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Julia Extra Band 348

Julia Extra Band 348

Titel: Julia Extra Band 348 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Lynn Raye Harris , Sandra Marton
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das Hinterzimmer, in dem sich die Trauzeugen auf die Zeremonie vorbereiteten, verließ und Chloe erspähte, seufzte er erleichtert auf. Sie stand neben einer großen eingetopften Palme und entledigte sich ihrer hochhackigen Schuhe. Er hatte sich schon gefragt, wie lange sie diese Pumps anbehalten würde.
    Als Simon bei Chloe ankam, fragte sie: „Was ist los?“
    „Du weißt doch, was mein Vater gesagt hat, warum ich die Ringe vorbeibringen soll?“, fragte er mit verbittertem Ton.
    „Mhm. Dass er sich so eine Fahrt in die Stadt spart.“
    „Genau. Und das habe ich ihm auch geglaubt – und zugesagt.“ Er zupfte an seinem Hemd. „Und dieser Smoking und die Limousine …“
    „Um auf Nummer sicher zu gehen …“, ergänzte sie zögernd.
    „Genau. Er wollte sichergehen, dass ich komme. Pünktlich und der Rolle entsprechend gekleidet.“
    „Der Rolle? Welcher Rolle?“, fragte sie stirnrunzelnd.
    „Ich bin Trauzeuge.“
    „Trauzeuge! Dann wollte er wohl wirklich auf Nummer sicher gehen.“
    „Er hat mich ausgetrickst.“
    „Ja.“
    „Er hat mich manipuliert.“
    „Dein Vater hatte Angst, dass du Nein sagen würdest“, sagte sie vorsichtig.
    „Aus gutem Grund. Seitdem ich bei seiner zweiten Hochzeit Trauzeuge war, habe ich jedes Mal Nein gesagt.“ Damals war Simon noch ein Kind gewesen und hatte geglaubt, dass sein Vater die Worte „bis dass der Tod euch scheidet“ ernst meine.
    „Und was hast du jetzt vor?“
    „Ich werde gehen. Zieh deine Schuhe an, wir verschwinden von hier.“
    Als sie in ihre High Heels schlüpfte, entging ihm nicht, dass sie Pflaster an den Stellen trug, an denen sich bereits Blasen bildeten. Normalerweise hätte er sie deswegen aufgezogen, aber jetzt nahm ihn sein Ärger zu sehr in Anspruch.
    „Du kannst doch nicht einfach abhauen.“
    „Ich wollte ohnehin nicht kommen, zumindest nicht zu der Hochzeitszeremonie. Es ist die reinste Farce.“
    Simon verschränkte die Arme vor der Brust. Er war wütend und benahm sich bockig, das wusste er und hasste sich dafür. Aber er wollte sich nicht wie ein kleines Kind fühlen, das von den Erwachsenen herumkommandiert wurde.
    Aus Chloe sprachen – damals wie heute – Ruhe und Vernunft. „Nun bist du schon hier. Du trägst den Smoking, den er für dich geliehen hat.“ Sie strich mit den Fingern über seinen Jackenaufschlag, was Simon einen Moment lang seinen Ärger vergessen ließ. „Was schadet es denn, wenn du ihm den Gefallen tust, Simon?“
    „Ich hasse es, dabei mitzumachen. Selbst wenn ich jetzt erwachsen bin, hasse ich es, jemanden kennenzulernen und vielleicht sogar ins Herz zu schließen, und dann – zack – sucht sich mein Vater oder seine Frau jemand Neues.“
    Er schluckte. Dies war eine Wahrheit, die er nicht jedem gegenüber so offen ausgesprochen hätte.
    Sie umfasste sein Gesicht. Ihre Wange war nur wenige Zentimeter von seinem Mund entfernt. Eine Haarsträhne, die sich gelockert hatte, kitzelte ihn am Kinn, und Chloes Duft, den sie schon seit der Highschool trug, umgab ihn. Jeder, der sie beobachtete, musste sie für ein Liebespaar halten. Doch das waren sie nicht, auch wenn er nie mit einer anderen Frau eine derartige Innigkeit erlebt hatte, auch nicht mit denjenigen, mit denen er geschlafen hatte. Chloe zog ihn an sich und küsste ihn auf die Wange.
    Danach sagte sie: „Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben. Vielleicht klappt es diesmal.“ Sie hüstelte. „Trotz des krassen Altersunterschiedes.“
    „Das glaubst du doch nicht wirklich?“
    „Doch, ich hoffe es für die beiden.“ Sie lächelte und drückte ihn noch fester an sich. „Komm schon. Du schaffst das.“
    Ihre Worte kamen ihm bekannt vor. Genau dasselbe hatte sie ihm immer dann gesagt, wenn er sich einer Situation gegenübersah, die er nicht zu bewältigen glaubte. Zum Beispiel, wenn es darum ging, ein preisverdächtiges Projekt für die Technikmesse fertigzustellen oder darum, direkt nach dem College ohne nennenswerte finanzielle Mittel eine IT-Firma aus dem Boden zu stampfen.
    „Dein Glauben an mich ist unerschütterlich.“
    „Selbstverständlich.“ Sie lächelte. „Und ich bin die ganze Zeit bei dir, um dich zu unterstützen. Und dir Drinks zu bringen.“
    „Weißt du, was du bist, Chloe?
    „Eine gute Freundin“, antwortete sie.
    Sie war viel mehr als das, aber er nickte. „Die beste. Und du bewahrst auch in unangenehmen Situationen Haltung.“
    Chloe schnaubte. „Erwarte lieber keine tolle Haltung von mir. Wahrscheinlich musst

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