Julia Extra Band 348
als er zögernd die Hand nach dem Türgriff ausstreckte. „Grazie.“ Als sie sich zu Draco umwandte, war das Lächeln allerdings verschwunden, und jede Silbe, die sie ihm sagte, glich einem eisigen Hagelkorn. „Und du weißt natürlich alles über Jobs, die Brot und Butter sichern.“
Draco dachte kurz an die Jahre, als er sich die Studiengebühren vom Mund abgespart hatte. Er hatte nie jemandem davon erzählt, und bei Anna Orsini würde er bestimmt keine Ausnahme machen. „Trüffel und Kaviar lassen sich manchmal nur schwer bekommen.“ Er reichte dem Portier ein Trinkgeld und drückte das Gaspedal durch.
Anna musterte ihn zornig. War das jetzt ein Witz gewesen? Es könnte genauso gut stimmen.
Ihr Temperament kochte schon wieder, und die Schuld dafür lag einzig und allein bei ihr. Sie verabscheute Draco Valenti, trotzdem war sie mit ihm ins Bett gegangen. Sie war eine moderne Frau, aber sie suchte sich ihre Partner sehr genau aus. Sie ging nicht mit Männern ins Bett, die sie verachtete.
Was machte sie hier eigentlich brav neben ihm im Auto, nur weil er es so angeordnet hatte? Sie wusste nicht einmal, wohin sie überhaupt fuhren. Und warum hatte sie auf ihre Uniform verzichtet, nur weil er es so gewünscht hatte?
Das Größte, warum überhaupt, aber blieb: Warum hatte sie mit ihm geschlafen?
Weil du es wolltest, meldete sich eine kleine Stimme in ihrem Hinterkopf. Weil er fantastisch aussieht und sexy wie die Sünde ist. Und er hat Humor und ist intelligent. Stimmt, er ist arrogant, aber eigentlich liebst du diese selbstverständliche Arroganz. Du liebst es, dass er dir widerspricht, dass er dich einfach in seine Arme reißt und deine Sichtweise über Männer komplett geändert hat.
„… deine Sichtweise komplett ändern.“ Entsetzt schwang sie zu ihm herum. „Ich wollte damit nicht sagen …“
Verständnislos sah er sie an. Umso besser. Sie hatte den Bezug zur Realität also noch nicht so vollständig verloren, dass sie ihre Gedanken jetzt schon laut aussprach. Fast hätte sie erleichtert aufgestöhnt. „Ich musste nur gerade über etwas nachdenken“, rechtfertigte sie sich vage.
Worüber wohl? Draco kniff abschätzend die Augen zusammen. „Ich weiß, es ist schwierig für dich, aber versuch zur Abwechslung mal, offen an die Sache heranzugehen.“
„Welche Sache?“
„Mein Land in Sizilien.“
„Das den Orsinis gehört.“
Draco schnaubte. Wie hatte er auch nur für eine Sekunde vergessen können, dass sie der consigliere ihres Vaters war?
Einige Minuten vergingen in drückendem Schweigen, dann drehte Anna ihm abrupt das Gesicht zu.
„Das ist nicht der Weg zu deinem Büro.“
„Nein.“
„Wohin fahren wir dann?“
„An einen Ort, an dem wir diese idiotische Angelegenheit ein für alle Mal klären werden.“
„Wenn du dir einbildest, ich lasse mich von dir irgendwohin bringen und dann verführen …“
„Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du eine völlig überzogene Meinung von deinen Reizen hast?“
„Du“, stieß sie durch die Zähne, „bist ein absolut unmöglicher Mensch!“
Dass er lachte, machte sie nur noch wütender. Sie presste die Lippen zusammen und funkelte ihn an. Was würde sie wohl tun, wenn er jetzt an den Straßenrand fuhr, sie in seine Arme zog und küsste, bis ihr Mund wieder weich wurde und ihre Lippen sich für ihn teilten?
Natürlich würde er das nicht tun. Es hatte sich ausgeküsst! Somit war das eine rein hypothetische Frage.
„Ich will wissen, wohin wir …“
„Nach Sizilien.“
„Nach Sizilien? Wir beide?“
Er hatte damit gerechnet, dass der Schock ihre Wut vertreiben würde. „Richtig. Du und ich und der Pilot.“
In diesem Augenblick sah Anna das Hinweisschild. Aeroporto Ciampino. Sie reagierte impulsiv. „Nein! Ich fliege nirgendwo mit dir hin!“
„Wir fliegen nicht irgendwohin, sondern nach Sizilien, consigliere .“
„Lass die Haarspaltereien. Und nenn mich nicht consigliere . Ich bin nicht der consigliere meines Vaters, nicht einmal seine Anwältin. Ich bin einfach nur seine Tochter. Und ich lasse mich nicht von dir nach Sizilien verschleppen.“
„Wow.“ Dracos Stimme triefte vor Sarkasmus. „So viele Informationen in einem Atemzug.“
„Verdammt, Valenti …“
Anna schrie erschreckt auf, als er auf die Bremse trat und den Wagen am Straßenrand zum Stehen brachte. „Offen gesagt interessiert es mich nicht, wie du dich selbst bezeichnest, Lady“, sagte er kalt. „Du bist nach Italien gekommen, um einen Job
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