Julia Extra Band 159
doch Yaya nicht erschrecken, oder?"
„Warum gerade jetzt damit aufhören?" fragte Rosita mit zitternder Stimme. „Ihr habt mir doch schon den ganzen Nachmittag Angst eingejagt."
Jaime stellte seinen Sohn auf den Boden und legte Rosita einen Arm um die Schultern. „Das war noch gar nichts, ich verspreche es Ihnen, Rosita."
„Aber es war super", stieß Jacey fröhlich aus und ließ sich seiner Mutter in die Arme fallen. „Papa ist ganz schnell gefahren, und Yaya ist fast über Bord gefallen, aber ich habe mir keine Sorgen gemacht, Papa hätte sie bestimmt gerettet."
„Bist du sicher?" lachte Beth und zog den Jungen zu sich heran. „Wo ist denn der Fisch, den du gefangen hast?"
„Ich habe ihn zurückgeworfen, sonst wäre er doch gestorben."
Als sie zum Haus zurückgingen, wurde es Beth nur zu deutlich, wie zufrieden ihre drei Begleiter waren. Niemand hier nahm Rositas angebliche Klagen ernst, die sie immer wieder gegen Jaime ausbrachte. Es war nur zu deutlich, daß sie ihn schon ins Herz geschlossen hatte. Weil sie Rosita so großen Respekt entgegenbrachte, stellte Beth ihre Sorgen hintan, um das zerbrechliche Gleichgewicht der Familie nicht zu zerstören.
Wie so vieles in den letzten Tagen, machte auch dieser gemeinsame Ausflug Beth nervös. Sie dachte wieder daran zurück, wie es gewesen war, als Jaime zum erstenmal nach Pollensa gekommen war, nachdem das Krankenhaus Jacey entlassen hatte. Mit Rosita hatten sie zu viert ein Picknick gemacht. In der folgenden, Nacht hatte Beth lange Zeit keinen Schlaf gefunden, da sie immer wieder in Tränen ausgebrochen war. Sie mußte sich eingestehen, daß dies einer der glücklichsten Tage ihres Lebens gewesen war.
Seit diesem Tag hatte sie immer wieder Ausreden erfunden, um nicht mit den anderen zusammenzusein. Aber sie wußte, daß Jacey bald Fragen stellen würde, und darauf hatte sie keine Antwort.
„Warum so nachdenklich, Beth?"
Bei diesen sanft gesprochenen Worten zuckte sie zusammen.
„Ich wollte gerade einen Kaffee machen oder Tee, wenn du lieber möchtest", bemerkte sie atemlos. „Wann fährst du zurück?"
„Ich muß um acht im Operationssaal sein. Tee würde mir guttun."
Die Spannung stieg an, als er dicht an ihr vorbeiging. Manchmal war es erträglich, manchmal, vor allem, wenn sie allein waren, wurde die Anspannung beinahe übermächtig.
„Warum hast du uns nicht auf den Ausflug begleitet?" fragte er.
Beth hatte genau den spöttischen Unterton in seiner Stimme gehört. Er aber lächelte sie an, und wieder erstaunte es sie, wie entspannt, beinah jugendlich er aussah. Jeans und T-Shirt standen ihm ausgezeichnet und ließen ihn gar nicht wie den bekannten Chirurgen erscheinen, in den er sich schon bald wieder verwandeln würde.
„Du wirst sehen", gab sie zurück und sagte sich, daß sie sich den Spott vielleicht nur eingebildet hatte. „Ich werde uns einen typisch englischen Tee machen."
„Ich hoffe, du wirst uns auch einige Kekse servieren", sagte er und ahmte dabei Jacey nach.
Beth nickte mit dem Kopf. Sie verstand einfach nicht, in was für' einer Laune er war. Das einzige, was sie spürte, war seine Nähe. Einen Augenblick lang überkam sie wieder die Erinnerung, wie es war, sich in seinen starken Armen zu verlieren, während er sie sanft streichelte.
„Meine Rechtsanwälte sind immer noch nicht zufrieden", bemerkte er plötzlich. „Sie ..."
„Um Gottes willen, Jaime" rief sie verärgert aus.
Das letzte, was sie erwartet hatte, als sie seinen Vorschlag, ihn zu heiraten, abgelehnt hatte, war, daß er sich mit ungeheurer Energie daranmachen würde, sie dazu zu bringen, die Meinung zu ändern. Sie konnte es noch so oft wiederholen, daß sie nicht einmal wünschte, über das Thema zu diskutieren, es nützte alles nichts. Immer wieder erklärte er ihr, warum er und seine Rechtsanwälte dachten, daß es die einzig vernünftige Lösung sei. Das erste Mal, als er die Rechtsanwälte erwähnt hatte, hatte Beth fast die Selbstbeherrschung verloren. Sie hatte so heftig reagiert, daß sie ihm beinah einen Schlag versetzt hatte. Und das hatte ihn dazu bewegt, die Situation zu entspannen, indem er das ganze ins Lächerliche gezogen hatte. Doch wie lange würde das so weitergehen? Mehr als einmal hatte sie sich diese Frage gestellt, da jetzt eine weitere Sorge auftauchte: Was sollte sie tun, wenn sie wieder schwanger wäre?
„Ich an deiner Stelle würde diese Anwälte zum Teufel jagen. Es gibt eine ganz einfache Lösung, wenn du möchtest,
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