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Julia Extra Band 0347

Julia Extra Band 0347

Titel: Julia Extra Band 0347 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy , Carol Marinelli , Fiona Harper , Catherine George
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machen.“
    Sie bummelten zur Seine und betraten die Brücke Pont des Arts. Grace lehnte sich über das Geländer und sah in das trübe Wasser hinab. Als sie den Kopf hob, erblickte sie die Türme der Notre Dame und der Sainte-Chapelle. Es war so schön hier, das graue Gemäuer vor dem tiefblauen Himmel und das zarte Grün der Bäume, die den Fluss säumten.
    Noah gesellte sich zu ihr und starrte schweigend ins Wasser.
    Er war genauso undurchsichtig wie der Fluss unter ihnen, dachte Grace. Dabei wollte sie so gerne wissen, was in ihm vorging.
    Was verbarg er vor ihr? Warum diese Tarnung?
    Er ergriff ihre Hand.
    Grace ließ ihn gewähren, obwohl seine Bemerkung von heute Morgen sie noch immer schmerzte. Seine Berührung sah sie als Versuch der Annäherung.
    Sie gingen die Steintreppe hinunter und schlenderten die Kaimauer an der Seine entlang. Andere Liebespaare begegneten ihnen, und eigentlich hätte sich Grace mit ihnen verbunden fühlen müssen.
    Ich bin in Paris und auch verliebt!
    Aber es war nicht dasselbe. Die Verliebtheit dieser Paare beruhte auf Gegenseitigkeit.
    Als sie sich den Birken am Ufer näherten, entdeckte Grace an jedem Baum unzählige eingeritzte Liebeserklärungen. Sie waren in den unterschiedlichsten Sprachen, wovon ihr einige völlig unbekannt waren. Noah würde sie bestimmt identifizieren können. Aber er beachtete die Bäume nicht. Seine ganze Aufmerksamkeit gehörte der Architektur.
    Ein ähnliches Gefühl wie an ihrem Hochzeitstag überkam sie und ließ sie kalt erschauern.
    Noah liebte sie nicht und würde es vielleicht auch nie tun.
    Niemals würde er ihren Namen in einen Baum in Paris einritzen.
    Zurück in London, entwickelten sich die Dinge besser – zumindest oberflächlich betrachtet.
    Noah und Grace begannen ihr gemeinsames Leben. Sie aßen in teuren Restaurants, gingen zu Partys oder anderen kulturellen Veranstaltungen in der Stadt und lebten so, wie sie es bei ihrer Heirat vereinbart hatten. Während Noah an seinem neuen Roman schrieb, informierte sich Grace über die verschiedenen Colleges, die eine Catering-Ausbildung anboten. Obwohl sie sich plötzlich nicht mehr sicher war, ob sie wirklich wieder studieren wollte.
    Und sie liebten sich.
    Für Grace war es die einzige Möglichkeit, den kalten Schauer von sich fernzuhalten. Aber ihre Verliebtheit konnte sie nicht leugnen. Jedes Mal, wenn er sie jetzt ansah, schlug ihr Herz Purzelbäume, und sein Lächeln ließ sie dahinschmelzen. Und wenn er sie voller Zärtlichkeit in die Arme nahm, glaubte sie, ihr Herz würde zerspringen vor Glück.
    Sie war der Situation hilflos ausgeliefert und so für ihn entflammt, dass sie alles getan hätte, um sich völlig in ihm aufzulösen. Es war ihr egal.
    Über Liebe verloren sie kein Wort. Es war wie ein unausgesprochenes Gesetz, an das sich beide hielten.
    Einen Monat nach ihrer Rückkehr aus Paris beschloss Grace eines Morgens, mal wieder etwas alleine zu unternehmen. Noah hatte sich wie immer um diese Zeit in sein Arbeitszimmer zurückgezogen. Sie klopfte an seine Tür und sagte, sie würde in die Stadt gehen. Ohne aufzublicken winkte er mit der linken Hand, während er weiter an seinen Notizen schrieb. Sie nahm es ihm nicht übel, denn sie hatte sich bereits an Noahs täglichen Rückzug in seine imaginäre Welt gewöhnt.
    Traurigkeit überkam sie, als sie die High Street hinunterging. Das Café und Martins angrenzender Buchladen, der ebenfalls aufgekauft worden war, standen nun beide leer. Nicht mehr lange, dann würde hier eine neue Java Express Filiale eröffnen. Es war, als ob ein Stück Seele des Viertels verschwunden war.
    Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie begann zu schluchzen.
    Was war nur los mit ihr? Auf der Straße in Tränen auszubrechen war ganz und gar nicht ihre Art. Vielleicht war doch alles zu viel für sie. Es schmerzte sie, dass Noah offenbar blind für ihre Gefühle war. Doch sie konnte auch nicht mehr ohne ihn sein. Sie liebte ihn zu sehr, um ihn zu verlassen. Noch immer lebte sie in der Hoffnung, dass auch er sie eines Tages lieben würde. Trotzdem begann sie an ihrer Entscheidung, ihn aus Freundschaft und Sicherheitsdenken heraus geheiratet zu haben, zu zweifeln.
    Grace gähnte, und erst jetzt merkte sie, wie müde und erschöpft sie war. Wahrscheinlich lag es nur daran, weil sie bald ihre Tage bekommen würde. Zudem war ihr Leben in den letzten Monaten sehr turbulent gewesen – sie hatte ihren Job verloren, war umgezogen und hatte geheiratet. Kein Wunder, dass

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