Julia Extra Band 0339
Weihnachten ohne meine Eltern nicht vorstellen kann.“
Wie gebannt sah er auf ihren halb geöffneten Mund. „Sagen Sie mir eins: Wenn Weihnachten für Sie nicht gleichbedeutend wäre mit Familie, hätten Sie dann zugestimmt?“
„Nein. Schon die Idee, über die Feiertage am Strand zu sitzen, ist mir zuwider.“
„Wie wäre es dann mit den Bergen? Einem Ski-Hotel zum Beispiel.“
„Ich kann nicht Ski laufen.“
„Davon ist auch nicht die Rede. Ich bezweifle ernsthaft, dass wir in der einen Woche unser Zimmer verlassen würden. Außer zum Essen natürlich.“
Mary wurde erneut rot. „Wozu dann in ein Ski-Hotel reisen?“
Nachlässig hob er die Schultern. „Warum nicht? Es kommt darauf an, welchen Zweck man verfolgt.“
Sie krauste die Stirn. „Eine ähnliche Unterhaltung hatten wir schon einmal, Jonas. Damals haben Sie mir eindeutig gesagt, dass Ihnen nichts daran liegt, mein erster Liebhaber zu werden.“
Das stimmte, und er wollte es immer noch nicht. Andererseits … „Vielleicht habe ich seitdem meine Meinung geändert.“
„Vielleicht wollen Sie mich nur auf den Arm nehmen.“
„Das nicht. Aber in die Arme …“, er lächelte, „… mit dem größten Vergnügen.“
Lieber Himmel, es gab so viele Möglichkeiten, ihr und auch sich Genuss zu verschaffen, selbst wenn sie nicht bis zum Äußersten gingen. Die Frage war, besaß er die nötige Selbstkontrolle? Er bezweifelte es, denn Mary zu lieben war mittlerweile eine Obsession.
Abrupt wandte er sich ab. „Sie haben recht, lassen Sie uns das Thema wechseln. Außerdem sind bis Weihnachten noch zwei Wochen …“
„… und wer weiß, ob wir dann überhaupt noch miteinander reden“, beendete sie den Satz mit einem Anflug schwarzen Humors.
„Wie dem auch sei, eins ist gewiss: Sie werden im Familienkreis Weihnachtslieder singen, während ich irgendwo in der Karibik meine Bräune auffrische.“
Mary dachte an den goldbraunen Oberkörper und fand, dass es keiner Auffrischung bedurfte. Sie räusperte sich. „Sie haben recht, zumindest was das Singen angeht. Dennoch, meine Einladung war aufrichtig gemeint.“
„Möglich. Was Ihre Angehörigen davon halten würden, wenn Sie einen wildfremden Mann über die Feiertage mit nach Hause bringen, steht vermutlich auf einem anderen Blatt.“
„Oh.“ Im Geist sah sie die neugierigen Blicke, vernahm die hinter vorgehaltener Hand geflüsterten Kommentare ihrer Verwandten und biss sich auf die Lippe. „Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht.“
„Ich schon.“ Er leerte sein Glas und stellte es auf den Tisch. „Und jetzt verabschiede ich mich lieber.“
Sie blinzelte. „So früh schon?“
Früh? Für ihn wurde es höchste Zeit. Sie war so schön, so begehrenswert! Das Kerzenlicht verlieh ihrer Haut einen rosigen Schimmer, und die farbigen Lichter am Weihnachtsbaum reflektierten sich in dem seidigen Haar, das wie ein schwarzer Wasserfall ihr Gesicht einrahmte. Und ihr Mund … Oh, wie es ihn drängte, die vollen sinnlichen Lippen zu küssen, bis ihnen beiden der Atem verging! Wenn er sich jetzt nicht auf den Weg machte, würde er dieser Versuchung nicht viel länger widerstehen können.
„Heute Morgen erwähnten Sie, dass Sie mein Atelier gern besichtigen würden, aber dann kamen wir nicht mehr dazu.“
Aus seinen Wunschträumen aufgeschreckt, strich er sich über die Stirn. „W…was?“
„Die Bilder sind zwar fast alle auf der Ausstellung, aber falls es Sie interessiert, können Sie sich, bevor Sie gehen, noch kurz umsehen“, erwiderte sie nach kaum merklichem Zögern.
Wollte er das? Jonas erinnerte sich an die Gemälde in der Lyndwood Gallery, an den eigenwilligen, sehr persönlichen Stil – wollte er wirklich so tief in Marys innere Welt vordringen?
„Gern.“
„Dann kommen Sie.“ Sie stellte ihr Weinglas neben seines und ging zur Wendeltreppe.
Jonas fasste Mary beim Arm und hielt sie zurück. „Sind Sie sicher, dass es Ihnen nichts ausmacht?“
Ihre Blicke begegneten sich, dann nickte sie. „Ja … Ich meine, nein, es macht mir nichts aus.“ Instinktiv erriet sie, dass sein Abschied diesmal endgültig sein würde.
Aber war das denn nicht, was sie wollte? Dass er aus ihrem Leben verschwand? Warum lud sie ihn dann zum Bleiben ein?
Und da sie die Antwort auf diese Frage viel zu beunruhigend fand, befreite sie sich aus seinem Griff und stieg die Treppe hinauf. „Viel gibt es nicht zu sehen“, warnte sie, ohne sich nach ihm umzudrehen.
Sein erster Eindruck war
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