Julia Extra Band 348
der Brüder.
„In Italien verlangt es die Ehre, dass man die Erlaubnis der Familie einholt, bevor man um die Hand einer Frau anhält.“
In einem der grimmigen Gesichter zuckte ein Muskel. „Deshalb bist du hier? Du willst Anna heiraten und erwartest jetzt von uns, dass wir sie überreden?“ Alle vier brachen in bellendes Gelächter aus. „Würdest du unsere Schwester kennen, wüsstest du, dass niemand ihr sagen kann, was sie zu tun hat.“
„Das ist ja eine der Eigenschaften, die ich an ihr liebe“, sagte Draco leise. „Nein, ich werde sie schon selbst fragen.“
„Warum sollte sie deinen Antrag annehmen?“
„Weil ich sie anbete. Und weil sie mich liebt.“ Nichts, keine Reaktion. Draco kniff die Augen zusammen. „Ich weiß, dass sie mich liebt. Darum hat sie auch so reagiert, als sie herausgefunden hat, was ich getan habe.“
„Der Bastard hat in aller Seelenruhe da gestanden und sich angeguckt, wie unsere Schwester sich die Augen ausweint.“
„Anna hat nicht geweint.“ Draco machte eine Pause. „Sie hat mich geschlagen.“
Genauso abrupt, wie das Gelächter aufbrandete, verstummte es wieder.
„Was ist, wenn wir nein sagen und du unsere Einwilligung nicht bekommst? Was dann?“
Das reichte jetzt. Draco drückte den Rücken durch. „Dann, so fürchte ich, werde ich einen nach dem anderen von euch herausfordern und in einem ehrlichen Kampf besiegen. Und wenn ich dann als Einziger noch stehe, werde ich zu Anna gehen und mein Herz und mein Leben in ihre Hände legen.“
Das Schweigen, das folgte, war das Schlimmste, was Draco je hatte ertragen müssen. Und dann, wie auf Befehl, grinsten Annas Brüder plötzlich, schüttelten ihm die Hand, stellten sich nacheinander vor, wünschten ihm viel Glück und schickten ihn auf den Weg.
Keine der Farben passte. Das war alles, worüber Anna redete, als sie endlich mit dem Weinen aufgehört hatte. Auf Izzys Fragen ging sie nicht ein. Schließlich warf Izzy entnervt die Hände in die Luft und erklärte, dann würde sie eben noch einmal losziehen und andere Farbmuster besorgen.
Gut. Das bot Anna die Gelegenheit, sich zusammenzunehmen. Eine halbe Stunde ohne Izzy, in der sie sich sammeln konnte.
Doch scheinbar war Izzy der Meinung, dass sie Anna besser nicht allein lassen sollte, denn keine fünf Minuten später klingelte es bereits wieder an der Wohnungstür.
Anna zog die Tür schwungvoll auf. „Nein, ich werde mich nicht für das Mandarin-Rot entscheiden …“ Verdattert riss sie die Augen auf. „Draco?“
Zwei Dinge passierten gleichzeitig. Anna ballte die Faust, weil sie Draco einen Kinnhaken verpassen wollte. Draco murmelte ihren Namen und zog sie in seine Arme. Nach einem Sekundenbruchteil des Zögerns wisperte Anna seinen Namen und schmiegte sich an ihn.
Er küsste sie immer und immer wieder, auf die Lider, auf die Nasenspitze, auf die Lippen. Oh, ihre wunderbaren Lippen, die noch viel süßer waren, als er sie in Erinnerung hatte.
„Anna, bellissima . Mi amante, ti amo, ti adoro “, murmelte er ergriffen.
Anna sprach nicht viel Italienisch, aber sie verstand auch so, was er sagen wollte. „Ich liebe dich auch“, flüsterte sie. „Ich habe dich so schrecklich vermisst.“
„Mein Leben und mein Herz waren leer ohne dich.“
„Diese katastrophale Nacht …“
„Ich hatte solche Angst, dich zu verlieren. Und ich hatte Angst, dich festzuhalten. Ich hielt die Liebe immer für ein Märchen, an das nur Narren glauben.“
„Und ich dachte, die Liebe dient nur dazu, eine Frau unter der Knute des Mannes zu halten.“
Draco küsste sie wieder. „Wir haben uns beide geirrt, bellissima .“
„Ja, das haben wir.“
Nach einem tiefen Atemzug ließ Draco sich vor Anna auf ein Knie nieder. „Geliebte Anna, willst du mir die Ehre erweisen und meine Frau werden?“
Das Lächeln auf ihren Lippen war das Schönste, was er je in seinem Leben gesehen hatte. „Ja“, erwiderte sie strahlend, „das will ich.“
Draco holte einen Ring aus seiner Jackentasche und steckte ihn Anna an den Finger. Es war ein Ring mit dem Valenti-Wappen, nachgebildet aus Saphiren und Diamanten.
„Er ist wunderschön“, wisperte sie. „Ich werde mich immer geehrt fühlen, ihn zu tragen.“
Draco richtete sich auf und küsste sie, bis die Welt um sie beide herum versank.
Keiner von ihnen hörte Isabella durch die offen stehende Tür in die Wohnung kommen, keiner bemerkte etwas davon, dass Izzy sich eiligst wieder zurückzog.
Als sie die Tür leise hinter
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