Julia Extra Band 348
arbeiteten für ihn, er konnte nicht einfach …
Moment! Was hatte Anna über ihre Arbeit gesagt? Eine Besenkammer, Klienten, die alles, was nicht niet- und nagelfest war, mitgehen ließen, ein kleines Apartment. Und wenn sie ein besseres Angebot bekam? Von einer renommierten Anwaltskanzlei?
Draco wusste, was er zu tun hatte. Vorsichtig hob er ihren Arm von seiner Brust, stand auf, stieg in seine Hose und ging in sein Arbeitszimmer.
Zwei Stunden später war alles geregelt. Es würde kein Pendeln zwischen den Küsten geben.
In ein paar Tagen würde sich ein Headhunter mit Anna Orsini in Verbindung setzen und ihr das Angebot einer der bekanntesten Kanzleien in San Francisco unterbreiten – der Kanzlei, die für Draco arbeitete. Der Headhunter würde ihr erklären, dass man die Zahl der pro bono – Fälle aufstocken wolle und daher einen auf diesem Gebiet erfahrenen Anwalt brauche. Man würde ihr das Vierfache ihres bisherigen Honorars anbieten und eine Firmenwohnung, was nicht unüblich war. Zufälligerweise würde diese Wohnung im gleichen Gebäude liegen wie Dracos.
Eigentlich würde er ja viel lieber mit ihr zusammenwohnen, aber er kannte seine Anna. Sie schätzte ihre Unabhängigkeit. Selbst wenn sie die meiste Zeit bei ihm verbringen würde, brauchte sie ihr eigenes Apartment. Sie musste allerdings nicht wissen, dass ihm das Apartment gehörte und sie nur einen Bruchteil der Miete zahlen würde, die er normalerweise dafür verlangte. Selbst mit dem neuen Honorar könnte sie sich die Wohnung nicht leisten, und er wollte ihr keine Ausrede lassen, um nicht in seiner Nähe zu sein.
Allmählich meldeten sich erste Zweifel bei Draco. Wenn Kalifornien ihr nun nicht gefiel? Oder sie gar nicht mit ihm leben wollte? Nun, natürlich nicht für immer, schließlich währte nichts ewig.
Obwohl … manche Dinge schon. Vielleicht wollte er mehr von ihr als nur den Umzug an die Westküste. Vielleicht ging es ihm nicht nur darum, dass er sie wollte, sondern dass er sie brauchte.
Darum, dass er sie …
Dio , in seinem Kopf drehte sich alles. Hatte er zu impulsiv gehandelt? Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. Er konnte nicht mehr klar denken. Er brauchte dringend einen Kaffee. Und einen Grappa. Genau. Ein anständiger Grappa wirkte Wunder.
Auf bloßen Füßen ging er durch das stille Haus und holte die Flasche Grappa aus dem Barschrank im Wohnzimmer. Es klingelte, als er ein Glas für sich einschenkte. Er reagierte nicht, schließlich wusste er, was es war – das Fax seines Anwalts, das die Arrangements bestätigte: Annas neue Stelle, ihr neues Apartment, die reduzierte Miete.
Draco trank einen großen Schluck. Er hatte das Richtige getan.
Von wegen. Er hatte das Dümmste getan, was man sich vorstellen konnte! Wie hatte er ein solches Lügengespinst weben können?! Man belog die Frau nicht, die man liebte. Und er liebte Anna. Er wollte sie nicht als seine Geliebte, sondern er wollte den Rest seines Lebens mit ihr verbringen. Er wollte, dass sie …
Der Faustschlag traf ihn so hart, dass das Glas mit dem Grappa durch die Luft flog. Draco schwang herum – und sah die Frau, die er liebte, bebend vor Wut vor sich stehen. In der anderen Hand hielt sie mehrere Faxseiten.
„Du mieser Widerling!“
„Anna, ich weiß, wie das aussehen muss, aber … per favore , hör mir zu, bellissima .“
„Es hat sich ausge bellissima t! War das von Anfang an der Plan? Du wolltest testen, ob ich dir als Geliebte genüge, und falls ja, mich nach Kalifornien locken?“
„Mir ist klar, dass es den Anschein haben muss, aber …“
„Hast du die Arrangements für einen neuen Job und eine neue Wohnung für mich getroffen oder nicht?“
„Ja. Aber …“
„Wie konntest du glauben, ich würde mich je in die Rolle der Geliebten fügen?“
„Ich habe einen Fehler gemacht, ich weiß. Ich wollte dich auf keinen Fall verlieren.“
„Du meinst, du wolltest mich besitzen.“ Ihre Stimme brach. „Was für ein Idiot ich doch war! Ich habe tatsächlich gedacht, dass du … dass ich …“
Sie drehte sich auf dem Absatz herum, rannte ins Schlafzimmer und verschloss die Tür.
„Anna!“
Draco trommelte gegen die Tür, doch sie blieb verschlossen, bis sie von innen wieder aufgerissen wurde. Anna war vollständig angezogen – Jeans, T-Shirt, Turnschuhe. In der einen Hand hielt sie ihre Reisetasche, von ihrer Schulter baumelte die lächerlich ausgebeulte Aktentasche.
„Ich habe ein Taxi bestellt. Bitte öffne die Tore für
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