Julia Extra Band 159
nahe, aber es gelang ihr dennoch, die Fassung zu bewahren. „So einfach, wie du unseren Eheschwur vergessen hast. Und jetzt ..."
„Ich habe meinen Schwur nicht vergessen", entgegnete Adam scharf.
„Ein bißchen abgeändert, vielleicht? Das Ergebnis ist das gleiche. Du ..."
„Maggi, Ted ... wann kommt ihr denn endlich herein zum ...?" Ihre Mutter unterbrach den liebevollen Aufruf, als sie die beiden im Garten stehen sah. „Ich habe Stimmen gehört und dachte, es sei dein Vater, der sich wieder darüber ärgert, daß du die Blumen anstelle des Unkrautes gejätet hast." Fast unbewusst erwähnte sie die Anekdote aus Maggis Kindheit. Sie hatte damals als Achtjährige beschlossen, für ihren Vater das Unkraut zu zupfen. Leider konnte sie es nicht von den sprießenden Blumen unterscheiden und hatte daher die falschen Halme herausgezogen. Bis heute sorgte ihr Vater dafür, daß sie es nicht vergaß!
„Adam", sagte ihre Mutter gefaßt; die braunen Augen wirkten kalt.
„Maria", gab er freundlich zur Antwort. „Du siehst gut aus."
Ihre Mutter sah wirklich gut aus, und auch das Alter konnte ihrer Schönheit nichts anhaben. „Ich weiß nicht, warum du hier bist, Adam. Und ich möchte, daß du jetzt gehst." Ohne daß er antworten konnte, fuhr sie fort: „Du scheinst Maggi aufzuregen. Außerdem kommt Ted jeden Augenblick nach Hause, und ich bin mir sicher, er wird nicht begeistert sein, dich zu sehen. In der letzten Zeit ging es ihm nicht gut."
„Das tut mir leid", antwortete Adam ruhig. „Es ist hoffentlich nichts Ernstes?"
„Nur der übliche Streß, der mit seinem Beruf verbunden ist", erklärte Maggis Mutter knapp. „Aber ich möchte nicht, daß er sich aufregt."
Plötzlich war Motorengeräusch deutlich zu vernehmen. „Bitte, geh jetzt, Adam!" sagte sie, bevor sie wieder ins Haus ging.
„Deine Mutter wirkt feindselig", sagte Adam voller Selbstironie.
Maggi warf ihm einen kühlen Blick zu. „Was hattest du denn erwartet?"
Nachdem ihr Vater vor ungefähr einer Woche in der Praxis zusammengebrochen war, mußte nun nicht auch noch privater Streß hinzukommen. „Adam, bitte, geh jetzt!"
„Ich will mit dir reden", entgegnete Adam entschlossen. „Wenn nicht hier, dann komm in einer Viertelstunde in das Café, an dem ich in der Stadt vorbeigefahren bin!" Er wartete mit zusammengekniffenen Augen auf die Antwort.
Maggi staunte. „Adam Carmichael im Dorfcafé!"
Er blickte Maggi ungerührt an. „Da gibt es gar nichts zu spötteln. Ich trinke genau wie jeder andere Mensch Kaffee. Also dann ..." Festen Schrittes ging er auf die Gartenpforte zu.
Als sie ins Haus kam, saß ihr Vater mit einer Tasse Tee am Tisch. Er hatte kurzes, sandfarbenes Haar und eine etwas mollige Figur, obwohl sein Gesicht eher ausgezehrt wirkte ...
„Ich habe gehört, daß du wieder die Blumen ausgegraben hast", begrüßte er seine Tochter.
Maggi lächelte über diese Bemerkung und antwortete: „Einige habe ich noch für den nächsten Frühling stehen lassen. Ihr
müßt leider ohne mich essen, ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen. Soll ich etwas aus der Stadt mitbringen?" bot sie an und griff hastig nach ihrer Handtasche.
„Danke, nein!" antwortete ihre Mutter. „Aber willst du dir nicht etwas anderes anziehen?"
Obwohl der Pullover und die Jeans etwas mitgenommen aussahen, hatte Maggi nicht die Absicht, sich für Adam umzuziehen. „Ich bleibe nicht lange", entgegnete sie und schüttelte den Kopf.
„Aber den Matsch an deiner Nase könntest du wenigstens noch abwaschen", mischte sich ihr Vater ein.
Großartig! Während der ganzen Zeit, in der sie mit Adam gesprochen hatte, war ihre Nase mit Erde beschmiert gewesen. „Das werde ich."
Im Auto wurde Maggi mulmig. Es gefiel ihr gar nicht, daß Adam sie in dieses Treffen hinein manövriert hatte.
Lowell war ein unauffälliger Ort, in dem es nur ein Café gab, und das wurde von einer ortsansässigen Frau betrieben, wodurch das Städtchen ein wenig freundlicher wurde. Tische und Stühle waren aus Holz. An den Wänden hingen Pastellkreidezeichnungen, und überall, wo noch Platz war, standen Grünpflanzen.
Adams Erscheinung paßte nicht in diesen Raum - er war zu groß für die Holzstühle und wirkte neben den anderen Gästen fehl am Platze.
Als er Maggi erblickte, schien Adam erleichtert zu sein. Die meisten Gäste waren Frauen, die gerade vom Einkauf zurückkamen. Sie beobachteten Adam, der ihnen wahrscheinlich irgendwie bekannt vorkam. In dem Moment, als Maggi auf
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