Julia Extra Band 0339
Küssen wie geschaffen war. Nicht eine Sekunde bezweifelte er, dass die vollen weichen Lippen ganz nach seinem Geschmack wären …
Nach seinem Geschmack, aber trotzdem tabu.
Frustriertes Verlangen war schuld, nur so konnte sich Jonas seine absichtlich beleidigende Antwort erklären. Ohne zu überlegen, erwiderte er: „In dem Outfit, das Sie tragen, sehen Sie aus wie jemand, dem nach einer langen heißen Nacht ist.“
Im ersten Moment verschlug es Mary die Sprache, dann zischte sie: „Wie ich mich anziehe, ist meine Sache, verdammt noch mal!“
Sein Blick verweilte auf ihrem wunderschönen schlanken Bein, das durch den Schlitz an der Seite des Kleides sichtbar wurde. „Genau was ich sage.“
Wutentbrannt streifte sie das Jackett von den Schultern und schleuderte es ihm entgegen. „Sie sind auch nicht besser als der Typ von eben mit seinen Zudringlichkeiten“, rief sie aufgebracht. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, stelzte sie an ihm vorbei in den Ausstellungssaal.
So ein ungehobelter, unerträglicher Widerling !
3. KAPITEL
Montagmorgen, kurz nach halb zehn …
„Ob Mr Buchanan im Moment Zeit hat oder nicht, ist mir schnurzegal. Und nein, ich will keinen Termin. Ich will mit ihm sprechen, und zwar jetzt.“
Jonas sah vom Schreibtisch auf – er erkannte die laute Stimme im Vorzimmer des Londoner Hauptsitzes von Buchanan Construction sofort.
Die Tür flog auf, und Mary stürmte in sein Büro. Sie trug hüfthohe verwaschene Jeans und einen schwarzen Pullover, das lange glatte Haar fiel ihr offen über den Rücken. Ihre Wangen waren gerötet, die rauchgrauen Augen sprühten Feuer – sie sah wie eine zum Sprung bereite Wildkatze aus.
Den Kopf zur Seite geneigt, um besser sehen zu können, wandte sich Jonas an seine Sekretärin, die zögernd im Türrahmen verharrte: „Kein Grund zur Panik, Mandy. Ich bin sicher, Miss McCoy bleibt nicht lange.“
Marys Augen verengten sich. „Lange genug, um Ihnen mitzuteilen, was ich von Ihren Geschäftsmethoden halte“, schleuderte sie ihm entgegen.
„Danke, Mandy …“ Er wartete, bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, bevor er sich seiner Besucherin zuwandte. „Sie machen den Eindruck, als wären Sie etwas … hm … erregt?“
„Erregt? Ich bin außer mir!“
Das war ihm klar. „Was ist geschehen?“
Amy und er waren am Samstag gleich nach seinem Zusammenstoß mit Mary gegangen, wodurch er sich eine weitere Auseinandersetzung mit ihr erspart hatte. Ebenso die neuerliche Versuchung, sie doch noch zu küssen …
Seitdem war er zu der Ansicht gelangt, dass sein merkwürdiges Verhalten an jenem Abend eine ganz normale Reaktion auf ihre Erscheinung gewesen war. In dem roten Kleid mit dem seitlichen Schlitz hatte sie so verdammt sexy ausgesehen, dass es jedem Mann mit Sicherheit ähnlich ergangen wäre.
Aber heute Morgen trug sie weder Make-up noch ein aufreizendes Kleid, dennoch überraschte er sich dabei, schon wieder auf ihren Mund zu starren. Einen Mund, der immer noch zum Küssen einlud …
Unwillkürlich schloss er die Finger fester um den Bleistift in seiner Hand. „Weshalb sind Sie außer sich?“, wiederholte er brüsk. „Und was habe ich damit zu tun?“
„Das wissen Sie doch ganz genau.“
„Mary, zum Rätselraten bin ich jetzt nicht aufgelegt, ich habe wirklich viel Arbeit …“
„Gibt es jemand anderen, den Sie heute Morgen einschüchtern wollen?“, höhnte sie. „Oder überlassen Sie das diesmal auch einem Ihrer Helfershelfer?“ Ihr Ton war verächtlich. „Aber bei mir haben Sie damit kein Glück, so leicht lasse ich mich nicht …“
„Hören Sie endlich mit dem Unsinn auf, und kommen Sie zur Sache!“, befahl er kühl. „Worum geht es?
„Spielen Sie nicht den Unschuldigen, Mr Buchanan.“
„Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden, Miss McCoy.“
Mary kniff die Augen zusammen. „Sie wussten genau, dass ich Samstagabend nicht daheim sein würde, deshalb haben Sie die Gelegenheit schamlos benutzt, um …“
Ungeduldig warf Jonas den Bleistift aus der Hand. „Mary! Wenn Sie mir weiterhin mit Anschuldigungen kommen statt mit einer Erklärung, dann muss ich Sie bitten, jetzt zu gehen.“
Sie atmete tief durch, um sich ein wenig zu beruhigen. Seitdem sie Samstagabend ihre Wohnung betreten hatte, war ihre Wut auf Jonas mit jeder Stunde gewachsen. Sie wusste nicht, wo er wohnte, sonst hätte sie ihn noch in derselben Nacht zur Rede gestellt. Da sie bis Montagmorgen hatte warten müssen, war sie nun kurz
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