Julia Extra Band 348
in Luft auf, wenn sie nicht mehr gebraucht wird“, hatte Anna das Gespräch zusammengefasst.
Die Jungs brachen in brüllendes Gelächter aus, als sie die kleine Schwester bemerkten. Allerdings liefen sie auch alle rot an.
„Es wird euch wahrscheinlich überraschen, aber Frauen sehen das genauso. Ein Mann darf ins Bett, solange er erwünscht ist. Danach sollte er sich möglichst schnell aus dem Staub machen.“
Falls überhaupt möglich, war das Rot im Gesicht ihrer Brüder noch dunkler geworden.
„Du willst uns nur in Verlegenheit bringen“, stotterte der sonst unerschütterliche Falco.
Aber das war nicht ihre Absicht gewesen. Sie hatte nur offen und ehrlich ihre Ansichten verkündet. Frauen mochten Sex nämlich auch. Zumindest die meisten. Sie wurden nur alle dazu erzogen, brave Mädchen zu sein und es nicht zuzugeben. Die braven Mädchen banden dem Sex immer romantische Schleifen um.
Anna nicht. Es war bestimmt nicht so, dass sie mit jedem ins Bett stieg, aber sie sagte offen, was sie wollte. Und was sie nicht wollte. Und zu Letzterem gehörte in jedem Fall dieses alberne „Ein-Mann-eine Frau-für-immer“-Szenario.
Womit der Kreis sich geschlossen hatte. Es wurde Zeit, Draco aufzuwecken.
Sie würde ihm sagen, wie wunderbar es gewesen war und dass ein anstrengender Tag vor ihr lag. Das wusste er selbst, schließlich gehörte er zu ihrem vollen Tag. So fantastisch der Sex auch gewesen war, damit ließ sich nichts regeln. Draco besaß noch immer ein Grundstück, auf das sie Ansprüche erhob.
Fast hätte sie aufgestöhnt. Wie hatte sie das nur vergessen können? Seit wann ließ sie ihren Verstand von Emotionen ausschalten?
Es stimmte, was sie Draco gesagt hatte: Sie hatte sich von Anfang an zu ihm hingezogen gefühlt, auch wenn sie es sich nicht eingestanden hatte. Ihn vor ihrer Tür stehen zu sehen hatte sie gezwungen, die Wahrheit zu akzeptieren. Sie hatte sich eingeredet, ihn zu verabscheuen, weil sie mit ihm ins Bett gehen wollte.
Nun gut. Verlangen war eine Sache, doch ihre Berufsethik zu kompromittieren eine ganz andere. Sie war Anwältin, und Anwälte schliefen nicht mit dem Prozessgegner. Falls es denn zu einem Prozess kommen sollte.
Also hatte sie einen Fehler gemacht. Einen großen. Aber sich hinterher den Kopf zu zerbrechen, nützte nichts. Sie durfte den Fehler nur nicht wiederholen.
„Hey.“
Erschrocken hob Anna das Gesicht. Draco lächelte sie träge und unglaublich sexy an.
„Du bist wach. Gut“, meinte sie übertrieben heiter. „Ich wollte dich nämlich gerade aufwecken.“
Er rollte sie auf den Rücken und legte sich halb auf sie. „Wie genau wolltest du das anfangen?“
Seine Stimme jagte ihr prickelnde Schauer über den Rücken. „Draco, hör zu …“
„Es war ein Fehler.“
„Richtig. Ich bin froh, dass du das auch so siehst.“
Er küsste sie. Und Anna wollte nichts anderes, als die Arme um seinen Nacken schlingen und den Kuss erwidern, doch sie durfte jetzt nicht schwach werden.
„Draco, bitte. Ich versuche, dir begreiflich zu machen, dass wir …“
„… verschiedene Seiten vertreten, sollte es zu einem Gerichtsprozess kommen.“
„Genau. Und deshalb …“
„… sind wir Gegner.“
„Ja.“ Anna seufzte. „Es war nett, aber …“
„Nur nett?“, knurrte er.
„Es war mehr als nett, es war …“
Wieder küsste er sie, dieses Mal fordernder. An ihrem Schoß fühlte Anna, welche Wirkung der Kuss auf ihn hatte. Ein Stromstoß durchfuhr sie.
Oh nein, dachte sie, das ist nicht nur einfach guter Sex, das ist viel mehr. So hatte sie noch nie empfunden. Auf einmal hatte sie das Gefühl, an der Grenze zu „Für immer“ zu stehen.
Draco drang in sie ein. Ihr stockte der Atem.
„Sag mir, dass ich aufhören soll“, murmelte er.
Sie starrte in seine Augen.
„Du brauchst die Worte nur auszusprechen, Anna. Dann höre ich auf.“
„Na schön.“ Sie leckte sich über die Lippen. „Ich möchte, dass du … dass du …“ Dann stöhnte sie auf, schob die Finger in sein Haar und zog seinen Kopf zu sich herunter.
Erst lange Zeit später rollte Anna sich auf die Seite und rückte mit dem Rücken an Draco heran.
„Ich wollte dir noch sagen, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst. Ich nehme die Pille.“
„Bene.“ Er schlang einen Arm um sie. „Sonst hätte ich mich jetzt aufrappeln und eine Nachtapotheke finden müssen.“ Er knabberte an ihrem Nacken. „Das wäre ein erbarmungswürdiger Anblick gewesen – ein Mann, der völlig geschafft
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