Julia Extra Band 159
einem Urinstinkt gefolgt waren, wie es Maggi behauptet hatte, sondern sich wirklich geliebt hätten.
Aber sie erreichte ungestört das Bad. An der Tür wagte sie einen Blick in das Schlafzimmer. Adam hatte ihr den Rücken zugewandt und saß zusammengesunken auf der Bettkante - die Schultern waren nach vorne gebeugt und der Kopf gesenkt.
Einen Augenblick lang taten ihr die harten Worte leid, die sie über ihr gemeinsames Erlebnis gesagt hatte. Sie zögerte. Dann verwarf Maggi entschlossen ihre Bedenken. Würde sie akzeptieren, daß sie sich wirklich geliebt hatten, wäre ihr mühsam aufgebauter Schutz zunichte gemacht sein. Und ohne ihn mochte sie nicht leben.
Fest schloß Maggi die Badezimmertür hinter sich und schob den Riegel sorgfältig davor. Sie fürchtete nicht, daß Adam ihr folgen würde - jetzt nicht mehr. Aber sie brauchte die Wand und den Riegel zwischen ihnen, um sich selber wieder verschließen zu können.
Wasser rann über ihren Körper und wusch das Gefühl und den Geruch von Adam herunter. Maggi bemühte sich, die in ihr aufsteigenden Tranen zurückzuhalten. Wenn sie jetzt anfinge zu weinen, könnte sie nicht mehr aufhören.
Adam war bereits fertig angezogen, als sie nach zwanzig Minuten die Treppe herunterkam. Sie hatte sich bequeme schwarze Jeans und einen hüftlangen, dunklen Pullover angezogen und ging schweigsam in die Küche.
Ohne sie anzublicken, schenkte er ihr einen Becher frisch gekochten Kaffee ein. Adam hatte sich vollkommen distanziert und in sich zurückgezogen. Sein Gesicht glich einer undurchdringlichen Maske. Es gab keine Gefühle mehr zwischen ihnen.
„Vielleicht ist es besser, wenn du jetzt ins Krankenhaus fährst. Ich bringe dich hin, sobald du fertig bist." Adam hatte das Schweigen gebrochen. Seine Stimme klang kühl und unnahbar.
Er blickte sie nicht an, sondern starrte auf die Kacheln der Küchenwand hinter ihrer Schulter. Adam konnte sie also nicht einmal mehr ansehen ...!
„Vielleicht sollte ich allein fahren ..."
„Ja, das wäre wahrscheinlich besser!" fiel er ihr heftig ins Wort. „Ich werde dich doch sowieso bloß verärgern!"
Dieser Mann war nicht derselbe, mit dem sie eben geschlafen hatte. Er war so weit weg.
Aber genau das hatte Maggi sich ja gewünscht. Sie wollte ihn von sich fernhalten, soweit es irgend ging! Eine Sache gab es da allerdings noch ... „Ich dachte, mein Vater wollte dich sprechen?"
Bei diesen Worten verdüsterte sich seine Miene. Empfand er Schmerz? Zorn? Sie konnte es nicht ausmachen, denn sofort hatte sich Adam wieder unter Kontrolle.
„Es ist nichts Wichtiges", erklärte er gelassen. „Ja, du könntest genau das deinem Vater ausrichten - es ist nicht wichtig. Nur das." Adam schien gerade eine Entscheidung getroffen zu haben. „Er wird es sicherlich verstehen", fügte er noch hinzu und begann, wie ein gefangenes Tier in der Küche auf und ab zu gehen.
Maggi verstand nicht, was er damit meinte. Aber in dieser Situation würde sie auch keine Erklärung bekommen. Jedes Wort, das er an sie richtete, schien ihm Mühe zu machen. Je eher sie sich trennten, desto besser.
Und trotzdem ... „Es schien Papa aber wichtig gewesen zu sein."
„Überbring ihm einfach die Nachricht, verdammt!" Adam blieb abrupt stehen. „Ich habe dir doch gesagt, daß er es verstehen wird."
Maggi sah ein; daß sie von ihm keine Antwort bekommen würde. „Ich verstehe nicht, warum Papa gestern überhaupt zu dir gefahren ist." Maggi schüttelte langsam den Kopf.
„Da gibt es nichts zu verstehen", entgegnete Adam kühl. „Er war ebenso aufgebracht wie du über die Zeitungsberichte an dem Morgen. Wahrscheinlich dachte er auch, daß ich dafür verantwortlich bin, und wollte versuchen, mich von dir fern zuhalten. Mehr kann ich dir auch nicht sagen. Dein Vater brach zusammen, bevor er zur Sache gekommen war."
„Verstehe ...", antwortete Maggi ruhig, obwohl sie sich nicht sicher war, ob Adam die Wahrheit sagte. Aber es machte Sinn ... Ihr Vater war über die Zeitungsberichte sehr verärgert gewesen, und sein Beschützerinstinkt schon immer ein ausgeprägter Wesenszug von ihm. Trotzdem war es merkwürdig, daß er überhaupt wußte, wo Adam zu finden war ...
Grimmig schüttelte Adam den Kopf. „Ich glaube nicht, daß du verstehst. Und ich habe mich auch schon beinah daran gewöhnt, daß du nicht ein Wort von dem glaubst, was ich sage - nicht einmal die Geschichte mit den Fotos - ich kann es nur wiederholen: Ich habe nichts mit dem Fotografen zu tun!
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