Julia Extra Band 0345
aufzwingen, gar nicht gekommen. Vielmehr hatte sie ihr Gefühlsleben in Gefahr gesehen. Kein Mann hatte jemals so eine Wirkung auf sie gehabt wie Jake.
„Warum hast du ein Hotelzimmer gebucht?“, fragte sie. „Wir hätten zu dir gehen können.“
„Bei mir herrscht momentan das reinste Chaos. Ich wohne in einem baufälligen Haus, das ich gerade renoviere. Im Augenblick steht alles voller Sachen. Wenn ich fertig bin, macht es hoffentlich etwas her, aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Ich komme nur am Wochenende zum Renovieren.“
„Du machst die Arbeiten selbst?“
„Nicht alles. Nur die Tischlerarbeiten. Mein Vater hat mir alles beigebracht, und mir macht es riesigen Spaß.“
„Dein Vater war Tischler?“
„Nein, er war Ingenieur, hat aber gern mit Holz gearbeitet. Das war unser gemeinsames Hobby.“
Sein liebevoller Tonfall verriet ihr, dass er ein besonders gutes Verhältnis zu seinem Vater gehabt hatte. Eddie dagegen kannte von ihrem Vater nur Kritik und Missbilligung, und auch Laura hatte keinen Kontakt zu ihrem Vater gesucht, da sie wusste, dass sie sich nur Vorwürfe eingehandelt hätte. Ihr Leben und das von Jake waren grundverschieden verlaufen …
Vielleicht dachte Jake bei den Tischlerarbeiten an seinen Vater und seine Familie, obwohl er am Sonntag gesagt hatte, dass er sich zur Entspannung körperlich betätigte. Also hatte er damit nicht nur das Fitnesscenter gemeint. Ihr gefiel die Vorstellung, dass Jake sich nicht nur körperlich, sondern auch kreativ betätigte. Ein Haus zu renovieren, war in etwa vergleichbar mit dem Anlegen einer Gartenlandschaft nach einer bestimmten Vorgabe.
Auch wenn Jake für ihren Vater arbeitete, war er doch ein ganz anderer Mensch.
Gleich morgen wollte sie das Eddie erzählen.
Jetzt konnte sie nicht anders, als mit den Fingerspitzen über die Innenseite von Jakes Hand zu streichen. „Deine Haut ist gar nicht rau“, bemerkte sie.
Es amüsierte ihn sichtlich, dass sie das nachgeprüft hatte. „Bei schweren Arbeiten trage ich Handschuhe. Genau wie du.“ Er streichelte über ihre Hand und sah ihr tief in die Augen. „Was für zarte Haut du hast.“
Seine Berührung raubte Laura fast den Atem. Er war so wundervoll, dass sich alles um sie zu drehen begann. Sie brauchte einen Moment, bis sie die Unterhaltung fortsetzen konnte. Etwas heiser sagte sie: „Das habe ich von meiner Mutter gelernt. Eine Dame achtet immer darauf, dass ihre Haut keinen Schaden nimmt.“
Jake blieb stehen und ließ ihre Hand los, sodass auch Laura anhielt. Dann hob er eine Hand zu ihrem Gesicht und strich mit den Fingerspitzen ganz sanft über ihre Wange. „Deine Haut hat keinen Schaden genommen.“
Behutsam glitt sein Daumen unter ihr Kinn und hob es an. Gleichzeitig legte er einen Arm um ihre Taille und zog sie an sich. Laura sah seinen Mund ganz langsam näher kommen. Ihr Herz schlug wie wild in Erwartung des Kusses, von dem sie seit Sonntag geträumt hatte.
Ihr war es gleichgültig, dass sie mitten auf einem Bürgersteig standen und andere Menschen an ihnen vorbeiliefen. Die ganze Welt um sie herum schien nicht mehr zu existieren. Das Verlangen und die Sehnsucht, noch einmal das zu spüren, was er vor einer Woche in ihr entfesselt hatte, nahmen von ihr Besitz.
Ganz leicht berührten seine Lippen ihren Mund, und jede Berührung war wie ein kleiner Stromstoß. Seine Zunge fuhr verführerisch sanft über ihre Lippen, begehrte Einlass, den sie bereitwillig gewährte. Sie wollte ihn spüren, sich an seinem Geschmack erfreuen und das erotische Feuer suchen, das ihre Zweifel verbrannte, ob sie wirklich richtig handelte, wenn sie sich ihm in dieser Nacht hingab.
Gierig vereinten sich ihre Münder. Sofort war Lauras Leidenschaft lichterloh entbrannt und wischte jeden Gedanken beiseite. Sie nahm nur noch wahr, wo sich ihre beiden Körper so herrlich aneinanderdrängten – an der Brust, am Bauch, an den Schenkeln. Eine wilde Erregung pulsierte durch ihren Körper, der vor Verlangen zu brennen schien – einem Verlangen, das noch kein Mann in ihr geweckt hatte.
Dieser Kuss war mehr als ein Kuss. Mit diesem Kuss nahm er von ihr Besitz, entzündete in ihr ein unkontrollierbares Verlangen und das Bedürfnis, sich ihm sofort hinzugeben. Laura vergaß sich selbst, wurde ganz Körper, der nur noch auf ihn reagierte. Und die Reaktion war zu direkt, zu mächtig und zu wahr, als dass es eine andere Erklärung geben konnte:
Sie wollte ihn.
Mehr als alles, was sie je in ihrem Leben
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