Julia Extra Band 348
mögen uns.“
„Aber wir kennen uns kaum.“ Er wich ihrem Blick aus. „Wir hatten Sex, mehr nicht.“
„Ich dachte, zwischen uns sei mehr.“
Er stieß leise einen Fluch aus. „Das ist genau der Grund, warum ich der Versuchung nicht nachgeben wollte. Wir wussten beide, dass es zum Scheitern verurteilt ist.“
Tränen stiegen ihr in die Augen. Verärgert wischte sie sie weg. Sie wollte nicht weinen. Soeben hatte sie in Aliz eine zweite Chance erhalten, und sie sollte glücklich sein und triumphieren. Stattdessen fühlte sie sich einsam und verzweifelt.
„Ich hätte dich nicht für einen Feigling gehalten, Raj.“
Seine Augen funkelten wild. „Spar dir die Mühe, ich weiß, was du damit bezwecken willst. Hast du mir denn nicht zugehört? Ich kann mit Begriffen wie ‚Zuhause‘ und ‚Familie‘ nichts anfangen. Und ich werde dir keine falschen Hoffnungen machen, nur weil ich süchtig nach dir bin.“
Auch wenn er ihr gestand, dass er süchtig nach ihr war, reichte das für ein gemeinsames Leben nicht aus. Es war ihm also doch nur um Sex gegangen. Die Erkenntnis war äußerst schmerzhaft. „Du willst es noch nicht einmal versuchen?“, fragte Veronica.
„Nein!“ Die Antwort klang bestimmt. „Glaube mir, ich weiß, wer ich bin. Am Ende würde ich dir nur wehtun, wenn ich versuchen würde, jemand zu sein, der ich nicht bin.“
„Wie schön, dass du deine eigenen Behauptungen nie infrage stellst!“, sagte sie wütend und kam auf ihn zu. „Wenn du so schlau bist, warum hast du dann nicht von Anfang an nein zu mir gesagt? Du hättest uns beiden eine Menge Kummer ersparen können.“
Als wolle er sich ergeben, hob er die Hände. „Du hast recht, ich hätte Nein sagen sollen. Aber ich bin auch nur ein Mensch. Und manchmal will ich eben etwas, obwohl ich weiß, dass es für mich verboten ist.“
„Nach allem, was ich dir anvertraut habe …“ Sie brachte den Satz nicht zu Ende.
„Ich bin nur ein Mann, und du bist eine verdammt sexy Frau. Nur ein Heiliger hätte die Finger von dir lassen können.“
Wütend funkelt sie ihn an. „Ich habe dir vertraut. Als ich mein Baby verloren habe, war es das Schlimmste, was mir je passiert ist. Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals wieder Gefühle entwickeln würde …“
Sie presste eine Hand an die Brust und sprach nicht weiter.
„Veronica, du brauchst mich nicht“, sagte er leise. „Du bist stark und mutig genug, um allein mit allem fertig zu werden. Und eines Tages wirst du finden, was du dir wünschst.“
„Da bin ich mir nicht so sicher“, erwiderte sie. „Ich wusste ja auch, dass es so kommen musste. Und vermutlich ist es wirklich besser so. Wenn du die Wahrheit über mich wüsstest, würdest du mich sowieso nicht mehr wollen.“
„Die Wahrheit?“, fragte er verwundert.
Warum sich jetzt noch verstecken? Sie sah ihm fest in die Augen. „Es ist meine Schuld, dass ich das Baby verloren habe. Selbst wenn du eine Familie wolltest, wäre ich nicht die Richtige.“
Zu ihrer Überraschung fluchte er. „Ich habe genug Zeit mit dir verbracht, um zu wissen, dass das nicht stimmen kann. Ganz gleich, was du dir auch einreden magst, du bist auf gar keinen Fall schuld an der Fehlgeburt.“
Der Kummer nagte schwer an ihr. „Erzähl mir nicht, dass ich nicht schuld bin! Du warst nicht dabei. Ich wusste nicht, dass ich schwanger war. Ich bin bis spät in die Nacht ausgegangen, habe Cocktails getrunken und mich amüsiert. Als ich von der Schwangerschaft erfahren habe, war es bereits zu spät.“
Beruhigend legte er ihr die Hände auf die Schultern. „Eine Frau verliert ihr Baby nicht, weil sie einmal zu viel Alkohol trinkt. Hast du noch nie eine Drogenabhängige mit einem Baby gesehen? Meist kommt das Baby mit gesundheitlichen Schäden auf die Welt, aber es lebt. Ein Cocktail verursacht keine Fehlgeburt.“
Der Schmerz nahm ihr fast den Atem. „Was weißt denn du schon davon!“
Seine Gesichtszüge wurden hart, in seinen Augen funkelte es. „Doch. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Meine Mutter war drogenabhängig. Nicht, als ich auf die Welt kam, aber später. Ich habe andere Frauen gesehen, die ebenfalls abhängig waren. Selbst die haben ihre Babys nicht verloren, obwohl sie Drogen genommen haben.“
Aus Angst, in Tränen auszubrechen, presste sie die Lippen zusammen. Gern hätte sie ihm geglaubt. Auch die Ärzte hatten ihr damals erklärt, dass es nicht ihre Schuld gewesen sei und sie so oder so eine Fehlgeburt erlitten hätte. Sie
Weitere Kostenlose Bücher