Julia Extra Band 0354
ohne dass irgendetwas geklärt wäre?
Kents Augen verengten sich. „Möchtest du, dass ich gehe?“
Nein, nein, nein. Wie könnte sie ihn jetzt gehen lassen? Sie hatte sich so auf das Dinner, die nächste Nacht und den vor ihnen liegenden Sonntag gefreut.
Sie senkte den Blick. Es war so schwer, in seiner Gegenwart stark zu sein.
Dann holte sie tief Luft. „Vielleicht brauchen wir einfach eine Zeit lang Abstand voneinander, um uns Klarheit zu verschaffen.“
Kent sah sie mit ernsten Augen an. „Abstand? Wie lange? Zwei Stunden, vier Wochen?“
Ich weiß es nicht! hätte sie am liebsten gerufen.
Doch Kent hatte sich entschieden. „Es ist offensichtlich besser, wenn ich gehe.“ Er gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Ich melde mich.“ Und im Handumdrehen war er aus der Küche verschwunden.
Am liebsten hätte Zoe ihn zurückgerufen.
Alles war so wunderbar spontan an diesem Wochenende verlaufen, und nun hatte sie es vermasselt.
Mit Tränen in den Augen folgte sie ihm, und als er sich an der Wohnungstür zu ihr umdrehte, sah er so ernst und dabei so hinreißend aus, dass es ihr den Atem verschlug.
„Eines möchte ich gern wissen“, sagte er. „Worüber wollen wir uns eigentlich Klarheit verschaffen, während wir Abstand voneinander haben?“
Zoe schluckte. Was sollte sie sagen? War dies der Moment für schmerzhafte Ehrlichkeit? „Ich habe Angst, dass ich vielleicht nicht die Richtige für dich bin, Kent.“
Er legte die Stirn in Falten und sah Zoe fragend an.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen. „Ich fürchte, dass ich dich mag, und zwar viel mehr, als du vielleicht denkst. Und ich glaube, dass du damit im Augenblick nicht umgehen kannst.“ Sie holte tief Luft und fuhr fort: „Ich bin sehr verliebt in dich und alles, was dich ausmacht. Deine Farm, dein Leben auf dem Land.“
Kent schwieg. Vielleicht war er bestürzt oder einfach nur verwirrt.
Zoe sah sich gezwungen, ihm eine Erklärung zu geben. „Es fing an, als ich klein war und von unserem Bus aus immer auf die gemütlichen Farmhäuser inmitten von weiten Feldern blickte. Sie sahen so wunderschön aus, und ich entwickelte die Fantasie, eines Tages einen Farmer zu heiraten.“
„Ich bin also eine Fantasie?“, fragte er mit offensichtlichem Unbehagen. „Mitsamt einer Hochzeit auf dem Land.“
„Nein, Kent. Ich habe nicht gemeint, dass ich dich nur mag, weil du ein Farmer bist.“
„Okay.“ Er hob die Hand, als ob er die Unterhaltung abbrechen wollte. „Das wird mir zu kompliziert.“
„Tut mir leid.“
„Du musst dich nicht entschuldigen. Aber ich verstehe dein Argument, eine Weile Abstand zu halten. Das ist wahrscheinlich eine gute Idee.“
Peng. Es war lächerlich, enttäuscht zu sein, nur weil Kent ihrer eigenen Forderung nachgab. Heiße Tränen stiegen plötzlich in ihr auf.
Er wandte sich zum Gehen, doch sie brachte kein Wort über die Lippen.
„Pass auf dich auf“, sagte er leise, bevor er hinunterging.
Als Kent, geblendet von der untergehenden Sonne, gen Westen fuhr, spürte er Wut in sich aufsteigen. Wut gegen sich selbst.
Letzte Woche war er nur einen Schritt davon entfernt gewesen, Zoes beste Freundin zu heiraten, und jetzt war er in ihrem Bett gelandet. Was hatte er sich bloß dabei gedacht?
Zoe hatte das verdammte Recht, Fragen zu stellen – Fragen, die er sich selbst hätte stellen müssen.
Was erwartete er von dieser Beziehung? War es nur eine kleine Affäre? Hatte er nur seinen alten Gepflogenheiten folgen wollen, sie ein paar Wochen lang zu treffen, um dann von der Bildfläche zu verschwinden?
Jedenfalls hatte er nicht an die Zukunft gedacht.
Seit einer Woche war er wieder ein freier Mann und wie selbstverständlich davon ausgegangen, sein altes Junggesellenleben weiterzuführen.
Hatte er wirklich geglaubt, dass eine so gewissenhafte junge Frau wie Zoe ihre Beziehung auf die leichte Schulter nehmen würde? Nach ihrem engagierten Einsatz in den letzten Wochen hätte er es besser wissen müssen. Und hätte er nach der unerwartet spontanen und leidenschaftlichen Art, wie sie sich ihm hingegeben hatte, nicht spüren müssen, dass ihre Liaison bereits kompliziert war?
Zoe hatte ihm von ihren schlimmen Erfahrungen mit Rodney erzählt, und er war so selbstgerecht gewesen, ihr zu sagen, dass er ihr nie so etwas antun würde.
Nach der Anspannung der letzten Wochen wollte er einfach ein bisschen Spaß haben. Und da gab es Zoe. Eine Gelegenheit.
Aber dennoch dachte er
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