Julia Extra Band 359
verdrängte sie diese unangenehmen Überlegungen, denn sie und Sergej waren zusammen und amüsierten sich.
„Wie wäre es mit einer Tour durch das Haus?“
„Mit Vergnügen.“
Er führte sie herum. Erst jetzt kam Clementine so richtig zu Bewusstsein, wie verschieden die Dimensionen waren, in denen sie beide sich bewegten. Sie stellte sich vor, er würde sie in London besuchen, in ihrer Zweizimmerwohnung, die sie sich mit einer Freundin teilte. Bei diesem Gedanken musste sie lachen.
„Was amüsiert dich denn so, kisa ?“
„Ach – nur wegen all dem hier. Was tut ein einfaches Mädchen wie ich im Sommerhaus eines russischen Milliardärs, frage ich mich.“
„Die Aussicht genießen?“, antwortete er schlagfertig. „Und den Luxus“, fügte er lächelnd hinzu. „Den Pool, den Tennisplatz, den Billardraum, das Heimkino und natürlich den Atlantischen Ozean.“
„Aber dieses Haus ist riesig! Du kannst unmöglich allein hier wohnen.“
„Ich nutze es, um im Sommer Gäste zu empfangen. Außerdem bin ich nicht alleine hier. Du bist doch da.“
Clementine verbarg, wie sehr diese Bemerkung sie freute. Manchmal ist er wirklich süß, dachte sie. Seit dem Gespräch nach dem Besuch im Boxstudio hatte er sich als Traummann erwiesen. Er war der perfekte Gentleman, nahm sich Zeit für sie, war höflich und einfühlsam. Fast ließ er sie vergessen, dass es sich bei ihrem Zusammensein nur um eine Art Urlaub handelte.
Andererseits hatte er angedeutet, dass er mehr wollte. Sie wagte es jedoch nicht, der Sache zu trauen. Sie wusste, solange er sie unterhaltsam fand, würde er sie behalten wollen, aber dann wäre es vorbei.
Sie war immer noch in ihre düsteren Gedanken vertieft, als Sergej ihr mitteilte, er müsse ein paar Telefonate führen. Selbst am Wochenende kam erst die Arbeit. Also begann sie, das Haus auf eigene Faust zu erforschen.
Zuerst betrat sie die hochmoderne Küche, an der auch ein Viersternekoch seine Freude gehabt hätte. Sie öffnete Schränke und Schubladen, um die Vorräte zu begutachten, und überlegte, was sie zum Abendessen zaubern könnte. Eines wurde ihr allmählich klar, zu fürchten hatte sie nicht weibliche Konkurrenz, sondern Sergejs Arbeit. Das bedeutete, wenn sie bei ihm bleiben wollte, würde sie einen Job finden müssen. Daher kam es ihr sehr gelegen, dass seine Firma, die Marinov Corporation, gerade ein riesiges Imageproblem hatte.
Sie war der Modebranche überdrüssig und brauchte eine richtige Herausforderung, aber vor allem wollte sie Sergej zeigen, dass sie, sein derzeitiges sexy Girl, mehr zu bieten hatte als lediglich einen Luxuskörper.
Sergej betrat die Küche, nur mit Shorts bekleidet.
„Komm, wir gehen schwimmen, kisa .“
„Ich habe keinen Badeanzug dabei“, antwortete sie enttäuscht.
„Dafür ist gesorgt.“
„Wenn du glaubst, ich würde irgendwas von einer deiner Verflossenen anziehen, dann täuschst du dich.“
Er warf ihr einen unergründlichen Blick zu. „Ich habe einen Designer beauftragt, eine Sommergarderobe für dich zu liefern. Deine Größe kenne ich ja inzwischen.“
„Du hast Kleider für mich gekauft?“
„ Da – ich bin dein Märchenprinz.“
Unschlüssig sah Clementine ihn an. Offensichtlich amüsierte er sich köstlich über ihr ungläubiges Gesicht. Sie durfte dem Ganzen nicht allzu viel Gewicht beimessen. Entspanne dich, redete sie sich zu.
„Ich warte immer noch auf die Strafpredigt“, zog Sergej sie auf.
„Da kannst du lange warten.“
Im Meer zu schwimmen, das hatte sie in London vermisst. Immerhin war sie sozusagen am Strand aufgewachsen. Clementine wählte aus der Kollektion, die Sergej für sie geordert hatte, einen schicken Badeanzug aus und warf sich mit ungestümer Begeisterung in die Wellen.
Nun lernte sie diesen Mann von einer völlig neuen Seite kennen. Er tobte ausgelassen mit ihr im Wasser herum, als wäre eine Riesenlast von ihm abgefallen.
„Sergej“, begann sie, als sie nebeneinander am Strand lagen, „ich habe über deinen Vorschlag nachgedacht. Ich meine über den, als du meintest, ich solle noch länger bleiben.“
„Klingt verheißungsvoll“, murmelte er und zog sie an sich. „Sprich weiter.“
„Ich habe gedacht, vielleicht könnte ich ja für dich arbeiten. Du hast doch sicher eine riesige PR-Abteilung.“
Er sah sie an, als hätte sie ihm einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf geschüttet.
„ Njet! Auf gar keinen Fall.“
„Wieso? Ich bin wirklich gut in meinem Job.“
„Das
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