Julia Extra Band 0354
der Terrasse und betrachtete den im Mondlicht glitzernden See. Er war so wunderschön, dass sie am liebsten geweint hätte. Ihr wurde klar, dass sie sich bisher nie die Zeit genommen hatte, die Schönheit irgendeiner Umgebung zu genießen. Stattdessen hatte sie mit geradezu manischem Eifer an ihrer Karriere gestrickt, um immer besser, immer erfolgreicher zu werden.
Plötzlich stand Blaise neben ihr und legte seine kräftige Hand auf das schmiedeeiserne Geländer. Bevor Ella ihn gekannt hatte, hatte sie nie innegehalten, um die faszinierenden Unterschiede zwischen der Hand eines Mannes und der einer Frau zu bestaunen. Oder die Wirkung, die diese Verschiedenheit auf sie hatte …
Langsam wandte Ella Blaise das Gesicht zu. Im dämmrigen Licht des anbrechenden Abends war es leichter, seinem Blick standzuhalten. Eine Weile sahen sie einander nur wortlos an. Dann hob er die Hand, die Ella eben noch betrachtet hatte, und ließ sie über die unversehrte Seite ihres Nackens gleiten.
Ella erschauerte vor Lust, als er ihre Wange mit seiner liebkoste. Seine Haut fühlte sich heiß an und etwas rau von den nachwachsenden Bartstoppeln. Als seine Lippen die kleine Vertiefung hinter ihrem Ohr berührten, atmete sie scharf ein. Oh bitte, mach weiter! flehte sie im Stillen. Es fühlte sich so gut an, dass sie wünschte, er würde nie damit aufhören. Er küsste die Wölbung ihres Nackens, kostete die zarte Haut mit der Zungenspitze … Dann hob er den Kopf, um erneut ihren Blick zu suchen.
Ella stand reglos da und wartete ab, was er wohl als Nächstes tun würde. Ihr Herzschlag dröhnte wie eine Trommel in ihren Ohren und brachte jeden vernünftigen Gedanken zum Schweigen.
Nach einer Weile beugte er sich wieder über sie, um zart mit den Lippen über ihre Mundwinkel zu streichen. Dabei schob er die Finger begehrlich in ihr dichtes Haar und zog sie so dicht an sich, als könnte er sie gar nicht nah genug bei sich spüren. War es tatsächlich möglich, dass sie eine solche Wirkung auf ihn hatte?
Gegen ihren Willen öffnete Ella leicht die Lippen, was Blaise als Einladung verstand, seine Bemühungen noch zu intensivieren. Als er mit der Zungenspitze spielerisch die Kontur ihrer Unterlippe nachzeichnete, gab Ella einen leisen, lustvollen Laut von sich, aber sie wagte es immer noch nicht, sich aus ihrer Erstarrung zu lösen. Sie befürchtete, dass schon die kleinste Bewegung diesen Traum beenden könnte und sie frustriert und allein in ihrer Pariser Wohnung aufwachte. Wie durch einen Nebel nahm sie wahr, dass Blaise ihr sanft ins Ohrläppchen biss.
Dann biss er etwas fester zu, und endlich drang die Erkenntnis zu ihr durch, dass dies kein Traum war. Sie war wirklich hier, zusammen mit Blaise. Und die Art, wie er sie berührte, ließ keinen Zweifel daran, dass er sie wollte!
Keiner der wenigen Jungen, mit denen sie als Teenager herumgeknutscht hatte, hatte sie auch nur annähernd auf einen Mann wie Blaise vorbereitet. Geschweige denn auf das Erdbeben, das schon ein einziger „richtiger“ Kuss von ihm in ihr auslöste. Als er ihre Lippen mit der Zunge teilte, durchströmte sie ein berauschendes Gefühl, prickelnd wie Champagner. Genießerisch legte sie den Kopf in den Nacken und erwiderte das sinnliche Spiel seiner Zunge.
Sie spürte, wie seine Hände rastlos über ihren Körper streiften, als wollte er jeden einzelnen Zentimeter erforschen. Er umfasste ihre Brüste, drückte sie genießerisch zusammen und reizte die harten Brustwarzen mit den Daumen, bis Ella vor lauter Wonne aufstöhnte und nichts anderes mehr wollte, als ganz und gar mit Blaise zu verschmelzen.
„Ich muss dich berühren, ma belle “, murmelte er, während er nach dem Reißverschluss auf dem Rücken ihres Kleides tastete und ihn geschickt herunterzog. Seine Stimme klang heiser und gepresst vor Begehren.
Der kühle Luftzug an ihrem Rücken brachte Ella im Nu wieder in die Wirklichkeit zurück. Wovon fantasierst du eigentlich, du unverbesserliche Träumerin? schalt sie sich. Sie war nicht die Frau, die unterm Sternenhimmel mit einem umwerfenden Mann schlief. Vor allem war sie nicht die Frau, die derartige Gelüste in Männern wachrief! Sie war Ella, die Frau mit den hässlichen Narben. Die Frau, deren unfreiwillige Jungfräulichkeit den gnadenlosen Beweis dafür lieferte, wie unsicher und … beschädigt sie war. Wenn sie jetzt mit Blaise schlief, würde er all das auch wissen.
Doch dazu durfte sie es unter keinen Umständen kommen lassen!
„Nein!“ Abrupt
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