Julia Extra Band 159
ungewöhnlich viel an ihn. Allerdings merkte Maggi auch, daß sie mittlerweile stark genug war, um es zu verkraften.
Was hatte er die ganze Zeit über getan? War Celia Mayes seine Lebensgefährtin? Sie würden ein seltsames Paar bilden. Andererseits war Adams Leben bisher nie geradlinig verlaufen.
„Ist alles in Ordnung?" Ihre Mutter sah hinter der Tür hervor.
Entschlossen stand Maggi auf. „Alles bestens", antwortete sie klar. Das Gespräch mit Adam wollte sie nicht erwähnen, da ihre Eltern ähnlich wie Mark über ihn dachten.
„Je eher du ein eigenes Album herausbringst, desto besser", bemerkte die Mutter erleichtert und kam ins Zimmer herein.
Das Problem lag darin, daß die Plattenfirma nichts von einem Soloalbum hören wollte, solange noch Hoffnung bestand, eins mit ihr und Adam aufzunehmen. Und Maggi war noch immer vertraglich gebunden ...
Aber die Situation würde sich ändern, sobald der Wirbel um dieses Festival vorbei war.
Seltsam ... Früher war Adam immer der Textschreiber gewesen. Wahrend der letzten drei Jahre hatte sie selber zwanzig Lieder geschrieben - und sie gefielen ihr sogar recht gut.
Irgendwann mußte die Firma das bemerken ... Niemand konnte sie zu mehr bewegen, als ein Soloalbum zu produzieren. Jetzt wollte sie Adam endlich vergessen!
Gartenarbeit war für sie schon immer eine der besten Ablenkungen gewesen. Wahrend sie sich auf die Arbeit konzentrierte, konnte Maggi ihren Gedanken freien Lauf lassen. Gleich, als sie nach dem Unfall wieder ein bißchen gehen konnte, hatte sie sich bei stundenlanger Arbeit im Garten sowohl körperlich als auch seelisch geheilt. Jetzt, seitdem das Festival hinter ihr lag, war Maggi wieder häufiger im Garten, um die Beete von abgefallenen Herbstblättern und Unkraut zu befreien. So nahm sie gleichzeitig ihrem Vater, der ein vielbeschäftigter Arzt war, die Arbeit ab.
Der langhaarige Collie ihrer Eltern tobte im Garten umher, während sie unter einem Apfelbaum kniete.
„Hallo, Arthur!" grüßte eine ebenmäßige Männerstimme. „Wie immer vor Energie kaum zu bremsen?" Adam lachte herzlich, als der Hund vor ihm auf und ab sprang.
Maggi setzte sich auf die Fersen. Sie merkte, daß der Wind ihre Haare in eine wilde Mähne verwandelt hatte. Außerdem war sie völlig ungeschminkt, ihre Jeans alt und abgetragen, der fleckige Pullover sah unmöglich aus, und schwarze Erde bedeckte ihre Hände.
So, Adam hatte also die Stunde, in der sie sich im Garten auf andere Gedanken brachte, genutzt, um hierherzufahren ... Dann konnte er sich auch gleich wieder in sein Auto setzen und nach London zurückfahren!
7
„Deine Mutter ist in der Küche und hat mich nicht kommen sehen", erklärte Adam, als er ihren besorgten Blick in Richtung Haus sah. „Ich habe dich im Garten gesehen, und da bin ich ..."
„Einfach hereinspaziert", beendete Maggi vorwurfsvoll seinen Satz. Sie legte die kleine Hacke auf den Boden, um sich die Hände an der schon schmutzigen Jeans abzuwischen. „So selbstsicher wie eh und je!" Wütend fügte sie hinzu: „Wann begreifst du endlich, daß du nicht erwünscht bist?"
„Wenn es um dich geht?" Nachdenklich kniff Adam die Augen zusammen und zuckte mit den Schultern. „Vielleicht nie."
„Du bist in dem Haus meiner Eltern nicht willkommen, Adam", sagte Maggi geradeheraus. Ihr Vater und ihre Mutter, die damals die Scherben wieder zusammengefügt hatten, konnten diesem Mann nicht vergeben. Ihm, der ihre Tochter vor drei Jahren so im Stich gelassen hatte, obwohl er ihr eigentlich hätte beistehen sollen. Nein, er war wirklich von keinem der Familie Fennell gerne gesehen.
„Das merke ich." Adam nickte abrupt. „Aber ich weiß auch, daß ich immer nur dein Bestes wollte."
„Falls du wegen des gemeinsamen Plattenvertrages hier bist", zischte Maggi verächtlich, während sie sich erhob, „dann kann ich dir nochmals versichern, daß es nicht das Beste für mich ist. Und meine Eltern halten ebenso wenig wie ich von der Idee." Ihr Vater hatte sogar gedroht, Adam eins auf die Nase zu hauen, wenn er noch einmal in ihre Nähe käme.
Das wäre an sich schon eine Meisterleistung. Maggi hatte die zierliche Statur von beiden Elternteilen geerbt, und ihr Vater war nur ein Meter achtundsechzig groß. Er würde eine Kiste brauchen, um überhaupt an Adams Nase heranzukommen!
Bei dem Gedanken an die Drohung fiel Maggi ein, daß es schon spät geworden war. Sie warf einen Blick auf die Uhr - ihr Vater mußte jeden Augenblick aus der Praxis kommen.
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