Julia Extra Band 348
Werbung für sie machen, und du hast doch bestimmt nichts dagegen?“
Er hüllte sich in Schweigen, während er eine seidene Krawatte aus der Schublade nahm. Erst nachdem er sich den Schlips umgebunden hatte, erwiderte er hörbar verstimmt: „Dein Dickkopf ist fast krankhaft. Glaub ja nicht, dass ich das verstehe.“
„Wirklich nicht? Dann überleg einfach mal, Darling.“ Sie lächelte weich. „Du bist doch bestimmt auch der Meinung, dass wir die Machtverhältnisse zwischen uns so gut wie möglich austarieren sollten? Das ist zwar nicht immer ganz einfach, aber ich gebe mir redliche Mühe.“
Ihre Reaktion ärgerte ihn, obwohl er natürlich genau wusste, worum es ihr ging. Aber Nikolai behagte es einfach nicht, die Zügel aus der Hand zu geben, und Zaras strikte Weigerung, sich ihm unterzuordnen, machte ihm hierbei einen Strich durch die Rechnung. Bildete sie sich wirklich ein, mit ihrer Sturheit vielleicht doch noch irgendwann sein Herz zu erobern? So naiv war sie bestimmt nicht, oder?
„Ganz wie du meinst“, erwiderte er kühl, während er sich zu ihr herunterbeugte, um ihr einen sehr flüchtigen Kuss zu geben. „Bis später dann.“
Nikolai hatte recht gehabt: Bei dieser Einladung ging es wirklich höchst vornehm zu. Man hatte sie schräg gegenüber von ihrem Liebhaber platziert, und Zara ertappte sich dabei, dass sie fast objektiv beobachtete, wie blendend Nikolai die Frau des Senators unterhielt, die sich prächtig mit ihm amüsierte. Nikolai besaß einen bestrickenden Charme, den er bestens einzusetzen verstand.
Zara sah, dass sein Publikum an seinen Lippen hing, Männer und Frauen, aber ganz besonders Letztere. Sie hörte, wie sie beflissen, fast unterwürfig über seine Witze lachten, während ihr selbst bei der Unterhaltung mit ihren Tischnachbarn nur höfliche Gleichgültigkeit entgegenschlug. Bei ihr spielte es keine Rolle, wie charmant oder geistreich sie war, niemand hier interessierte sich für sie. Sie war nur ein Anhängsel, Nikolais derzeitige Geliebte – von begrenzter Haltbarkeitsdauer.
Und als sie sich vorzustellen versuchte, wie es ihnen irgendwann miteinander ergehen würde, traf Zara die Realität mit voller Wucht. Und diesmal war ihre Sicht auf die Dinge nicht von Wunschdenken getrübt, sondern gnadenlos scharf. Plötzlich sah sie in allen Einzelheiten vor sich, was passieren würde: Das Feuer ihrer Leidenschaft würde langsam verglühen, bis kein Fünkchen mehr übrig war. Dann kam das Ende.
Das ist kein Leben, überlegte sie. Es war eine Illusion. Sie machte sich selbst etwas vor.
Sie arbeitete immer noch bei Gourmet International, obwohl sie eigentlich längst zu der Erkenntnis gelangt war, dass sie viel lieber weiterstudieren würde. In Wahrheit war sie nur bei dem Job geblieben, weil er zu ihrem momentanen Lebensstil passte. Dabei hatte sie geflissentlich ignoriert, dass sie sich schon vor einiger Zeit ernsthaft Gedanken über ihre Zukunft gemacht hatte. Doch dann war Nikolai gekommen, und sie hatte auf ein eigenes Leben weitgehend verzichtet … aus Liebe zu ihm. Zumindest war das ihre Erklärung gewesen. Aber hatte sie wirklich ernsthaft geglaubt, ihre Liebe und ein bisschen finanzielles Unabhängigkeitsstreben könnten diesen Mann verändern? Wahrscheinlich. Obwohl er sie ausdrücklich vor falschen Erwartungen gewarnt hatte – insgeheim hatte sie eben doch gehofft, dass alles gut werden würde.
Dann wurde es eben jetzt höchste Zeit, einzusehen, dass sie sich etwas vorgemacht hatte und deshalb Konsequenzen ziehen musste. Denn wenn sie den Mut dafür nicht aufbrachte, würde ihre Frustration weiter wachsen, und alles würde immer schlimmer werden.
Auf der Heimfahrt wirbelten Zara Fragen durch den Kopf, die sie Nikolai noch nie zu stellen gewagt hatte, aber sie wartete damit, bis sie sich geliebt hatten und zufrieden und erschöpft eng aneinandergeschmiegt in dem zerwühlten Bett lagen, während die Nachttischlampe den Raum in bernsteinfarbenes Licht tauchte.
Zara drehte sich auf den Bauch und legte ihren Kopf auf seine Brust. „Nikolai?“
„Hm?“ Er griff sich eine seidige Haarsträhne und wickelte sie sich um den Finger.
„Kann ich dich mal was fragen?“
Er wandte den Kopf und musterte sie aus leicht zusammengekniffenen Augen. „Warum wird mir bei so einer Art Frage immer gleich irgendwie schwer ums Herz?“
Zara wollte die Warnung, die in seinen Worten mitschwang, nicht hören. Schließlich versuchte sie schon seit Stunden, ihren ganzen Mut
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