Julia Extra Band 358
Gelegenheit ausnutzen. Schnell nahm sie ein Kissen vom Sofa, presste es sich vors Gesicht und schrie ihren ganzen Frust hinaus.
5. KAPITEL
Sosehr ich den Sommer auch liebe, so faszinierend finde ich die Farbenpracht des Herbstes. Wenn man jetzt tief einatmet, nimmt man selbst in der Stadt wahr, dass etwas Spektakuläres bevorsteht.
Es war der heißeste Kuss seines Lebens gewesen, und Daniel hatte ihn seitdem unzählige Male wieder durchlebt.
Und dass es Jo gewesen war, spielte keine Rolle mehr, vor allem wenn er bedachte, wie er auf den Anblick der Schachtel neben ihrem Verbandskasten reagiert hatte. Es war ihm schwergefallen, sie nicht mitzunehmen und Jo zu fragen, mit wem sie diese Kondome benutzte.
Wütend hatte er die Schranktür zugeknallt und sich geschworen, dass es in naher Zukunft nur einen Mann geben würde, bei dem sie sie anwandte. Mit den roten Stilettos mochte sie unwillkürlich sein Interesse geweckt haben, aber in der U-Bahn hatte sie genau gewusst, was sie tat. So, wie er wusste, was passieren würde, wenn sie seine Gefühle erriet und es ausnutzte.
Als er die schweren Geschütze aufgefahren hatte, hatte er leider festgestellt, dass sie Guerillataktiken anwandte. Sie hatte ihn getroffen, sich dann hinter ihrer Maske verborgen und noch einmal zum Schlag ausgeholt, als er einen Waffenstillstand eingeläutet hatte, indem er nett zu ihr gewesen war.
Und daran waren nur diese verdammten Stiefel schuld!
Er ging davon aus, dass er einen erfolgreichen Gegenangriff gestartet hatte, bevor er ihre Wohnung verlassen hatte. Jo war wütend, weil er sie geküsst hatte. Und vermutlich auch, weil sie seinen Kuss erwidert hatte. Aber sie hatte ihm zu verstehen gegeben, dass sie es durchaus wieder zulassen würde. Und da er sich dabei nicht gerade mit Ruhm bekleckert hatte, würde er es beim nächsten Mal wiedergutmachen müssen.
Daniel betrat den Coffeeshop durch die Tür, die am weitesten von ihrem Tisch entfernt war. Während er auf den Kaffee wartete, betrachtete er Jo aus sicherer Entfernung. Heute Morgen trug sie einen Pferdeschwanz. Als er den Blick tiefer schweifen ließ, fiel ihm ihr weißes, tief ausgeschnittenes Kleid ins Auge. Es war so kurz, dass er sich fragte, ob vielleicht Stoffknappheit in der Welt herrschte. Als er sich erinnerte, wie weich ihre Schenkel waren, sah er schnell weg, denn den Anblick ihrer Schuhe hätte er sicher nicht ertragen können.
„Es wäre ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein“, meinte Jo leise, als er einen Becher neben ihren Laptop stellte und sich ihr gegenübersetzte.
„Hast du mich vermisst?“
„Wie wär’s, wenn du mal für mehr als zweiunddreißig Stunden verschwinden würdest? Ein Jahrzehnt wäre nicht schlecht.“
Nachdem er den Deckel von seinem Becher genommen hatte, sah er sie forschend an und wartete ab, wie lange es dauern würde, bis sie nachgab. Irgendwann gähnte sie und hielt sich dabei die Hand vor den Mund.
„Hast du dich gestern Abend wieder auf die Suche nach Jack gemacht?“, fragte er. Ihr Schweigen deutete er als Ja. „Ich dachte, wir wären übereingekommen, dass du nicht mehr allein losziehst.“
„Daran kann ich mich nicht erinnern.“
Nun streckte er ihr die Hand entgegen. „Gib mir dein Handy.“
„Was willst du damit?“
„Meine Nummer einspeichern. Wenn du das nächste Mal so spät hinmusst, rufst du mich an.“
„Bestimmt nicht.“
Die Ellbogen auf den Tisch gestützt, trank Daniel einen Schluck Kaffee.
„Mach von mir aus weiter, bis du einen Krampf bekommst. Ich gebe dir mein Handy nicht.“ Jo blickte wieder aufs Display. „Ich brauche keinen Bodyguard. Außerdem kannst du nicht alles fallen lassen und mir zu Hilfe eilen, wenn du im Dienst bist, oder?“
„Dann kann Tyler dich begleiten.“
„Wie gesagt, ich brauche keinen Bodyguard. Und wenn ich ihn anrufen wollte, bräuchte ich nur die Kurzwahltaste zu drücken.“
Er runzelte die Stirn, als er seinen Bruder mit der Schachtel in ihrem Badezimmerschrank in Verbindung brachte. „Gib mir das verdammte Telefon, Jo.“
Sein scharfer Tonfall veranlasste sie, ihn wieder anzusehen. „Ich kann auf mich selbst aufpassen“, erwiderte sie überraschend sanft.
„Wenn es dir hilft, rede dir einfach ein, dass du die Nummer ja nicht wählen musst.“
Sie hob das Kinn und überlegte. „Ich schätze, du gehst nicht gleich, wenn du die Nummer gespeichert hast, oder?“
„Hast du ein Problem damit, dass ich hier bin?“
Jo zuckte die Schultern und mied
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