Julia Extra Band 359
bin ich achtunddreißig und zum Leidwesen meiner Mutter noch immer nicht gebunden.“
„Obwohl es Ihnen nie an Gesellschaft mangelt.“
„Wie ich schon sagte, ich halte nichts davon, mir etwas zu versagen. Das gilt auch für Frauen.“
„Und das ist genau der Grund, weshalb Sie nicht verheiratet sind.“
Beide lachten. Dann hielt er die Hand hoch. „Nur der Vollständigkeit halber: Einmal war ich tatsächlich kurz davor, mein Junggesellen-Dasein aufzugeben.“
Das erzählte er nicht vielen Leuten. Aber mit Rachel konnte man sich gut unterhalten. Außerdem hatte sie ihm ja auch schon genug aus ihrem Privatleben anvertraut, da erschien es ihm nur fair.
Sie blieb stehen. „Wirklich? Wann denn?“
„Vor langer Zeit. Damals, als ich noch jung und romantisch war.“
„Ich glaube, Sie sind immer noch sehr romantisch.“
„Ach ja?“ Aufmunternd lächelte er sie an, und sie verdrehte die Augen. Nach und nach schwand ihre professionelle Fassade. Ihm gefiel die Frau, die dahinter zum Vorschein kam. Sie hatte Humor und strahlte eine Wärme aus, die er ebenso anziehend fand wie ihre langen Wimpern und die vollen Lippen.
„Wie lange sind Sie zusammen gewesen?“
„Wir sind uns in der Einführungswoche im College begegnet und während der vier Jahre dort zusammengeblieben. Meine Mutter und meine Schwester mochten sie sehr.“
„Das macht es sicher schwer. Meine Mutter und meine Schwester hatten nie viel für Matthew übrig. Darf ich fragen, was passiert ist?“
„Kendra und ich hatten unterschiedliche Zukunftsvorstellungen. Ich wollte die Fortuna-Verlagsgruppe gründen. Sie dagegen war der Meinung, dass ich nicht arbeiten müsste. An dem Tag, an dem ich die Vertragsgespräche zum Kauf einer kleinen Zeitschrift aufnahm, die seitdem zum Aushängeschild der Fortuna-Gruppe geworden ist, hat sie mir meinen Ring zurückgegeben.“
Einen Moment lang schwieg Rachel, ehe sie Tony die Hand auf den Arm legte. „Selber schuld.“
„Dasselbe könnte man auch von Ihrem Exmann sagen, oder?“
Da sie ihren Wagen erreicht hatten, wandte Rachel sich um. Sie presste den Mund zusammen. „Er hatte eine Affäre mit seiner Sekretärin.“
„Was für ein Klischee“, antwortete Tony.
„Oh, das Klischee schlechthin.“ An die Fahrertür gelehnt, verschränkte sie mit einem ironischen Lächeln die Arme.
„Ah, die Sekretärin ist blond und jünger als Sie.“ Sein Blick blieb an ihrer Brust hängen. „Und üppiger ausgestattet?“
Rachel schien nicht zu bemerken, wohin er schaute. „Richtig.“ Seufzend ließ sie die Arme sinken. „Und ich war offenbar die Letzte, die es mitgekriegt hat. Die Sache lief wohl schon über ein Jahr, als ich eine Rechnung fand.“
„Wofür?“
„Schmuck.“ Empört hob sie die Stimme. „Ausgerechnet!“
„Mistkerl. Aber wenigstens haben Sie die Gewissheit, dass was immer ihr Ex seiner Geliebten gekauft hat, Ihrer eigenen Arbeit weit unterlegen ist.“
Sie lachte verblüfft. „Vielen Dank.“
„Sie sind sehr begabt, Rachel. Das habe ich Ihnen schon oft gesagt. Sie müssen daran glauben.“
„Danke.“ Sie senkte den Blick.
Tony hob ihr Kinn. „Ich könnte Ihnen vieles ermöglichen.“
„W…wie bitte?“
Er lächelte, als ihm klar wurde, in welche Richtung ihre Gedanken gingen. Das auch, dachte er. Aber im Moment wollte er beim Beruflichen bleiben.
„Ich könnte Sie Leuten vorstellen, die Ihre Karriere unterstützen und dafür sorgen würden, dass Sie einen Platz unter den besten Schmuckdesignern der Welt bekommen.“
Ihre Augen wurden groß.
„Sie haben selbst schon daran gedacht?“
„Mehr davon geträumt. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, Tony.“
„Gar nichts. Versprechen Sie mir nur, dass Sie darüber nachdenken werden.“
„Ja, das werde ich“, sagte sie langsam.
„Gut.“
Sanft strich er ihr über den Hals, ehe er seine Hand sinken ließ. Tony war es gewohnt, immer das zu bekommen, was er wollte, weil es ihm aus freien Stücken angeboten wurde. Rachel dagegen bot ihm gar nichts an. Noch nicht. Bei ihr musste er langsam vorgehen. Irgendwann würde aus ihnen mehr werden. Und wenn sie dazu bereit war, würde er ihr nur allzu gern als Lover dienen. Danach würden sie sich in aller Freundschaft wieder trennen, so wie immer.
„Nochmals vielen Dank für die Einladung.“
„Gern geschehen. Und nächstes Mal bestellen Sie sich ein Steak. Man kriegt nicht das, was man will, wenn man nicht danach fragt.“
Sie öffnete die Fahrertür, hielt dann
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