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Julia Extra Band 348

Julia Extra Band 348

Titel: Julia Extra Band 348 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Lynn Raye Harris , Sandra Marton
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du nicht?“ Emma zupfte ein letztes Mal an dem seidenen Saum.
    „Ich kann da unmöglich hingehen, ich bin schließlich eine Kellnerin, keine Salondame. Ich kann mich nicht bei irgendeinem dubiosen russischen Milliardär einschleimen, nur weil du hoffst, dass er dir vielleicht nützlich sein könnte. Und dann auch noch in so einem Kleid! Ich komme mir ja wie nackt vor. Reicht dir das immer noch nicht?“
    Emma nahm die Stecknadel aus dem Mund. „Willst du jetzt endlich mal aufhören! Natürlich kannst du. Du tust uns beiden einen Gefallen damit. Ich erhalte eine Gelegenheit, einem der reichsten Männer der Welt ein Kleid aus meiner Kollektion vorzuführen, und du gehst zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder aus. So eine Chance bekommt man nicht oft, glaub mir, Zara. Nikolai Komarov ist unter anderem Besitzer einer eleganten Modehauskette mit Filialen in aller Welt, und er liebt schöne Frauen. Er kann sich glücklich schätzen, wenn ich eine Kollektion für ihn entwerfe oder seine momentane Geliebte einkleide, er weiß es bloß noch nicht.“
    Zara schaute mehr als zweifelnd auf das aufgeschlagene Klatschmagazin, das ein Foto des blendend aussehenden russischen Oligarchen zeigte. „Und wenn ich es schaffe, mit ihm ins Gespräch zu kommen, soll ich ihm deine Visitenkarte geben?“
    „Na ja … klar.“
    „Also, ich weiß wirklich nicht …“
    „Ach, jetzt stell dich nicht so an, was ist schon dabei? Das nennt man in der Geschäftswelt ‚Netzwerke knüpfen‘, und du tust schließlich niemandem damit weh. Außerdem kommst du endlich mal wieder unter Leute. Wie lange ist es her, seit du zum letzten Mal Spaß hattest?“
    Spaß? Zaras Finger umschlossen das kleine, mit Federn besetzte Etwas fester, das ihr als Abendhandtasche dienen sollte. Weil die Freundin eben einen Nerv getroffen hatte. Und vielleicht war dieser Nerv ja empfindlicher als gedacht. Sie war wirklich schon seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr aus gewesen. Die Krankheit ihrer geliebten Patentante hatte sich so lange hingezogen, dass deren Tod schließlich für alle Beteiligten eine Erlösung gewesen war.
    Viele Monate war das Krankenzimmer der Mittelpunkt von Zaras Welt gewesen. Da ihre Patentante – die nicht blutsverwandt mit ihr war – sie nach dem Tod ihrer Eltern bei sich aufgenommen und großgezogen hatte, war Zara ohne zu zögern bereit gewesen, ihr Studium abzubrechen, um die Frau zu pflegen. Nur ihren Job bei der Cateringfirma von Emmas Mutter hatte sie behalten, weil sich immer mehr Arzt- und Apothekenrechnungen angehäuft hatten, die irgendwie bezahlt werden mussten.
    Doch nachdem schließlich alles vorbei gewesen war, hatte Zara sich einsam und verlassen gefühlt. Aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte sie es nicht geschafft, zu dem unbekümmerten Studentendasein zurückzukehren … vielleicht war dafür in ihrem Leben einfach zu viel passiert. Außerdem hatten sich Schulden angesammelt, die bezahlt werden mussten, und sie war fest entschlossen, das kleine Haus, das sie von ihrer Tante geerbt hatte, nicht zu verkaufen. Deshalb wusste Zara, dass sie sich irgendetwas einfallen lassen musste. Die Zukunft, die vor ihr lag, war ungewiss, und das war kein angenehmer Gedanke.
    „Jetzt komm schon, Zara“, begann Emma wieder auf sie einzureden. „Warum denn nicht mal für eine Nacht Aschenputtel spielen und alle Sorgen wegtanzen? Ganz davon abgesehen, dass du mir damit einen riesigen Gefallen tust.“
    Zara lächelte trocken. Schöne Vorstellung. Wie viel leichter wäre das Leben, wenn man seine Sorgen einfach so wegtanzen könnte … Aber irgendwie hatte Emma ja auch recht. Was sprach eigentlich dagegen, sich ein bisschen abzulenken? Oder wollte sie ernsthaft behaupten, dass es ihr Spaß machte, schon wieder einen Abend vor einem Stapel mit unbezahlten Rechnungen zu verbringen?
    „Also gut.“ Zara straffte die Schultern und warf einen letzten Blick in den Spiegel. „Ich gehe. Ich werde es genießen, dieses traumhafte Kleid zu tragen und den Champagner ausnahmsweise einmal selbst zu trinken, statt ihn zu servieren. Und ich werde diesem russischen Milliardär auf jeden Fall deine Visitenkarte in die Hand drücken.“
    „Perfekt. Und keine Sorge, die Mädels aus deiner Crew wissen Bescheid, von da droht also keine Gefahr. Aber jetzt geh schon endlich!“
    Emma steckte ihr noch ein paar Pfund für die Fahrt zu, dann verließ Zara auf zu hohen Absätzen das kleine Atelier. Und kurz darauf saß sie auch schon im Taxi, obwohl

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