Julia Extra Band 0345
uns dann morgen?“
„Ich muss sowieso noch in deine Wohnung, um die Sachen abzuholen, die ich da gelassen habe.“
„Ich werde da sein. Hoffentlich begehst du keinen Fehler, Laura“, fügte er hinzu.
„Das hoffe ich auch. Bis morgen.“
Während sie neuen Lippenstift auflegte, starrte sie ihr Spiegelbild an. Ihre Augen glänzten, als hätte sie Fieber.
Anfang der Woche hatte sie Jake mit einem Virus verglichen, das sich in ihrem Körper eingenistet hatte. Heute Abend war dieses Gefühl noch stärker geworden. Und das Virus hatte nicht nur ihren Körper, sondern auch ihren Geist befallen. Dennoch verspürte sie nicht den geringsten Wunsch, sich dagegen zu wehren. Sie würde sich den wilden Gefühlen in ihrem Innern geschlagen geben. Morgen früh hätte sie Gewissheit, ob es ein Fehler gewesen war. Das war besser, als sich immer nur zu fragen, wie es wohl mit ihm gewesen wäre.
Als sie zum Tisch zurückkehrte, stand Jake auf. „Bist du bereit?“, fragte er.
„Ja. Hast du schon bezahlt?“
Er nickte. „Und ich habe der Kellnerin ein großzügiges Trinkgeld gegeben.“
„Sie hat es verdient. Schließlich mussten wir nicht lange warten.“
Lächelnd nahm er ihren Arm und flüsterte ihr ins Ohr: „Ich bin froh, dass du nicht gern wartest.“
Sein warmer Atem kitzelte Lauras Ohr. Ihr Herz fing wie wild an zu schlagen, als ihr der Gedanke kam, dass sie es ihm zu leicht gemacht hatte. Sie wartete nicht etwa ab, sondern ging gleich am ersten Abend mit ihm ins Bett. Wahrscheinlich waren alle Frauen für ihn leichte Beute, und sie selbst war nicht anders als die anderen.
Aber kümmerte sie das wirklich? Ging es ihr nicht vor allem um ihr eigenes Vergnügen? Sie musste nicht unbedingt anders sein als die anderen. Sie musste nur sich selbst treu bleiben.
Auf dem Weg zum Ausgang atmete Laura tief durch, um sich zu beruhigen. „Ich kann mir vorstellen, dass du nie lange warten musst“, sagte sie trocken.
„Falsch gedacht“, erwiderte er. „Auf manche Dinge warte ich seit Jahren.“
„Zum Beispiel?“
Ein wildes Aufflackern loderte in seinen Augen, bevor er den Kopf abwandte und die Schultern zuckte. „Ach, nur ein paar persönliche Ziele. Ich schätze, dir geht es ähnlich: Du möchtest endlich ins Berufsleben starten, aber vorher musst du noch deinen Abschluss machen.“
„Ich kann es kaum erwarten, auf eigenen Beinen zu stehen“, stimmte sie ihm zu und fragte sich insgeheim, was wohl seine Ziele sein mochten. Immerhin schienen sie in ihm starke Gefühle auszulösen. Er ist ein gefährlicher Mann, dachte sie wieder. Gefährlich und getrieben. Aber was trieb ihn an?
„Ich bin mir sicher, dass du im Berufsleben Erfüllung finden wirst. Schließlich machst du dir beispielsweise über Fragen zur Umwelt viele Gedanken“, sagte er mit Respekt in der Stimme. Über seine eigenen Ziele schien er nicht weiter reden zu wollen.
Laura entschied, nicht nachzuhaken. Das hatte Zeit. Später, wenn er entspannter wäre, würde er vielleicht mehr über sein Privatleben preisgeben. Vielleicht hingen seine persönlichen Ziele auch mit ihrem Vater zusammen. Dann wollte Laura lieber nichts von ihnen wissen. Zumindest nicht heute Abend. Den heutigen Abend wollte sie damit zubringen, ganz andere Dinge zu erforschen. Und nichts sollte ihr den Spaß verderben.
Als sie auf die Straße traten, hakte sie sich bei ihm ein und bestaunte insgeheim seine starken Muskeln. Im Geist sah sie ihn bereits nackt vor sich – er war in jeder Hinsicht der perfekte Mann. Jede Frau sollte ein Anrecht auf einen perfekten Mann haben, dachte Laura. Sie ergriff nur die Gelegenheit beim Schopf. Auf gar keinen Fall wollte sie eine komplizierte Beziehung mit Jake eingehen. So stand sie auf der sicheren Seite.
„Das Hotel ist ungefähr drei Häuserblocks entfernt“, informierte Jake sie. Wieder spielte das sexy Lächeln auf seinen vollen Lippen. „Meinst du, du schaffst es in deinen aufregend erotischen Schuhen bis dahin, oder soll ich lieber ein Taxi heranwinken?“
Der Gedanke, seine aufregend erotischen Lippen bald auf ihrer Haut zu spüren, ließ sie vor Vorfreude beben. „Ich schaffe es, solange wir gemütlich gehen und keinen Gewaltmarsch hinlegen.“
„Ich würde dir niemals einen Gewaltmarsch oder sonst etwas aufzwingen. Hier geht es um die freie Entscheidung, sonst nichts“, erwiderte er ernst.
Es war beruhigend, dass er ihr das noch einmal versicherte. Allerdings war ihr der Gedanke, er könnte ihr körperlich etwas
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