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Julia Extra Band 348

Julia Extra Band 348

Titel: Julia Extra Band 348 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Lynn Raye Harris , Sandra Marton
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Schlag aussetzte. „Meine Mutter war es irgendwann einfach leid zu hungern. Sie war jung, attraktiv und klug genug, um zu wissen, dass sie etwas unternehmen musste, bevor ihre Schönheit dahinwelkte.“
    Er schüttelte den Kopf, als die Bedienung an ihren Tisch kam, um nach weiteren Wünschen zu fragen. „Deshalb beschloss sie, nach England zu gehen.“
    „Und was war mit dir? Hat sie dich mitgenommen?“
    Nikolai wurde klar, dass er sich Zara geöffnet und sie damit eingeladen hatte, genauer nachzufragen. Dabei hatte er nicht bedacht, wie schmerzhaft das für ihn immer noch war. Er wünschte sich, seine Worte ungeschehen machen zu können, doch das ging nicht. „Sie hat mich bei meiner Tante und deren Geliebtem in Moskau zurückgelassen, aber sie versprach, uns Geld zu schicken, damit unser Leben erträglicher wird, außerdem wollte sie mich so bald wie möglich nachholen.“
    Es folgte eine Pause, angefüllt mit so dumpfem Schweigen, dass Zara das Gefühl hatte, gleich zu ersticken. Als sie den Schmerz in Nikolais Augen sah, zuckte sie zusammen, aber sie wusste, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. „Was … was ist passiert?“
    Es dauerte einen Moment, bis Nikolai antwortete, und als er schließlich sprach, klang seine Stimme emotionslos und leer. „Gar nichts ist passiert. Außer einer Karte zu Weihnachten, und an meinen Geburtstag hat sie auch immer gedacht. Aber sie holte mich nicht zu sich, und das versprochene Geld kam auch nie. Meine Tante und ihr Geliebter waren ständig betrunken, und das war mehr, als ich auf Dauer ertragen konnte.“ Mit einem bitteren Auflachen schob er seinen Teller beiseite.
    „Ich sparte jahrelang für ein Flugticket in die USA, und sobald ich das Geld zusammenhatte, verließ ich Russland. In Amerika arbeitete ich auf dem Bau und legte jeden Cent, den ich entbehren konnte, zurück. Irgendwann entdeckte ich ein altes verfallenes Haus, dem ich ansah, dass man etwas daraus machen konnte, und kaufte es. Nachdem ich es von Grund auf renoviert hatte, verkaufte ich es weiter und verdiente damit ein kleines Vermögen. Von diesem Geld erstand ich das nächste Haus und immer so weiter. Irgendwann beschloss ich, an die Börse zu gehen und hatte immer Glück. Tja … so läuft das bis heute, und ich bin da, wo ich bin.“
    Zara starrte ihn an. Natürlich war das eine beeindruckende Erfolgsgeschichte, aber den wichtigsten Teil hatte er doch unterschlagen, oder? „Und deine Mutter? Was ist mit ihr?“
    Die Raumtemperatur schien schlagartig zu fallen, und es dauerte eine ganze Weile, bis er eisig hervorstieß: „Ich habe sie nie wiedergesehen.“
    Zaras Herz machte einen heftigen Satz, während sie ihn ungläubig anstarrte. „Nie mehr?“
    „Meine Suche nach ihr ergab, dass sie sich von einem reichen Liebhaber aushalten ließ, der in Oxfordshire sogar ein Haus für sie gekauft hatte.“ In seine Stimme hatte sich ein erbarmungsloser Unterton eingeschlichen. „Dieser Mann hat ihr offenbar mehr bedeutet als ihr einziger Sohn.“ Er schwieg einen Moment und fuhr dann fort: „Kurz darauf erfuhr ich, dass sie gestorben war.“
    „Oh, Nikolai.“ Zara sah den verarmten, einsamen kleinen Jungen vor sich, der in Russland auf die Rückkehr seiner Mutter wartete. Oder wenigstens auf Geld, mit dem er der Armut entfliehen und in die tröstenden Arme seiner Mutter gelangen konnte. Aber seine Hoffnung war grausam enttäuscht worden. „Wie schrecklich.“
    „Es ist, wie es ist. Wahrscheinlich bin ich ja deshalb so ein kalter herzloser Schuft geworden.“ Er lachte bitter auf.
    „Nikolai …“
    Aber er schüttelte den Kopf. „Lass gut sein, Zara, da ist nichts zu machen. Über ein gewisses Stadium komme ich bei einer Beziehung nie hinaus, es klappt einfach nicht, ich bin nicht imstande zu lieben. Heiraten kommt für mich nicht infrage, und Kinder will ich erst recht nicht. Und ich will auch nicht, dass irgendeine Frau, egal, wie reizvoll ich sie auch finden mag, glaubt, sie könnte mich ändern. Verstehst du, was ich meine, Zara?“
    Wie sollte sie das nicht verstehen? Sie war doch nicht begriffsstutzig. Seine Worte taten so weh, dass es ihr den Atem verschlug. Trotzdem versuchte sie, sich einzureden, dass es besser so war. Immerhin wusste sie jetzt Bescheid. Nikolai machte ihr nichts vor, sondern sagte ihr ganz offen, was Sache war. Erklärte ihr, wo seine Grenzen lagen, und riet ihr dringend, sich nicht in ihn zu verlieben, weil er ihre Liebe nicht erwidern konnte. Deutlicher konnte man nicht

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