dich nicht mehr, wie ich in Palm Cove auf dich losgegangen bin? Ist dir das keine Warnung?“
„Du warst wütend, das stimmt, aber nicht auf mich. Und du hattest dich sofort wieder in der Gewalt und hast dich entschuldigt. Kein Haar hast du mir jemals gekrümmt, im Gegenteil. Seit ich dich kenne, hast du mich, wenn es hart auf hart ging, nur beschützt und mir geholfen.“
Er drehte das Gesicht zur Seite, und sie sah einen Muskel an seiner Schläfe zucken.
„Ich vertraue dir, Brett Wyndham, was immer auch kommt“, sagte sie leise. „Und ich glaube an dich. Wenn du gehen willst, kann ich dich nicht halten, aber meine Gefühle für dich ändern sich nicht.“ Eine Träne rollte ihr über die Wange, ohne dass sie es merkte.
Sacht wischte er sie weg. „Alles im Leben ändert sich. Auch deine Gefühle.“
„Niemals!“
Er sah sie an, zögerte. Dann atmete er tief ein und schloss sie in die Arme. „Liebste …“ Er streichelte die widerspenstigen Locken, die samtige Wange. „Ich musste dir einfach die Wahrheit sagen.“
„Und ich bin froh darüber.“ Sie schmiegte sich an seine Brust. „Was auch kommen mag, zusammen können wir es bewältigen.“ Sie hob ihm das Gesicht entgegen, ein Leuchten in den Augen. „Worauf wartest du noch?“
Er lachte, dann neigte er sich vor und küsste sie auf den Mund.
Es wurde ein langer, inniger Kuss, mit dem sie sich mehr sagten, als es mit Worten möglich gewesen wäre. Nach und nach wich die innere Anspannung, und sie spürten, wie etwas anderes zum Leben erwachte.
Sanft löste sich Holly aus der Umarmung und nahm Brett bei der Hand. „Komm, diesmal habe ich eine Überraschung für dich .“
„Was?“
Ihre Augen funkelten. „Ein richtiges Bett.“
Nicht nur ein Bett – ein Doppelbett. Mit duftender weißer Wäsche und einer Decke aus blauer Seide.
„Lieber Himmel – welch ein
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