Julia Extra Band 348
wusste er, aber er war nicht den ganzen Abend lang mit ihr zusammen gewesen. Vielleicht hatte sie auch vier oder fünf Gläser getrunken.
„Auf alle Fälle nicht genug.“ Sie seufzte und schwang sich auf den Küchentresen. Dabei ließ sie erst die eine und dann die andere Sandale zu Boden plumpsen. Sie wackelte mit den Zehen und seufzte wieder.
„Tut mir leid, dass der Abend jetzt ganz anders gelaufen ist, als du gehofft hattest.“ Nun regte sich sein schlechtes Gewissen. Trevor war ja durchaus interessiert gewesen und hätte sich ihr ohne Simons Bemerkungen vielleicht sogar genähert. Er hätte nicht erzählen dürfen, dass sie einen Freund hatte.
„Er will sich mit mir treffen.“
„W… was?“, stotterte Simon. „Wer?“
„Trevor.“
Dieser Hu… „Obwohl ich …“
„Obwohl du was?“
„Nichts.“ Er überlegte fieberhaft, was er sagen konnte, falls sie nachbohrte, und steckte sich einen kalten Champignon in den Mund.
„Du hattest recht, Simon. Er ist einer von der ganz schlimmen Sorte. Er hat eine schöne, interessante Frau dabei, und kaum, dass sie ins Bad geht, flirtet er mit mir. Mit mir!“ Sie runzelte die Stirn. „Komischerweise hat er mich gefragt, ob ich ihm ein paar Kampfkunsttechniken zeigen würde.“
Simon schluckte. „Merkwürdig.“
„Von dem Typen lässt man lieber die Finger, egal, wie toll er aussieht.“
„Das heißt, du triffst dich nicht mit ihm?“
„Wahrscheinlich werde ich es bis an mein Lebensende bereuen, aber: ja. Ich habe Nein gesagt. Bei meinem Glück würde er wahrscheinlich ausgerechnet meine Erzfeindin angraben, wenn ich ihn mit zum Klassentreffen nähme.“
Ganz egal, was ihre Gründe waren – Simon wollte sich nicht beklagen. „Ich bin froh, dass du dich nicht mit ihm triffst.“
„Ja, und ich habe niemanden, der mit mir zum Klassentreffen geht.“ Sie spielte mit ihrem Haar herum, fasste es am Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz und ließ es wieder fallen. Es wallte wie ein leuchtend roter Wasserfall über ihre Schultern. Rasch riss er sich von dem Anblick los, um zu verhindern, dass seine Fantasie mit ihm durchging. Stattdessen richtete er den Blick auf ihre nackten Füße. „Du hast deine Schuhe anbehalten, bis alle weg waren. Das ist ein Rekord.“
Lächelnd streckte sie ihre Beine aus und wackelte wieder mit den Zehen, deren Nägel kupferrot lackiert waren. Er schluckte. Nun wollte seine Fantasie schon wieder mit ihm durchgehen.
„Aber jetzt bezahle ich dafür“, antwortete sie.
„Warte“, sagte er. Es war verrückt, und er würde es bereuen. Doch er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich vor sie. Dann nahm er einen ihrer schmalen Füße in die Hand und begann ihn zu massieren. Sie schloss die Augen und machte ein versonnenes Gesicht. Ihr Seufzer brachte ihn fast um den Verstand.
„Du hast Zauberhände.“
„Ich kann noch bessere Sachen damit machen.“
Sie öffnete die Augen. Keiner von beiden sagte etwas, der Augenblick zog sich in die Länge. Währenddessen bearbeitete er weiter ihren Fuß.
„Vergiss … vergiss den anderen nicht“, flüsterte sie, als er schließlich aufhörte.
Das ließ er sich nicht zweimal sagen.
„Deine Haut ist so weich.“ Inzwischen war er nicht mehr mit ihrem Fuß beschäftigt, sondern arbeitete sich ihren Unterschenkel hoch. „Sie fühlt sich an wie Seide.“
„Ich … ich … benutze nach dem Duschen immer Feuchtigkeitslotion“, sagte sie. Außer nach dem Joggen hatte Simon sie nie so atemlos gehört. „Das h… hält sie feucht.“
„Das werde ich mir merken.“ Auch er klang nun etwas außer Atem. Er nahm sich das andere Bein vor und arbeitete sich vom Knöchel bis zum Knie hoch. „Benutzt du sie am ganzen Körper?“
„Ja, überall.“
„Das dauert bestimmt ganz schön lange.“
„Mhm. Wenn man es gründlich macht, schon.“
„Alles, was man tut, sollte man gründlich machen.“
Dann erhob er sich und liebkoste ihre Kniekehlen. Als er eine empfindliche Stelle berührte, stöhnte sie auf. Er wusste, dass er aufhören sollte. Gerade war er dabei, ein Unglück heraufzubeschwören. So weit hätte er es nie kommen lassen dürfen und gern hätte er seinen Kontrollverlust auf den Alkohol geschoben. Aber er hatte schon seit über zwei Stunden nichts getrunken, und davor waren es auch nur drei relativ schwache Gin Tonic gewesen. Das, was ihn trunken machte, war die Frau, die vor ihm saß.
„Ich glaube, ich habe mehr getrunken, als ich dachte“, sagte Chloe. Sie entzog ihm
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