Julia Extra Band 358
dabei seinen Blick. „Nicht mehr als sonst.“
Daniel lächelte. „Wenn du mir dein Handy nicht gibst, lasse ich mir den ganzen Tag Zeit.“ Herausfordernd fügte er hinzu: „Es hat etwas für sich, die Dinge langsam angehen zu lassen …“
Stirnrunzelnd hob sie einen Stapel Unterlagen hoch, zog ihr Handy hervor und ließ es in seine Hand fallen.
Er lächelte noch breiter. „Und? War das jetzt so schwierig?“
Nachdem er seine Nummer gespeichert hatte, schickte er sich selbst von ihrem Handy aus eine SMS, damit er ihre Nummer hatte. Anschließend hielt er ihr die ausgestreckte Hand mit dem Telefon entgegen.
Seufzend nahm sie es. Als ihre Nägel dabei die Handinnenfläche streiften, durchzuckte es ihn heiß. Er schloss die Finger um ihre, woraufhin sie scharf einatmete und ihm in die Augen blickte.
„Warum bin ich dir wohl gefolgt, Jo?“
„Das hast du mir schon gesagt.“
„Weil ich mein Gewissen nicht auch noch damit belasten möchte, wenn dir etwas passiert. Stimmt, aber das habe ich gesagt, nachdem ich dich gefunden hatte.“ Daniel lockerte ein wenig seinen Griff und strich ihr mit dem Daumen über den Handrücken, während er den Arm auf den Tisch legte. „Und jetzt überleg mal, warum ich dir überhaupt gefolgt bin.“
„Du bist ein Cop und ein Marine, und dein ganzes Leben gründet auf einem Pflichtgefühl deinen Mitmenschen gegenüber. Du wolltest der Sache auf den Grund gehen, weil ich deiner Familie nahestehe.“
Er nickte. „Das habe ich mir zumindest eingeredet.“
Jo entzog ihm ihre Hand und hob das Kinn. „Natürlich weiß ich deine Besorgnis zu schätzen …“
„Besorgnis ist es auch“, räumte er ein, während er ihr Telefon auf den Tisch legte. „So, wie du um mich besorgt warst, als ich neulich auf der Brücke meinen Sicherungsgurt geöffnet habe.“
Nun machte sie eine finstere Miene. „Das war vielmehr Fassungslosigkeit über deine Dummheit und Wut über deine Rücksichtslosigkeit gegenüber den Menschen, denen du wichtig bist.“
„Es hätte dir also nichts ausgemacht, wenn ich abgestürzt wäre.“
„Doch, natürlich. Du weißt schließlich, was du deiner Familie damit angetan hättest.“
„Aber dir wäre es egal gewesen.“
„Lass uns das Thema beenden.“ Aufgebracht nahm sie ihr Telefon vom Tisch und knallte es auf den Stapel Unterlagen, bevor sie wieder aufs Display blickte. „Verschwinde.“
Daniel atmete tief durch. „Ich glaube, wir streiten uns schon seit unserer ersten Begegnung, aber wir kennen uns jetzt fast sechs Jahre. Es ist schwierig, sich nicht um jemanden zu sorgen, der schon so lange da ist. Wenn etwas passiert, wird einem klar, welche Lücke er in seinem Leben hinterlässt. Und mir wäre es lieber, wenn du damit klarkommen würdest, falls ich nicht mehr zurückkehre.“
Ihre schmalen Finger verharrten über der Tastatur, während Jo den Blick in die Ferne richtete. Unterdessen versuchte er herauszufinden, ob er seine Worte bereute. Vermutlich sollte er es, und sei es nur, weil es erklärte, dass sie zum zweiten Mal in seinem Albtraum aufgetaucht war.
„Warum sagst du so etwas?“
Sie sprach so leise, dass er sie wegen des Geräuschpegels im Coffeeshop kaum verstehen konnte. Angestrengt überlegte er, was er antworten sollte.
Sie beide dazu zu bringen, dass sie akzeptierten, wohin die gegenseitige Anziehungskraft unweigerlich führen würde, war eine Erklärung. Vielleicht hielt er sich auch deswegen zurück. Wäre er nicht davon besessen gewesen, dort weiterzumachen, wo sie aufgehört hatten, hätte er noch etwas schlafen können, bevor er sich auf die Suche nach Jo machte.
Dafür war es jetzt zu spät …
Er versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken. Er musste sich eingestehen, dass er körperlich irgendwann an seine Grenzen stoßen würde. In seinem Job konnte er sich genauso wenig über mangelnde Adrenalinzufuhr beklagen wie in Jos Nähe. Aber abgesehen davon fühlte er sich völlig ausgelaugt und war nur noch ein Schatten seiner selbst.
„Du hast mich gefragt, ob ich es nicht langsam satthabe …“ Mehr konnte er nicht sagen, ohne zu viel zu verraten. „Vielleicht hattest du recht.“ Nachdem er den Deckel wieder auf seinen Becher getan hatte, stand Daniel auf. „Da ich heute Morgen von einem Kollegen die halbe Schicht übernommen habe und um vier wieder zum Dienst antreten muss, lege ich mich jetzt lieber noch mal hin.“
„Wenn ich Hilfe brauche, rufe ich dich an.“ Erwartungsvoll zog sie die Brauen hoch.
„Du
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