Julia Extra Band 348
zusammenzunehmen, und jetzt konnte sie nicht mehr zurück. Sie wusste, dass sie nur noch eine einzige Chance hatte, und wenn Nikolai sich weigerte mitzuspielen, hatte sie verloren. Sanft streichelte sie sein Gesicht. „Hast du jemals versucht herauszufinden, wie es deiner Mutter in England ergangen ist … ich meine, wie sie gelebt hat? Hast du … warst du irgendwann in Oxford, um mehr darüber zu erfahren, was mit ihr passiert ist?“
Nikolai erstarrte, gleich darauf fing sein Herz an zu rasen. „Was soll das denn jetzt plötzlich?“
„Ist das wichtig?“
„Eigentlich schon. Weil du offenbar kein Problem damit hast, uns einen perfekten Abend zu ruinieren, indem du dich in etwas einmischst, was dich absolut nichts angeht.“
Zara biss sich auf die Unterlippe. Seine Worte taten weh, aber sie wusste, dass sie jetzt auf keinen Fall zurückstecken durfte. „Ist es wirklich nicht möglich, nur eine ganz harmlose Frage zu stellen, ohne dass du gleich an die Decke gehst?“
„Aber das klingt ja fast, als ob ich mir Vorwürfe machen müsste!“, empörte er sich. „Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen? Einfach bei meiner Mutter auftauchen, und ihr vielleicht auch noch auf dem Silbertablett eine bequeme Ausrede servieren?“
Zara sah Wut und Schmerz in seinem Blick, aber sie durfte jetzt nicht nachgeben. „Die Dinge sind oft ganz anders, als man denkt. Nie so schwarz oder weiß, wie es auf den ersten Blick erscheint“, sagte sie erstickt. „Du kannst doch gar nicht wissen, in was für einer Situation sie hier war.“
„Ist das jetzt ein leidenschaftliches Plädoyer für Frauen ganz allgemein, oder brichst du speziell für meine Mutter eine Lanze, obwohl du ihr nie im Leben begegnet bist?“, fragte er wutentbrannt.
„Weder noch“, erwiderte sie, vor dem Zorn in seinen Augen zurückschreckend, während sie spürte, wie das letzte zarte Pflänzchen der Hoffnung in ihr sehr schnell dahinwelkte. „Mir ist nur klar geworden, dass ich unmöglich mit einem Mann zusammen sein kann, der sich absolut keine Gefühle erlaubt! Und um unbequeme Fragen lieber einen großen Bogen macht, statt sich ihnen zu stellen.“
„Aber ich habe dir von Anfang an gesagt, wie ich bin, Zara.“
„Ich weiß, Nikolai … ich weiß.“ Sie seufzte schwer. „Und ich dachte, ich könnte es akzeptieren. Aber ich habe mich geirrt. Ich kann es einfach nicht.“
Seine Züge verhärteten sich. „Dann stellst du mir also ein Ultimatum? Du drohst mir, mich zu verlassen, weil du hoffst, mich damit so in die Enge zu treiben, dass ich dir zu guter Letzt doch noch den Ring an den Finger stecke und dir ewige Treue schwöre? Da muss ich dich leider enttäuschen, angel moy . Derartige Strategien haben bei mir noch nie funktioniert.“
Sie starrte ihn fassungslos an. So dachte er also von ihr? In seinen Augen waren alle, aber auch wirklich alle Frauen nur darauf aus, ihn auszunützen, und davon würde er sich durch nichts auf der Welt abbringen lassen.
„Mein Gott“, brachte sie schließlich heraus. „Du bist ja noch kaputter, als ich dachte. Ich muss sofort weg hier, bevor ich in deiner paranoiden kleinen Welt ersticke!“
Ihr klopfte das Herz bis zum Hals, während sie aus dem Bett sprang, ihre Kleider zusammenraffte und sich anzuziehen begann.
Nikolai lag reglos da und beobachtete sie. „Wo willst du denn hin?“
Sie holte ihre Tasche aus dem Schrank und warf eine Handvoll Slips hinein. „Nach Hause!“
„Aber doch nicht mitten in der Nacht.“
„Wir sind hier in London, nicht in der tiefsten Provinz. Und es gibt Taxis!“
„Ich finde zwar, dass du fürchterlich übertreibst, aber wenn du darauf bestehst, an dieser lächerlichen Zurschaustellung von Hysterie festzuhalten, wird dich wenigstens mein Fahrer nach Hause bringen“, stieß er wütend hervor.
„Das wird er nicht “, widersprach sie heftig, wobei ihr schmerzlich bewusst war, dass Nikolai nicht einmal den Versuch machte, sie aufzuhalten. „Und ich bin auch nicht hysterisch! Im Übrigen wäre ich dir dankbar, wenn du mir meine restlichen Sachen morgen früh vorbeischicken könntest.“
„Mit dem größten Vergnügen!“ Er schaute sie so durchdringend an, als wollte er sie mit Blicken aufspießen. Doch gleich darauf musste er in hilfloser Wut mit ansehen, wie sie nach ihrer Tasche griff und das Zimmer verließ.
Zara rannte die geschwungene Treppe nach unten, aber dann musste sie so lange mit der Schließanlage herumhantieren, dass sie draußen
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