Julia Extra Band 348
befahl sie sich, weil sie zunehmend das Gefühl hatte, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Beende ihn sofort. Verlass den Ballsaal und bleib erst stehen, wenn du auf der Straße bist. Wenn er sieht, dass du es ernst meinst, wird er aufgeben. Er wird bestimmt keine Szene riskieren, nur um dich aufzuhalten.
Aber es war unmöglich, sich von ihm zu lösen, solange die Streicher diese süßen Klänge erzeugten, die zusammen mit seiner Berührung Zaras Sinne in einen Ausnahmezustand versetzten. Sie spürte die sanften Berührungen seiner Fingerspitzen auf ihrem Körper, die Kraft, mit der sie von Nikolai gehalten wurde. Zara erschauerte vor Verlangen, ihr Herz begann zu rasen. Hatte er es mitbekommen? Kam er ihr deshalb immer näher, obwohl es noch längst nicht nah genug war? Da musste sie sofort einen Riegel vorschieben, bevor sie sich total zum Narren machte.
Widerstrebend, wie jemand, der sich gezwungen sieht, ein wärmendes Kaminfeuer zu verlassen, um hinaus in einen eisigen Schneesturm zu gehen, entzog sie sich ihm. „Ich muss jetzt wirklich los“, erklärte sie. Er war fast erleichtert, weil ihm bewusst war, dass seine wachsende Erregung sehr bald unübersehbar sein würde. Aber er wollte nicht, dass der Abend mit dieser Frau schon so bald endete, auch wenn er nicht verstand, warum. Vielleicht, weil normalerweise er derjenige war, der die Ansagen machte?
„Gut, dann fahre ich Sie nach Hause.“ Als er bemerkte, dass sie einen Einwand vorbringen wollte, schüttelte er den Kopf. „Nur um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Allein lasse ich Sie hier nicht weg.“ Besonders nicht mit diesen harten Brustwarzen, die sich so aufregend unter ihrem Seidenkleid abzeichneten. „Es sei denn, da draußen wartet ein Wagen auf Sie“, fuhr er heiser fort.
Sollte sie ihm das weismachen? War es wirklich glaubhaft, dass sie mit einer dieser glänzenden schwarzen Luxuskarossen gekommen war, die rund um die Botschaft die Straßen säumten? Und dann? Bestimmt würde er zumindest darauf bestehen, sie zum Wagen zu bringen, und dabei würde herauskommen, dass sie eine Schwindlerin war. Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich nehme ein Taxi…“ Aber warum musste sie sein Angebot eigentlich ablehnen? Vielleicht ergab sich ja auf der Fahrt noch eine Gelegenheit, ihm Emmas Visitenkarte zu übergeben, das wäre ja immerhin möglich, oder? „Also gut, dann … danke.“
2. KAPITEL
Als sie aus der Botschaft in die nach Blüten duftende milde Nachtluft hinaustraten und auf die schwarz glänzende Limousine zugingen, fühlte sich Zara wie in einer anderen Welt. Nikolais Fahrer öffnete die hintere Wagentür und forderte sie mit einer angedeuteten Verbeugung auf einzusteigen. Zara ließ sich in die weichen Lederpolster sinken und blickte sich staunend um. Das Interieur wirkte unglaublich luxuriös, ein Eindruck, der durch den in der Luft hängenden Geruch nach teurem Leder noch unterstrichen wurde. Nachdem Nikolai neben ihr Platz genommen hatte und sich ihr zuwandte, bekam Zara sofort wieder Herzklopfen. Hier im schummrigen Halbdunkel des Wagens wirkte er noch einschüchternder als auf der Tanzfläche. Was Zara sofort zu der Frage führte, ob es wirklich eine weise Entscheidung gewesen war, sein Angebot anzunehmen.
„Es ist noch früh“, bemerkte er, wobei er registrierte, dass an ihrer Schläfe eine kleine Ader heftig pochte.
Zara schaute ihm wie gebannt in die funkelnden Augen. „Ja, das stimmt“, erwiderte sie.
Er blickte auf ihr Haar und wünschte sich, die Spangen zu lösen, damit es ungehindert über ihre Schultern fallen konnte. Unter der dünnen Seide ihres Kleides zeichneten sich die Umrisse ihrer langen schlanken Beine ab, ein Anblick, der sein Verlangen sofort wieder anfachte. „Ich wohne übrigens ganz in der Nähe“, sagte er, als ob ihm das eben erst eingefallen wäre. „Wenn Sie möchten, lade ich Sie gern noch auf einen Drink ein.“
Aufgrund der sich widersprechenden Botschaften, die ihr Körper und ihr Verstand aussandten, herrschte in Zaras Kopf das reinste Tohuwabohu. Sich von einem wildfremden Mann auf einen Schlummertrunk in sein Haus einladen zu lassen, war definitiv verboten. Aber das hier war nicht einfach irgendein Mann, sondern der attraktivste Mann, der ihr je begegnet war. War es Aschenputtel wirklich nicht gestattet, einen flüchtigen Blick in den Prinzenpalast zu werfen, bevor sie ihr festliches Kleid ablegen und wieder in ihre Lumpen schlüpfen musste?
„Vielleicht.“
„Aber
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