Julia Extra Band 159
ihr Kind nicht verloren hätte? Was wäre, wenn man ihr nicht gesagt hätte, daß sie wahrscheinlich keine Kinder mehr bekommen könne? Was wäre, wenn es Sue Castle nicht gegeben hätte? Was wäre, wenn Adam sie wirklich liebte ...?
Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen. Maggi fühlte, wie sie ihr heiß auf den Wangen herunterliefen, und ein Schluchzen verfing sich in ihrer Kehle.
„Oh, verdammt!" hörte sie Adam sagen, bevor er sie umschlang und an seinen Brustkorb drückte. „Keine Angst, Magdalena!" Er streichelte ihr Haar auf dem Rücken. „Bitte, hör auf zu weinen! Es tut mir selber weh! " raunte er.
Aber die Tränen waren nicht aufzuhalten. Sie weinte und weinte. Nicht nur um ihren Vater, sondern auch um die Vergangenheit und die Zukunft eine Zukunft ohne den Mann, den sie einmal so geliebt hatte. Maggi hatte bis zu diesem Moment gedacht, daß für Adam keine Träne mehr übrig war. Sie hatte doch längst alle ausgeweint.
So abrupt, wie die Tränen gekommen waren, so abrupt hörten sie auch wieder auf. Maggi löste sich aus seiner Umarmung, ohne ihn dabei anzusehen, und zog sich tief in den Sitz hinein. Sie hätte bei ihrem Vater im Krankenhaus bleiben sollen.
Schlafen konnte sie jetzt ganz bestimmt nicht. Und auch das Essen und Trinken lehnte sie ab, als Adam ihr zu Hause etwas anbot. Maggi wollte nur die Privatsphäre ihres Schlafzimmers genießen. Sie war wie gelähmt und wußte nicht einmal mehr, was sie tat. Um so mehr ein Grund, allein zu sein ...
„Ich werde nirgendwo hingehen, Magdalena", entgegnete Adam auf ihre Äußerung scharf. „Ich habe deinem Vater versprochen, daß ich nachher wieder mit dir zurückfahre."
„Mach, was du willst, Adam!" sagte sie unbekümmert. „Das tust du ja sowieso." Maggi drehte sich um und ging mechanisch die Treppe hinauf.
Kurz darauf vernahm sie Adams Stimme. „Es ist besser, wenn du deine Kleider ausziehst und dich zudeckst."
Sie sah ihn verdutzt an. Dieses war ihr Schlafzimmer! Ihr privater Raum, in dem sie seit der Kindheit gewohnt hatte - außer der gemeinsamen Zeit mit Adam - Maggi erhob sich vom Bett.
„Bleib, wo du bist!" fauchte sie.
Er durchquerte das Zimmer und kam an ihre Seite. „Magdalena ..."
„Verschwinde, Adam!" Sie drehte sich von ihm weg und vergrub das Gesicht im Kissen. Jetzt durfte sie nur nicht wieder anfangen zu weinen. Denn diesmal würde sie nicht wieder aufhören ...
Die Matratze sank, als sich Adam neben sie setzte und sie wieder in die Arme schloß. „Ich gehe nicht, Magdalena", entgegnete er leise und nachdenklich. „Ich bin schon einmal gegangen, obwohl ich es nicht wollte. Heute lasse ich mich nicht wegschicken." Adam hielt sie noch fester.
Maggi wußte nicht, wovon er sprach, und sie wollte es auch nicht wissen. Seine Körperwärme umhüllte sie, als er sich neben ihr auf das Bett legte. Die Augen hielt sie geschlossen - seine Nähe ließ ihren Körper erstarren. Sie hatte Angst.
„Entspanne dich, Magdalena!" forderte er sie auf. „Was glaubst du, was für ein Mensch ich bin? Ich werde dich nur halten, das ist alles. Hast du mich gehört?"
Sie hielt die Augen geschlossen ... der Körper blieb starr. Es gab ein Was wäre, wenn, das sie bisher aus Angst verdrängt hatte - Was wäre, wenn sie immer noch nach Adam verlangte, so wie sie es in diesem Moment spürte ...?
9
Es war nach Mitternacht; als Maggi erwachte. Sie brauchte ein paar Minuten, um sich zu orientieren und zu begreifen, daß Adam sie mit einem Arm umfaßte.
Wann und wie sie in Adams Armen eingeschlafen war, wußte sie nicht; ihre seelische und physische Erschöpfung mußte sehr groß gewesen sein.
Seelische Erschöpfung ...? Ihr Vater ...
„Ich habe schon mit dem Krankenhaus telefoniert." Adams Stimme klang weich durch die Dunkelheit. „Dein Vater ist in stabiler Verfassung, und deine Mutter schläft. Man hat uns geraten, den Besuch ein paar Stunden zu verschieben."
Woher wußte er, daß sie wach war ...? „Ich werde trotzdem jetzt gehen."
„lch habe ihnen erklärt, daß wir sehr wahrscheinlich bald aufbrechen werden."
„Adam, ich habe dir doch gesagt ..."
„Hör endlich auf, über Dinge zu diskutieren, die sowieso beschlossen sind!" unterbrach er sie müde. „Ob du es glaubst oder nicht, dein Vater hat mir immer sehr am Herzen gelegen. Ich fahre auf jeden Fall zum Krankenhaus, ob mit dir oder allein."
Maggi hatte keine Kraft, etwas zu entgegnen. Sollte er doch machen, was er wollte. Sein Arm allerdings ... Die junge Frau
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