Julia Extra Band 159
„Das einzige, was jetzt noch zählt, ist Jacey und seine Gesundheit."
„Da sind wir uns hundertprozentig einig", entgegnete er hastig. „Nur das ist wichtig."
Als sie zurück zum Krankenhaus gingen, war Beth klar, daß es noch viele unbeantwortete Fragen gab, doch war jetzt wenigstens die Wahrheit ausgesprochen. Es beruhigte sie, daß er ganz offenbar seinen Sohn liebte. Und doch blieb ihre Beziehung zu Jaime unklar.
„lch bin heute nachmittag im Operationssaal", sagte er. Sein Gesicht hatte einen sanften Ausdruck angenommen, als er sich vor Jaceys Zimmer zu Beth drehte.
„Wir sehen uns dann, wenn ich fertig bin ... Würde es dich stören, wenn ich schnell nach ihm schaue? Schließlich habe ich ihm versprochen dazusein, wenn er aufwacht."
„Du brauchst doch nicht zu fragen!" Seine Bitte hatte etwas in ihr angerührt, das sie seit langem vergessen geglaubt hatte.
Als Rosita eine halbe Stunde später ankam, war Beth mit den Nerven fertig und den Tränen nah.
Jacey hatte noch etwa zwanzig Minuten geschlafen, nachdem Jaime gegangen war. Dann aber war er ängstlich aufgewacht und wollte einfach nicht auf die Fragen antworten, die Beth und die Krankenschwester ihm stellten. Immer wieder verlangte er danach, Jaime zu sehen.
Beth warf sich der älteren Frau in die Arme und gab ihr eine kurze Zusammenfassung dessen, was geschehen war. Zum Glück war Jacey wieder eingeschlafen.
„Jaime hätte ihm nicht die ganzen Einzelheiten erzählen sollen", beschwerte sie sich bei Rosita, die ihr einen aufmunternden Klaps gab, bevor sie sich auf den Stuhl setzte, den Catalina herbeigeschafft hatte. „Er hat ihm genau erklärt, wie die Operation vor sich gehen wird, und jetzt hört Jacey gar nicht wieder auf, Tausende von Fragen zu stellen ... Aber es interessiert ihn gar nicht, was Catalina oder ich sagen. Das einzige, was für ihn zählt, ist, was Jaime sagt."
„Fragt er dabei nach dem Arzt oder nach dem Vater?" wollte Rosita wissen.
Beth schüttelte heftig den Kopf. „Er weiß doch gar nichts davon", gab sie gespannt zurück. „Er glaubt, daß Jaime nur der behandelnde Arzt ist."
„Du scheinst dich unwohl in deiner Haut zu fühlen, Liebes."
„Ich ... ich weiß, daß es dumm klingt, aber ..." Sie schloß die Augen und stellte sich vor, welchen tiefen Eindruck der gutaussehende Arzt auf den fünf Jahre alten Jungen gemacht haben mußte. „Er möchte sogar den Blinddarm mit nach Hause nehmen, so wie sein Freund Jorge."
„Yaya", murmelte Jacey und schlug die Augen auf. „Warst du gestern abend sehr einsam ohne Mama und mich?"
„Ein bißchen", lächelte Rosita, lehnte sich über den Jungen und gab ihm einen dicken Kuß.
„Sei nicht traurig, du mußt nicht lange allein bleiben, da ich schon morgen abend operiert werde. Der Arzt hat mir alles genau erklärt, und dann kann ich bald wieder nach Hause." Er beobachtete Rosita aufmerksam, um zu sehen, wie sie auf die Neuigkeiten reagierte.
„Ist es der gleiche Eingriff wie bei Jorge, als er in Madrid war?" fragte Rosita.
Der Junge nickte feierlich mit dem Kopf. „Ich kann aber nicht gleich nach der Operation nach Hause kommen, da mir mein Bauch noch weh tun wird und die Fäden später gezogen werden müssen."
„Aber dann wirst du wieder ganz gesund", sagte Rosita sanft. „Wenn ich jemals krank werde, gehe ich bestimmt in dieses Krankenhaus, so gut hat man es hier."
Eine Stunde lang redeten sie über dieses und jenes, und Jacey zeigte sich von seiner besten Seite, bis er wieder müde wurde.
Rosita schaute auf die Uhr. „Ist es schon so spät?" rief sie aus. „Ich habe ganz vergessen, euch zu sagen, daß ich ein geschäftliches Treffen heute abend habe."
,,Ist es denn so wichtig?" fragte Jacey traurig.
„Ich fürchte, ja", erklärte Rosita. „Aber du bist müde. Das beste ist, du schläfst jetzt ein bißchen."
„Du hast meinen tollen Arzt noch nicht getroffen", protestierte er mit Tränen in den Augen. „Wann kommt er wieder, Mama?"
„Sobald er fertig ist mit dem, was er gerade zu tun hat", sagte Beth sanft und strich dem Jungen über den Kopf. „Er hat doch versprochen, daß er hierher kommen wird ... Catalina und ich haben schon eine ganze Liste gemacht mit allen Fragen, die du ihm stellen willst." Jacey scheint nach seinem Vater zu fragen, überlegte Beth, und das stieß sie fast zurück. „Ich lasse dich einen Augenblick allein und bringe Yaya zum Auto."
„Wir sollten ehrlich zu dem Jungen sein", erklärte Rosita, als sie den Raum
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