Julia Extra Band 0339
und Sinne in einer Art Kriegszustand, und die Sinne waren im Begriff zu gewinnen. Denn dass dieser Mann sie physisch erregte, ließ sich nicht leugnen. Ohne es zu wollen, seufzte sie.
Sie sah zu ihm auf und begegnete dem unergründlichen Blick seiner Augen, dessen Blau sich um noch ein paar Schattierungen vertieft hatte. Sein Mund war leicht geöffnet, und jetzt neigte er sich vor, bis nur noch wenige Zentimeter sein Gesicht von ihrem trennten …
Ruckartig entzog sie sich seinem Griff. „Wa…was tun Sie?“
Sofort richtete Jonas sich auf, dann strich er sich über die Stirn. War er von allen guten Geistern verlassen? Es fehlte nicht viel, und er hätte sie geküsst. Hier in diesem Saal, vor all den Besuchern! Und warum? Weil einen Moment lang außer ihren vollen sinnlichen Lippen nichts um ihn her existiert hatte.
Doch die Mary McCoy von heute Abend war eine Illusion. Ihre Aufmachung, ihr Charme, ihr Lächeln dienten allein einem Zweck – der Ausstellung. Sie war der Star des Abends und legte es darauf an, die hier versammelten Kritiker und Kunstliebhaber nicht nur durch ihr Werk, sondern auch als Frau für sich einzunehmen. Schließlich wollte sie ihre Bilder ja auch verkaufen.
Und ihn für sich einzunehmen wäre ihr um ein Haar auch gelungen. Sie hatte ihn so in den Bann gezogen, dass er ganz vergessen hatte, wer sie war und worum es ihm bei ihr ging. Mit dem Gefühl akuter Selbstverachtung trat er einen Schritt zurück.
„Bitte verzeihen Sie, dass ich Sie so lange in Anspruch genommen habe.“ Er verbeugte sich knapp. „Ich bin sicher, Ihre Gäste warten schon ungeduldig.“
Sein verächtlicher Ton ging Mary durch und durch. Das hatte sie nicht verdient! Was hatte sie ihm getan? Er hatte versucht, sie zu küssen, nicht umgekehrt!
Seine Lippen, die eben noch so einladend wirkten, waren jetzt zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Unwillkürlich fragte sie sich, wie sie sich wohl auf ihren angefühlt hätten …
Nun, diese Gefahr bestand zum Glück nicht mehr. Entschlossen straffte sie die Schultern. Jonas Buchanan war ihr Gegner, und sie täte gut daran, das nicht zu vergessen.
Spöttisch begegnete sie seinem Blick. „Als Gastgeberin sollte ich Ihnen eigentlich versichern, wie mich unser Wiedersehen gefreut hat, Mr Buchanan. Aber das wäre gelogen, deshalb …“ Demonstrativ brach sie ab.
„Ich bezweifle sehr, dass wir uns zum letzten Mal begegnet sind, Miss McCoy.“, meinte er trocken.
„Und ich hoffe sehr, dass Sie sich irren.“
„In geschäftlichen Dingen irre ich mich nur selten.“
„Bescheiden sind Sie auch noch. Die Liste Ihrer Vorzüge scheint endlos zu sein.“ Marys Ton drückte Geringschätzung aus. „Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen …“ Sie wandte sich ab und ging davon.
Jonas schaute ihr nach, wie sie ohne Hast den Saal durchquerte. Hin und wieder blieb sie stehen und plauderte mit einem Besucher. Jetzt wirkte sie völlig entspannt, ihr Lächeln war warm und herzlich, das gelegentliche Lachen tief und sexy. Ihr rotes Kleid spannte sich eng um den festen kleinen Po, dessen neckische Rundungen bei jedem Schritt wunderbar zur Geltung gebracht wurden.
Er war durchaus nicht der Einzige, den sie so faszinierte. Voll Missfallen bemerkte Jonas die zahllosen männlichen Blicke, die Mary auf sich zog. Ein besonders hartnäckiger Bewunderer hielt sie beim Handgelenk fest und versuchte, ein Gespräch mit ihr anzuknüpfen. Sie hörte kurz zu, dann befreite sie sich lachend aus seinem Griff und ging weiter.
„Na, was hältst du von ihr?“
Ganz ins Betrachten von Marys verführerischen Reizen versunken, bemerkte Jonas seine Cousine erst, als sie neben ihm stand. Dabei gehörte Amy – groß, schlank und mit wunderschönen tizianroten Locken – nicht zu den Frauen, die man so leicht übersah.
„Was ich von ihr halte?“, wiederholte er gedehnt, um Zeit zu gewinnen – in Gedanken war er noch ganz bei Marys unglaublicher Metamorphose. „Ich finde, sie ist etwas zu jung, um so viel Aufsehen zu erregen“, meinte er schließlich betont gleichgültig. Er nahm zwei Gläser Champagner von dem Tablett, das ein Kellner präsentierte, und reichte eines davon seiner Cousine.
„ Ich finde sie einfach genial“, entgegnete Amy mit Nachdruck.
„Aus deinem Mund bedeutet das eine Menge“, bemerkte Jonas. In der Branche war Cousine Amy nicht gerade für überschwängliches Lob bekannt.
„Komm, und sieh dir ihre Gemälde an.“ Sie hängte sich bei ihm ein und zog ihn zum
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