Julia Extra Band 0354
gequält hatte, war längst nicht abgeklungen – im Gegenteil. Normalerweise hätte er die Frau seiner Begierde verführt und wäre dann zur Tagesordnung übergegangen. Doch hier handelte es sich um die Frau, der einmal sein Herz gehört hatte. Ach was, das hatte er sich in seiner jugendlichen Unwissenheit nur eingebildet! Damals hatte er überwältigende Lust mit Liebe verwechselt.
Schon in jungen Jahren hatte er gelernt, dass man romantischer Liebe nicht trauen durfte. Sein Vater hatte aus Liebe geheiratet. Doch nachdem Kadens Mutter bei der Geburt seiner jüngeren Schwester gestorben war, hatte das Verhalten des Vaters ihm gezeigt, dass Liebe wehtat. Nach dem Verlust seiner geliebten Frau war sein Vater nur noch ein Schatten seiner selbst gewesen und hatte sich in seinem Kummer völlig in sich zurückgezogen. Seit frühester Kindheit war Kaden vermittelt worden, dass er eines Tages die Herrschaft über das Emirat übernehmen würde. Er durfte sich also nicht von Gefühlen überwältigen lassen, wie es seinem Vater passiert war.
Kadens Vater hatte ein zweites Mal geheiratet – dieses Mal nicht aus Liebe, sondern aus Staatsräson. Leider hatte diese Ehefrau durch ihre Gefühlskälte und Intrigen Kadens negative Eindrücke von Ehe und Liebe noch verstärkt. Schöne Erinnerungen an glückliche Tage seiner Eltern hatten sich schnell verflüchtigt und kamen ihm unwirklich vor.
Doch als er Julia kennenlernte, vergaß er auf einen Schlag alles, was sein Vater ihm vorgelebt hatte. Noch heute plagten ihn deshalb Schuldgefühle. Außerdem fühlte er sich hintergangen. Wenn er sie damals nicht mit dem anderen Mann gesehen hätte, wenn er nicht gemerkt hätte, wie wankelmütig sie war …
Kaden fluchte unterdrückt. Musste er ausgerechnet jetzt daran denken?
Er klopfte an die Tür und betrat, als keine Antwort kam, das Zimmer, um Julia frische Kleidung hinzulegen. Aus dem Schlafzimmer drang gedämpftes Licht, die Badezimmertür war angelehnt. Wie in Trance ging er ins Schlafzimmer und legte die Sachen aufs Bett. Dann griff er nach Julias nasser Kleidung. Sofort stieg ihm ein vertrauter Geruch in die Nase. Kaden schloss die Augen. Julia benutzte also noch immer das gleiche Lavendelparfum. Bevor der Duft lange verschüttet geglaubte Erinnerungen heraufbeschwören konnte, riss ein Geräusch Kaden aus seinen Träumereien, und er schlug die Augen wieder auf. Julia hatte die Badezimmertür aufgestoßen. Ein Badetuch umhüllte ihren Körper, um das Haar hatte sie ein Handtuch zum Turban geschlungen. Durch die Tür drang betörend aromatischer Dampf.
Heiße Lust überwältigte Kaden. Julias lange schlanke Beine waren nackt, ebenso Schultern und Arme. Er verfluchte sich dafür, Julia hergebracht zu haben. Dieses Kapitel sollte doch längst abgeschlossen sein!
Betont kühl sagte er: „Ich lasse deine Sachen trocknen.“ Er zeigte auf die Kleidung, die er auf dem Bett bereitgelegt hatte. „In der Zwischenzeit kannst du das hier anziehen. Die Größe müsste stimmen.“
Julia ging zum Bett, warf einen Blick auf die Kleidung und schüttelte energisch den Kopf. „Ich ziehe lieber meine eigenen Sachen an und mache mich auf den Heimweg.“
Bei der Vorstellung, sie könnte ihn in wenigen Augenblicken verlassen, verwarf Kaden seine Vorsätze und verbarg die nassen Kleider hinter seinem Rücken. „Sei nicht albern, Julia. Du holst dir eine Lungenentzündung, wenn du mit den nassen Kleidern rausgehst.“
Julia kniff die Augen zusammen und streckte fordernd eine Hand aus. „Das ist mir egal. Es war eine dumme Idee, mit dir herzukommen.“
3. KAPITEL
Schweigend maßen sie einander mit Blicken. Julia hatte keine Ahnung, was in Kaden vorging. Sie wich erschrocken zurück, als er plötzlich näher kam und leise sagte: „Du bist aber mitgekommen. Wovor hast du Angst, Julia? Dass du bei mir schwach werden könntest?“
Sein herausfordernder Blick rief Erinnerungen in ihr wach, wie es sich angefühlt hatte, Kaden in sich zu spüren, wie berauschend es gewesen war, wenn er sie mit kraftvollen Stößen zum Höhepunkt gebracht hatte. Die Bilder liefen so lebendig vor ihrem geistigen Auge ab, dass es ihr einen Moment lang die Sprache verschlug. Kaum vernehmbar bat Julia dann erneut: „Bitte gib mir meine Sachen, Kaden!“
Wieder ignorierte er ihre Bitte und deutete nur wortlos auf die frischen Kleider auf dem Bett: Jeans und eine edle graue Seidenbluse, bei deren Anblick Julia wütend wurde. Mit bebender Hand zeigte sie auf die
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