Julia Extra Band 359
Überraschung fragte sie plötzlich: „Dürfte ich etwas von dem Steak probieren?“ Dabei stieg ihr die Farbe in die Wangen.
„Gern.“
Er schnitt ein Stück Fleisch ab und hielt es ihr lächelnd auf seiner Gabel aufgespießt hin.
Rachel nahm den Bissen an. „Mm, wunderbar. Es geht doch nichts über ein gutes Steak.“
„Warum haben Sie dann keins bestellt?“
Sie war verblüfft. „Ich mag Fisch.“
„Weil er Ihnen schmeckt, oder weil er gesund ist?“, fragte Tony.
„Beides.“
„Ich mag Fisch auch. Aber wenn ich Lust auf ein Steak habe, bestell ich eins.“ Er schnitt sich noch ein Stück ab und aß es genussvoll. „Ich halte nichts davon, mir etwas zu versagen.“
„Da unterscheiden wir uns wohl“, entgegnete Rachel. „Ich halte nichts von Völlerei.“
„Ist das wirklich Völlerei?“ Tony trank einen Schluck von seinem Wein. „Alles in Maßen, oder?“
„Ja, wahrscheinlich.“
Als nach dem Essen der Kellner mit dem Dessertwagen vorbeikam, rechnete Tony damit, dass Rachel verzichten würde. Doch mit einem Blick in seine Richtung bestellte sie ein Stück Erdbeerkuchen und einen Kaffee.
„Dasselbe für mich“, schloss Tony sich an.
Sobald sie allein waren, meinte Rachel: „Sie wundern sich, dass ich ein Dessert genommen habe.“
„Stimmt.“
„Ich wollte es eben.“
Er lachte. „Sie lernen schnell, carina .“
Schließlich gingen sie gemeinsam zu ihren Autos.
„Es war ein langer Tag.“ Rachel seufzte. „Eine lange Woche.“
„Sind Sie morgen im Laden?“
„Nein. Ich muss meine Umzugskartons packen. Bis Montag ist nicht mehr viel Zeit. Am besten miete ich auch noch einen Lagerraum an, weil ich vermutlich keinen Platz für alle meine Sachen haben werde, wo immer ich auch lande.“
Nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: „Vielleicht sollte ich gar nicht alles behalten, sondern den neuen Eigentümer fragen, ob er die Möbel übernehmen möchte. Eigentlich sind sie überhaupt nicht mein Stil, aber in der Scheidungsvereinbarung wurden sie mir zugesprochen. Matthew hat den großen Plasma-Fernseher bekommen und ich die Wohnzimmer-Sitzecke.“
„Das klingt, als hätte Ihr Exmann den besseren Deal gemacht.“
„Was haben Männer bloß immer mit ihren Riesenfernsehern?“
„Tja, Größe spielt eben doch eine Rolle“, erklärte Tony trocken.
„Scheint so.“ Lächelnd blickte Rachel zu ihm auf. „Sie kennen nicht zufällig jemanden, der an einer sehr großen, sehr langweiligen beigefarbenen Couch interessiert wäre? Sie ist hochwertig und hat kaum Abnutzungserscheinungen. Wäre günstig abzugeben.“
„So spontan, nein. Aber vielleicht können Sie sie ja online verkaufen.“
Sie nickte. „Meine Mutter meint, ich soll sie behalten. Sie denkt, es ist besser, als gar keine Couch zu haben.“
„Vielleicht sollten Sie auf Ihre Mutter hören.“
„Hören Sie denn auf Ihre Mutter?“, fragte Rachel.
„Kommt darauf an, was sie mir sagt.“
„Also nein.“
„Wenn ich auf sie hören würde, wäre ich jetzt verheiratet und hätte ein halbes Dutzend Kinder.“
Sie lachte. „Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.“
Seltsamerweise störte ihn ihr Kommentar. „Sie halten mich nicht für einen väterlichen Typ?“
„Eher nicht. Genauso wenig, wie ich denke, dass Sie als Ehemann geeignet wären.“ Sie hielt inne. „Oh, ich hoffe, ich habe Sie jetzt nicht beleidigt.“
Achselzuckend erwiderte Tony: „Die Frauen, mit denen ich zusammen bin, scheinen alle irgendwann an einer Ehe interessiert zu sein.“ Deshalb ließ er auch nie zu, dass sich die Dinge zu weit entwickelten. Eine Trennung war viel einfacher, wenn keine tiefen Gefühle dabei im Spiel waren. Das wusste er von Kendra. Sie hätten es beinahe bis zum Altar geschafft. Aber diesen Fehler würde er nicht noch einmal machen.
„Frauen und Männer haben eben andere Vorstellungen von Liebe.“
Er lächelte zustimmend. „Das ist wahr.“
„Aber zurück zu meiner Couch. Ich könnte die Garnitur behalten, aber sie gefällt mir einfach nicht.“ Rachel sah ihn an. „Und fragen Sie mich nicht, warum ich Möbel besitze, die ich gar nicht haben wollte. In einer Ehe ist das nämlich nicht so einfach.“ Niedergeschlagen fügte sie hinzu: „Wenn man verheiratet ist, muss man Kompromisse schließen.“
„Haben Sie Kompromisse geschlossen oder Ihre Seele verkauft, carina ?“
Entrüstet schnappte sie nach Luft.
„Verzeihen Sie“, meinte Tony. „Von Ehen verstehe ich nichts. Schließlich
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